Exhalle
Gebäude und Plätze
Rote Ziegeln mit Geschichte
Es ist Samstag und Jonas ist mit seinen Großeltern auf dem Markt. Jonas liebt es, mit seiner Oma durch die Stände auf dem Pferdemarkt zu schlendern und Obst und Gemüse zu kaufen. Es riecht so gut und überall darf er etwas probieren.
Der Pferdemarkt ist umgeben von vielen schönen alten Gebäuden. Da ist zum Beispiel die große Landesbibliothek mit ihren gelben Außenwänden. Jonas hat dort schon mal mit seiner Mutter ein Buch abgeholt. Da kann er sich noch ganz genau dran erinnern.
Als er aber mit Oma und Opa zurück zum Auto geht entdeckt er ein Gebäude, das ihm vorher noch nie aufgefallen ist. Es ist aus schönen dunkelroten Ziegeln und hat hohe Fenster. Es kommt Jonas sehr groß und vor allem lang vor. Hoch und breit ist es jedoch nicht. „Komisch!“, denkt Jonas. „Es ist ganz anders als die anderen Häuser hier.“ Er dreht sich zu Opa um, der auf alle Fragen eine Antwort weiß, und fragt: „Opa, was ist das für ein Gebäude?“
„Das ist die alte Exhalle, mein Junge“, antwortet Opa. Exhalle? Jonas versteht gar nichts mehr. „Wozu ist eine Exhalle?“, fragt er neugierig weiter. „In dieser Halle haben früher Soldaten geübt in Gruppen zu marschieren. Alle Soldaten einer Gruppe mussten im gleichen Takt gehen können und auf Kommando stillstehen“, berichtet Opa. „Ja, das habe ich schon mal in den Nachrichten gesehen, wenn Soldaten marschieren“, sagt Jonas. „Ja, heute marschieren Soldaten meist nur zu besonderen Anlässen. Früher hat man sie viel öfter in Gruppen oder so genannten Abteilungen im Gleichschritt laufen lassen. Sie mussten aber auch üben, wie man mit einer Waffe umgeht. Zum Beispiel wie man sie reinigt, zusammensetzt und lädt. Außerdem wurde ihnen beigebracht, wie sie sich im Gefecht zu verhalten haben. All das haben sie in der Exhalle gemacht“, erzählt Opa weiter.
Halle zur Soldaten-Ausbildung
„Gefecht bedeutet Kampf, oder?“, fragt Jonas. „Ja“, sagt Opa. „Soldaten haben ja die Aufgabe das Land in einem ernsten Fall zu verteidigen, deshalb müssen Soldaten so etwas lernen.“ „Aber warum heißt sie denn nun Exhalle?“, will Jonas wissen. „Weil die Ausbildung zum Marschieren, zum Waffengebrauch und zum Verhalten im Gefecht auch Exerzieren genannt wird“, erklärt Opa. „Ach so! Und weil die Soldaten das alles in dieser Halle geübt haben, wurde sie danach benannt“, reflektiert Jonas. „Genau!“, ruft Opa und gibt Jonas einen Klaps auf die Schulter. „Die Halle ist schön, aber sie sieht schon ziemlich alt aus“, bemerkt Jonas. „Sie wurde ja auch schon 1879, also vor rund 130 Jahren gebaut. Damals war das 91-er Infanterieregiment am Pferdemarkt ansässig und dieses Regiment benötigte eine Halle zur Ausbildung. Ein Infanterieregiment ist eine Bodentruppe. Also eine Gruppe von Soldaten, die auf dem Boden eingesetzt wurde und nicht, wie zum Beispiel eine Fliegergruppe, in der Luft“, berichtet Opa.
Bühne für Theaterstücke
„Üben die Soldaten noch heute in der Halle?“, will Jonas wissen. Opa erklärt ihm, dass das Militär die Halle nur bis circa 1930 nutzte. Danach zog ein Teppichgewerbe in die Halle ein und lagerte und verkaufte hier Teppiche. Zu diesem Zeitpunkt konnten zum ersten Mal Leute, die nicht dem Militär angehörten, in die Halle. Der Laden mit dem Namen TeFTa Teppiche, der auch Lacke und Farbstoffe verkaufte, schloss im Frühjahr 2005. Jonas hat dem Bericht seines Großvaters aufmerksam gelauscht und schon wieder liegt ihm eine Frage auf der Zunge: „Wozu wird die Halle denn heute genutzt? Können wir nicht mal hineingehen?“ Opa zeigt auf ein Schild über der Eingangstür der Exhalle. Jonas liest: „Oldenburger Staatstheater“.
„Heute werden hier Theaterstücke vom Oldenburger Staatstheater aufgeführt“, sagt Opa und drückt die Klinke der Eingangstür. Sie ist verschlossen. „Schade!“, sagt Jonas. Da kommt Oma, die die Einkäufe eingeladen hat und sagt: „Vielleicht können wir noch mal herkommen, wenn eine Theatervorstellung ist. Hier finden oft Aufführungen oder Vorlesungen statt. Vielleicht gibt es hier auch was für Kinder.“„Ja, das wäre schön“, sagt Jonas und folgt seinen Großeltern zum Auto. Auf dem Rückweg erzählt Opa noch, dass die Exhalle denkmalgeschützt ist, weil sie schon so alt ist. Es musste schon viel erneuert werden. Zum Beispiel mussten erstmal zwei Bühnen und die dazugehörigen Zuschauerräume eingerichtet werden, um die Exhalle für Veranstaltungen des Theaters nutzbar zu machen. Jetzt finden circa 200 Zuschauerinnen und Zuschauer in der Exhalle Platz. Jonas ist begeistert von den interessanten Geschichten seines Opas und hofft, bald mit seinen Großeltern zu einer Vorstellung in die Exhalle gehen zu können.
Zuletzt geändert am 9. April 2024