Teil 1: Jahresrückblick und Bilanz 2017
Oldenburg. 2017 experimentierten die städtischen Häuser mit neuen Formaten und leisteten Vorarbeit zur weiteren Entwicklung. Im Horst-Janssen-Museum und im Stadtmuseum konnte zum ersten Mal ein ganzjähriges Besucherprofil erfasst werden. Besuchererhebungen gaben in beiden Museen Einblicke in die Entscheidung zu einem Besuch und Reaktionen auf die angebotenen Ausstellungen. Für beide Museen wurden auch Nicht-Besucher-Umfragen durchgeführt. „Diese Informationen unterstützen insbesondere die weitere Entwicklung des Projekts Neues Stadtmuseum“, sagt Oberbürgermeister Jürgen Krogmann. „Wir wollen die Stadtgeschichte in Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern zeitgemäß und ansprechend für breite Besuchergruppen aufbereiten.“
Mit „Janssen Revisited“, einer von einer Künstlerin kuratierten Ausstellung, und „Ich spreche nur Kunst“ hat das Horst-Janssen-Museum neue Formate ausprobiert. Im Stadtmuseum gab es mit „Beat oder Bieder“ ebenfalls eine erste Intervention in den historischen Villen sowie Planungen für eine Neugestaltung der Dauerausstellung als Labor. „Die Bürgerbeteiligung 2016 hat den Wunsch nach partizipativen Formaten im Stadtmuseum unterstrichen“, erklärt die Leiterin der städtischen Museen Dr. Nicole Deufel. „Diesem Wunsch möchten wir jetzt schon nachkommen und Formate ausloten.“
Dem Edith-Russ-Haus für Medienkunst gelang mit der Buchpräsentation von Roee Rosen als offiziellem Programmpunkt der documenta 14 in Athen und Kassel ein großer Erfolg. Das gilt auch für eine Kooperation mit dem Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart in Berlin, wo die Installation „Ozeane“ von Armin Linke gezeigt wurde. Weiter international wirken konnte das Haus auch mit der Ausstellung von Szabolcs KissPál, die in Prag, Budapest und Dublin gezeigt wurde. Auch über KissPál gibt das Edith-Russ-Haus gemeinsam mit dem Verlag Revolver Press ein Buch heraus, das kürzlich in Dublin vorgestellt wurde.
In Zahlen drückt sich diese Arbeit wie folgt aus: Die städtischen Häuser konnten die Besucherzahlen im Vergleich zum Vorjahr leicht steigern auf 59.776. Dabei erzielte das Stadtmuseum 20.723 Besuche, mit zusätzlichen 9.602 Besuchen in der Artothek. In dieser war vor allem die KIBUM-Ausstellung von Janosch ein großer Erfolg. Im Horst-Janssen-Museum konnten 20.227 Besuche verbucht werden. Im Edith-Russ-Haus ist eine Steigerung auf 9.224 Besuche zu verzeichnen. Hier trug auch der Tag des offenen Denkmals zu vermehrten Besuchen der Ausstellung im Pulverturm bei. Die Häuser boten 18 Ausstellungen, 188 Veranstaltungen, 488 museumspädagogische Angebote und neun Publikationen. 7.020 Schulkinder besuchten die städtischen Häuser.
