Interview zum Masterplan Stadtgrün

Robert Sprenger im Interview über den Stand und die Ziele des Masterplans Stadtgrün

So kommt Oldenburg auf den grünen Zweig

Es sprießt und grünt bald hoffentlich noch mehr in Oldenburg: Der Ende 2022 beschlossene Masterplan Stadtgrün » bündelt Maßnahmen, um die „Gartengroßstadt Oldenburg“ noch grüner zu machen und besser an die Auswirkungen des Klimawandels anzupassen – zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger ebenso wie für Artenvielfalt und Klima. Was der Masterplan konkret vorsieht und wie sich die Funktion von Stadtgrün gewandelt hat, erklärt Robert Sprenger, Leiter des Amtes für Umweltschutz und Bauordnung, Anfang August 2023 in einem Interview.

Frage: Das Leitbild im Masterplan Stadtgrün folgt der Idee einer „Gartengroßstadt Oldenburg“. Was verbirgt sich hinter diesem Titel?

Sprenger: Oldenburg ist eine der grünsten Großstädte Mitteleuropas. Viele verschiedene Grünflächen prägen das Bild der Stadt. Während manche Grünanlagen erst in jüngerer Zeit geschaffen wurden, bestehen andere schon seit langer Zeit. Darauf fußt das Selbstverständnis Oldenburgs als grüne Großstadt. Mit dieser übergeordneten Grundidee wurden im Masterplan Lösungsmöglichkeiten und Ziele für die Herausforderungen der zukünftigen Entwicklung und Ausrichtung des urbanen Grüns erarbeitet.

Dabei wird auch ein Paradigmenwechsel in der Bedeutung des Stadtgrüns für die Bürgerinnen und Bürger deutlich. Das heißt, bei der Anlage oder Entwicklung von Grünanlagen geht es nicht mehr vorrangig um möglichst vielfältige Nutzungsangebote im Sinne der Erholungsfunktionen, sondern maßgeblich auch um die Leistungsfähigkeit der Grünanlagen für das Stadtklima, die Gesundheit des Menschen und den Erhalt der Natur.

Frage: Der Masterplan ist 140 Seiten stark und listet zahlreiche Einzelmaßnahmen auf – wie ist die Umsetzung geplant und wie werden die Prioritäten gesetzt?

Sprenger: Im Masterplan werden der aktuelle Zustand und die Funktionserfüllung der Stadtgrünflächen im gesamten Stadtgebiet analysiert. Daraus werden Maßnahmenbereiche abgeleitet, in welchen sich Bereiche mit mehreren defizitären Funktionen überlappen. Anhand dieser Maßnahmenräume werden nun die Prioritäten neu gesetzt und anschließend sukzessive konkrete Projekte zur Verbesserung erarbeitet.

Hier können sich auch aus der Verknüpfung mit anderen Fachbereichen ganz unterschiedliche Maßnahmen ergeben. Ein Beispiel ist die im Sommer 2022 abgeschlossene Thermalbefliegung, deren Ergebnisse in den geplanten Hitzeaktionsplan der Stadt Oldenburg einfließen können. Ein anderes Projekt, welches sich bereits mit dem Tiefbauamt gemeinsam in Planung befindet, ist die umfängliche Pflanzung von Straßenbäumen im Zuge eines neuen Straßenbaumprogrammes.

Frage: Welche Verbindungen gibt es zu anderen Strategieplänen, etwa im Bereich Mobilität oder Sozialplanung?

Sprenger: Verknüpfungen gibt es, beziehungsweise soll es, in beide Richtungen geben: Einerseits werden im Masterplan die Ergebnisse anderer Planungen mit einbezogen. Zum Beispiel finden sich Inhalte aus dem Landschaftsrahmenplan 2016 », dem Stadtentwicklungsprogramm 2025 » und dem Strategieplan Mobilität und Verkehr 2025 » im Masterplan wieder.

Andererseits sollen die Ziele des Masterplans Stadtgrün in zukünftigen Planungen und Strategiepapieren, auch aus anderen Fachbereichen, Berücksichtigung finden. Hier kann ich als Beispiele alle Maßnahmen der Bauleitplanung oder die geplante Klimaanpassungsstrategie nennen. Aber auch in den Ende 2022 verabschiedeten Klimaschutzplan und den Sozialbericht 2022 sind bereits Resultate des Masterplans eingeflossen.

Frage: Die Ansprüche an den öffentlichen Raum sind heute zahlreich: Es wird mehr Wohnraum gebraucht und auf den Straßen gibt es bereits Konkurrenz durch Auto-, Fuß- und Radverkehr, auch ohne breitere Grünstreifen. Ist überhaupt genug Fläche da, um mehr Stadtgrün zu schaffen?

Sprenger: Es geht im Masterplan nicht darum, einfach nur breitere Grünstreifen an den Straßen anzulegen. Vielmehr ist das Thema Grünentwicklung in der Großstadt sehr komplex und es müssen dabei unterschiedlichste Ansprüche und Sichtweisen berücksichtigt werden. Hier müssen interdisziplinäre, also ämterübergreifende Abwägungsprozesse zeigen, wo im Stadtgebiet die Priorität der Grünentwicklung liegt und ob diese über die Qualifizierung bestehender Flächen oder die Neuanlage von Grün realisiert werden kann.

Frage: Der Masterplan soll zunächst für 10 bis 15 Jahre gelten. Was ist in dieser Zeit realistischerweise umzusetzen?

Sprenger: Der Masterplan formuliert als Handlungskonzept für alle Stadtgrünflächen im Siedlungszusammenhang zunächst einmal eine Vielzahl von unterschiedlichen Maßnahmen. Als nächster Schritt werden aus diesen nun konkrete Projekte für die einzelnen Maßnahmenbereiche und Stadtgebiete abgeleitet, um dort die defizitären Funktionen zu stärken. Die zeitliche Umsetzung dieser Projekte hängt dann von verschiedenen Faktoren wie Rahmenbedingungen, Flächenverfügbarkeit und vorhandenen Mitteln ab.

Dabei ist zu beachten, dass der Masterplan nicht nur Maßnahmen für öffentliche Grünflächen sondern auch für privates Grün aufzeigt. Damit ist also nicht nur die Stadt in der Pflicht, die Ziele des Masterplans umzusetzen, sondern auch jede Bürgerin und jeder Bürger kann einen Beitrag für das Grün in Oldenburg leisten.

Frage: Was können Bürgerinnen und Bürger denn tun?

Sprenger: Braucht es beispielsweise immer einen Zaun an der Grundstücksgrenze, ist eine Hecke aus Buchen, Hainbuchen oder Liguster nicht besser? Kann ich auf meinem Grundstück noch einen Obstbaum pflanzen? Es sind meist die einfachen Dinge, die ein Mehr für sich selbst und die Allgemeinheit bringen können.

Zuletzt geändert am 8. Mai 2024