Ein Jahr Krieg in der Ukraine

Vom Helfen und helfen lassen – Wie der russische Angriffskrieg auch Oldenburg verändert hat

Der Wunsch vom Frieden bleibt ein Traum

Über ein Jahr lang ist die schreckliche Nachricht her, die Oldenburg und den Rest der Welt tief erschütterte und noch heute für Fassungslosigkeit sorgt: Russland – nein, Wladimir Putin – hat am 24. Februar 2022 die Ukraine angegriffen. Rücksichtslos, grundlos, kompromisslos. Und der unsinnige, verbrecherische Angriffskrieg tobt weiter, Tag für Tag. „Mit diesem feigen Anschlag auf Demokratie, Frieden und Freiheit hat der russische Präsident die Werte der Welt mit Füßen getreten. Aber was er neben all dem furchtbaren Leid damit auch auslöste, war eine ungeheure Welle der Hilfsbereitschaft. Nicht nur in Oldenburg, sondern weltweit“, so Oberbürgermeister Jürgen Krogmann.
 

Solidaritätsbekundung und digitale Anlaufstelle

Am Tag des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hisste Oldenburg an mehreren Fahnenmasten in der Stadt die ukrainische Flagge, am Rathaus zusätzlich die „Mayors for Peace“-Fahne. Kurze Zeit später bekundete der Rat der Stadt Oldenburg seine Solidarität mit der Ukraine. Blitzschnell wurde mit www.oldenburg.de/ukraine » eine digitale Anlaufstelle geschaffen, über die sich ukrainische Flüchtlinge informieren und vor allem offiziell registrieren können, um entsprechende Hilfen zu bekommen, und auf der offizielle Spendenkonten zu finden sind.

Mehrere politische Jugendorganisationen hatten auf dem Schlossplatz zu einer Mahnwache aufgerufen, auf der Krogmann spontan eine Rede hielt. Um die Aufnahme von geflohenen Menschen vorzubereiten, bildete die Verwaltung einen Koordinierungs- und Krisenstab, der erstmals am 3. März 2022 tagte.

Offizielle Unterbringung und privates Engagement

Die ersten 50 Geflüchteten aus der Ukraine, die Oldenburg über das Land Niedersachsen zugewiesen wurden, erreichten die Stadt am 11. März 2022 und wurden in der Unterkunft an der Gaußstraße einquartiert. Mit Stand vom 20. Februar 2023 wohnen offiziell 1.871 Kriegsvertriebene aus der Ukraine in Oldenburg. Jede Woche erreichen uns durchschnittlich bis zu 30 Geflüchtete aus der Ukraine. „Die Flüchtlingssituation insgesamt stellt uns vor eine große Herausforderung, auch wenn wir noch freie Kapazitäten haben – denn zu uns kommen ja nicht nur Menschen aus der Ukraine, die Schutz suchen, sondern auch aus anderen Teilen der Erde. Und selbstverständlich tun wir alles, um deren Unterbringung zu gewährleisten.“

Aber dabei geht es natürlich nicht nur darum, ein Dach über dem Kopf zu haben, so Krogmann: „Das Erlernen der Sprache, die Integration in Kitas, Schulen und den Arbeitsmarkt, das wirkliche soziale Ankommen in unserer Stadt und vor allem auch die Verarbeitung der traumatischen Erlebnisse – das alles sind enorm wichtige Aufgaben und Herausforderungen, denen wir uns täglich gemeinsam stellen.“

Enorme Hilfsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger

Auch zahlreiche Oldenburgerinnen und Oldenburger unterstützten Ukrainerinnen und Ukrainer bei der privaten Unterbringung – und weit darüber hinaus. Sie boten sich beispielsweise als ehrenamtliche Sprachvermittler an, unterstützten organisierte Hilfstransporte mit Sachgütern oder spendeten Geld über allgemein anerkannte Hilfsorganisationen. Seit Ausbruch des Krieges haben sich etwa 150 Bürgerinnen und Bürger bei der Stadt Oldenburg gemeldet, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe für Ukrainerinnen und Ukrainer engagieren möchten. „Ich bin immer noch gerührt von dieser enormen Welle der Hilfsbereitschaft, die in unserer Stadt zu spüren war und immer noch zu spüren ist. Menschlichkeit, Miteinander und Mitgefühl sind Werte, die die Oldenburgerinnen und Oldenburger auszeichnen – das erfüllt mich in meiner Funktion als Oberbürgermeister, aber auch als private Person und Oldenburger Bürger, mit Stolz.“

Solidaritätspartnerschaft und Hilfslieferungen

In dem Zuge ist auch die wichtige Arbeit von Vereinen wie „Oldenburg hilft“ zu nennen, die sich seit Beginn des Krieges für die Menschen in und aus der Ukraine einsetzen. So hat sich aus den Kontakten des Vereins zur ukrainischen Stadt Chervonohrad im Laufe des vergangenen Jahres eine Solidaritätspartnerschaft zwischen den beiden Kommunen entwickelt. Es wurden Hilfsgüter, darunter etwa ein Rettungswagen, Tragen, EKGs und Versorgungsmaterial, in die Ukraine gebracht, und es wurde eine Erholungsfreizeit für ukrainische Kinder und Jugendliche in Oldenburg organisiert.

Wo stehen wir heute und wie geht es weiter?

Am Donnerstag, 23. Februar 2023, wurden medizinische Materialien aus den Restbeständen der Oldenburger Corona-Impfpunkte dem Verein „Christliche medizinische Hilfe direkt“ übergeben », deren ärztliches Personal die Güter bei einem der nächsten Transporte in die Ukraine vor Ort gezielt weitergeben wird.

Seit Freitag, 24. Februar 2023, zum traurigen Jahrestag des Angriffskrieges, befasst sich eine berührende Ausstellung auf dem Flur des Kulturzentrums PFL » mit der Sicht Oldenburger Kinder auf den Krieg und seine Folgen. Was denken Kinder eigentlich über den Krieg? Welche Gefühle verbinden sie damit und mit wem können sie über diese beängstigende Situation sprechen? In Workshops haben sich Schülerinnen und Schüler zweier Oldenburger Grundschulen mit diesen Fragen künstlerisch auseinandergesetzt.

Leider bleiben diese Fragen aktueller denn je. Denn der Krieg in der Ukraine ist noch nicht vorbei, es ist derzeit kein Ende in Sicht. Krogmann macht dennoch Mut: „Was aber auch bleibt, ist die Hoffnung – die Hoffnung auf Frieden in der Ukraine, in Europa und der Welt.“

Zuletzt geändert am 27. Februar 2023