Edith-Ruß-Stiftung

Edith-Ruß-Stiftung

Stiftungszweck

Die Edith-Ruß-Stiftung ist eine selbstlos tätige Stiftung, die als Grundlage für das Edith-Russ-Haus diente. Das Museum ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Stifterin wünschte sich ebenfalls Gästeappartements, in denen Gäste der Stadt Oldenburg aus den Bereichen Kunst, Kultur, Wissenschaft oder Politik unentgeltlich oder gegen Erstattung der Selbstkosten wohnen können. Weiterhin soll das Edith-Russ-Haus von städtischen Kultureinrichtungen und anderen künstlerischen sowie kulturellen Vereinigungen genutzt werden. Überschießende Mittel kann das Haus zum Ankauf von Kunstwerken verwenden. Die Stiftung wurde am 19. Mai 1998 gegründet.

Da die Stiftung ausschließlich über Sachmittel verfügt, werden keine finanziellen Förderungen durchgeführt.

Über die Stifterin

Edith Maria Ruß wurde am 22. Januar 1919 in Hildesheim geboren. 1929 zog sie mit ihren Eltern nach Oldenburg. Bereits während ihrer Schulzeit an der Cäcilienschule fiel ihr großes Kulturinteresse auf. Der Direktor des Landesmuseums Oldenburg, Dr. Walter Müller-Wulckow, zeichnete die dreizehnjährige Schülerin 1932 für eifrigen und verständigen Museumsbesuch mit einem Buchpräsent aus. Für Edith Ruß gab es keine moderne oder alte Kunst, sondern lediglich Kunst. So begeisterte sie sich gleichsam für Expressionisten und die alten Meister. 1939 folgte ein Volontariat bei der Feuilletonredaktion der „Oldenburger Nachrichten für Stadt und Land“.

Nach abgeschlossener Ausbildung ging sie zur Frauenzeitschrift „Hella“ nach Berlin. Als die Zeitschrift wegen Papiermangels nicht mehr erscheinen konnte, kehrte Edith Ruß nach Oldenburg und an ihrem alten Arbeitsplatz zurück. 1945 begann Edith Maria Ruß eine Ausbildung an der Pädagogischen Akademie in Oldenburg. Es folgten 25 Jahre als Volksschullehrerin.

1972 absolvierte die 53-Jährige das Staatsexamen für das Lehramt an Sonderschulen für geistig Behinderte. Pädagogische Berufung und Einsatz für Kunst waren entscheidende Pole ihres Lebens. Persönlich bescheiden und sparsam, verwandte sie einen Großteil ihres Einkommens zur großzügigen Förderung junger Kunst. Dem Landesmuseum Oldenburg schenkte sie wertvolle Plastiken, unter ihnen die Büste Heinrich Vogelers von Clara Rilke-Westhoff, die „Grace“ von Wilhelm Lehmbruck und die große „Danae“ von Gustav Seitz. Die Kunst der Worpsweder stand ihr persönlich nahe. Eine enge Freundschaft verband sie mit dem Dichter Manfred Hausmann und Bekanntschaft mit Martha Vogeler und Clara Rilke-Westhoff. Edith Ruß starb am 18. Juli 1993 in Oldenburg. Ihre Grabstelle befindet sich auf dem Gertruden Kirchhof.

Am Donnerstag, 29. Februar 2024, veröffentlichte die taz nord unter dem Titel Braune Wurzeln einen Artikel über die Rolle von Edith Ruß im Nationalsozialismus. Der Autor zitiert eine Reihe von explizit propagandistischen Texten von Edith Ruß für die nationalsozialistische Oldenburgische Staatszeitung. Im Gegensatz zu der Biographie Paula von Sydows, in der Edith Ruß´ Tätigkeit für diese Zeitung ebenfalls benannt wurde, sie aber betonte, dass Edith Ruß nie Mitglied der NSDAP war, charakterisiert der taz nord Artikel Edith Ruß als überzeugte Nationalsozialistin. Um diesen sehr unterschiedlichen Einschätzungen mit Transparenz, aber auch wissenschaftlicher Genauigkeit zu begegnen, gibt die Stadt Oldenburg ein unabhängiges, historisches Gutachten über Edith Ruß in Auftrag, welches 2025, im Jubiläumsjahr des Edith-Russ-Hauses, öffentlich vorgestellt und diskutiert werden soll.

Zuletzt geändert am 10. April 2024