Schulsozialarbeit in Oldenburg
Dass Bildung gegenwärtig unstrittig mehr ist als Schule, ist Ausdruck einer doppelten Erfahrung: der Erfahrung im System Schule, dass Lernen, Bildung und Erziehung sich mit der Krisenhaftigkeit kindlicher und jugendlicher Entwicklung befassen muss, sowie der Erfahrung kommunaler Politik, dass Jugendsozialarbeit von einem integrativen Konzept und einem umfassenden Bildungsbegriff ausgehen muss, um nicht in der Ecke interventionistischer Sozialarbeit gefangen zu sein.
Schulsozialarbeit ist ein Handlungsfeld, das diese doppelte Erfahrung produktiv aufnimmt und im Sinne eines ganzheitlichen Bildungsbegriffs die Chance bietet, Schule und Jugendarbeit in der Perspektive der Idee der Bildungslandschaft gemeinsam in die Verantwortung für gelingende Bildung zu nehmen.
Ziel von Schulsozialarbeit ist es, Kinder und Jugendliche in ihrem Bemühen zu begleiten und zu unterstützen, eine für sie gelingende Bildungsbiografie zu gestalten und zu leben. Solche individuellen Biografien sind eine Folge von stetigen Entwicklungen, die immer wieder auch durch krisenhafte Übergänge und Irritationen gekennzeichnet sind. Ob ein krisenhafter Übergang, eine biografische Irritation zu einem langanhaltenden Phänomen und zu einem möglicherweise andauernden Krisenerleben führt, hängt wesentlich davon ab, ob es Kindern und Jugendlichen gelingt, die Entwicklungsaufgaben des jeweiligen Übergangs zu meistern. Dazu ist es nötig, altersspezifische Ressourcen zu aktivieren und sich auf ein stützendes Umfeld verlassen zu können.
Schulsozialarbeit interveniert vor allem in Konstellationen, in denen das eine oder/und das andere nicht entwicklungsfördernd gegeben ist und eine Chronifizierung mangelnder Bewältigung von Entwicklungskrisen droht. Schulsozialarbeit zielt aber ebenso präventiv auf die Entwicklung und Stärkung altersspezifischer Ressourcen bei Kindern und Jugendlichen und sie sensibilisiert das soziale Umfeld für die Herausforderungen kindlich-jugendlicher Entwicklung. Schulsozialarbeit sieht sich daher als Anwalt der Kinder und der Jugendlichen, indem sie stützt und stärkt und im Umfeld Empathie und Verstehen fördert.
Die Ziele verfolgt Schulsozialarbeit im Wesentlichen in fünf Modi:
- Stabilität
- Kontinuität
- Stärken
- Nähe
- Zukunft
Im Modus der Stabilität bietet Schulsozialarbeit Orientierung und Sicherheit, wo andere Systeme zeitweise nicht funktionieren. Stabilität in der eigenen Biografie ist wegweisend für eine gesunde Entwicklung eines jeden Heranwachsenden.
Die verlässliche Ansprechbarkeit der Schulsozialarbeiter und Schulsozialarbeiterinnen setzt eine kontinuierliche Beziehungsarbeit in Schule voraus. Kontinuität bietet Sicherheit für die Schülerinnen und Schüler sowie Verlässlichkeit für die Lehrkräfte und Eltern.
Im Modus des Stärkens entdeckt Schulsozialarbeit individuelle Ressourcen und vermittelt den Kindern und Jugendlichen, wie sie ihre Ressourcen in sozialen Handlungen anwenden können. Diese Kompetenz bietet Sicherheit und befähigt zu selbstwirksamem Handeln und gesellschaftlicher Teilhabe. Die Schulsozialarbeiter und Schulsozialarbeiterinnen stärken das System Schule als Lern- und Lebensort durch Unterstützung der Lehrkräfte und Eltern in Erziehungsfragen und -kompetenzen.
Im Modus der Nähe etabliert Schulsozialarbeit eine intensive und respektvolle Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrkräften. Dabei ist Nähe nicht spannungsfrei, denn sie ist mit der Verpflichtung zur Verschwiegenheit verbunden, bedeutet gleichzeitig aber, dass Schulsozialarbeiter und Schulsozialarbeiterinnen als integraler Bestandteil der Schule auch dort ver-ankert sind.
Die Zukunftsperspektiven der jungen Menschen werden im Zusammenspiel von Nähe, Stärken, Stabilität und Kontinuität von Schulsozialarbeitern und Schulsozialarbeiterinnen positiv beeinflusst. Das System Schule profitiert durch den multiprofessionellen Ansatz für die eigene Schulentwicklung, die Kommunen haben in Schulsozialarbeit ein unverzichtbares Instrument zur Gestaltung ihrer Bildungslandschaft.
Schulsozialarbeit ist inzwischen an 23 Schulen in Trägerschaft der Stadt Oldenburg verankert. Darunter fallen 12 Grundschulen, 4 Oberschulen, 3 Integrierte Gesamtschulen, 1 Gymnasium und 3 berufsbildende Schulen.
Anstellungsträger für Schulsozialarbeit in Oldenburg ist das Land Niedersachsen ».
Zuletzt geändert am 16. August 2023