Teil 2: Jahresausblick 2018
Horst-Janssen-Museum
Das Horst-Janssen-Museum beschäftigt sich mit der Kunst von Horst Janssen und den unterschiedlichen Erscheinungsformen und Spielarten der Zeichnung und der druckgraphischen Künste. „Darüber hinaus werden wir immer stärker vorführen, erproben und zur Diskussion stellen, was Zeichnung alles sein kann, und befragen die klassische Definition von Zeichnung“, sagt Dr. Jutta Moster-Hoos, Leiterin des Horst-Janssen-Museums. „Anfang des Jahres blicken wir auf die deutschsprachige Comic-Szene und stellen an Hand der neuesten Graphic Novels die Zeichnerinnen und Zeichner vor, die uns aufgefallen sind. Wir zeigen die jeweils persönliche Machart, ausgewählte Sequenzen im Original und die zugehörige Publikation eines Titels.“
Danach geht es ab Ende Mai um den Surrealisten und Dadaisten Man Ray, der nicht nur als Schöpfer von ikonischen Fotoporträts bekannt wurde. Er hat 1922 eine Methode entwickelt, um fotografische Bilder ohne Kamera herzustellen – die so genannten Rayogramme. Besucher werden in der Ausstellung diese Technik kennenlernen und nachvollziehen können. Im Sommer steht dann Horst Janssen mit seinen Tier-Porträts in den verschiedenen druckgrafischen Techniken im Zentrum des Interesses. „Und ab September stellt die Kölner Künstlerin Monika Bartholomé ähnliche Fragen wie wir: Was ist und kann Zeichnung alles sein? Ihr mobiles ‚Museum für Zeichnung‘ wird ein temporäres Zuhause bei uns bekommen“, berichtet Dr. Moster-Hoos.
Stadtmuseum Oldenburg
Das Ausstellungsjahr steht im Stadtmuseum zunächst ganz im Zeichen des Comics: Mit einem Überblick über wesentliche Entwicklungen in der Geschichte dieser jungen Kunstgattung beteiligt sich das Haus am Gemeinschaftsprojekt der städtischen Einrichtungen zur Neunten Kunst. Im Mittelpunkt steht dann ab dem 18. März ohne Zweifel die „Duckomenta“. Diese bereits in zahlreichen europäischen Museen gezeigte ENTdeckungsreise durch die Kunst- und Kulturgeschichte der Menschheit wird mit der Station in den historischen Villen des Stadtmuseums erstmals im Nordwesten gezeigt.
„Natürlich wollen wir auch in diesem Jahr unserem Anspruch als zentrales Haus zur Präsentation regionaler Kunst von nationalem Rang gerecht werden“, betont Dr. Andreas von Seggern, Leiter des Stadtmuseums. „In diesem Zusammenhang zeigen wir im Frühjahr und Sommer jeweils umfangreiche Werkschauen von Eckhard Dörr und Jochen Mühlenbrink. Und im Herbst schließt sich in der Ausstellungsreihe ‚Crossover‘ die Begegnung des Künstlers Helmut Lindemann und der Künstlerin Marina Schulze an.“
Den Jahresabschluss bildet eine Kooperationsausstellung des Museums mit verschiedenen Institutionen und Vereinen in der Stadt, zum Beispiel der Kulturetage und der ABC Selbsthilfegruppe, zu Barrieren der gesellschaftlichen Teilhabe. Anlass ist das hundertjährige Jubiläum des Frauenwahlrechts.
Edith-Russ-Haus für Medienkunst
„Die vier Ausstellungen des Edith-Russ-Hauses 2018 drehen sich um künstlerische Beobachtungen unserer Gesellschaft“, erläutert Leiter Marcel Schwierin. „Im Zentrum jeder Ausstellung steht eine Weltpremiere, eine neu produzierte Arbeit, die den Besucherinnen und Besuchern einen Einblick in die aktuelle Kunstproduktion ermöglicht.“
„Unwanted Stories“ ist der Beitrag des Edith-Russ-Hauses zu dem Gemeinschaftsprojekt „Die Neunte Kunst“ über Graphic Novels und erzählt in Zeichnungen, Animationen und Computerspielen gezeichnete Geschichten, die sich sonst nicht erzählen lassen, weil es von ihnen keine fotographischen Bilder gibt. Ab April präsentiert die Soloausstellung mit dem 76-jährigen, jugoslawisch-serbischen Filmemacher Želimir Žilnik einen überragenden Innovator des dokumentarischen Films, der die Menschen in einer der schwierigsten Transformationsprozesse Europas, dem ehemaligen Jugoslawien, über viele Jahrzehnte mit seiner Kamera begleitet hat.
Für die dritte Ausstellung des Jahres kehrt die junge iranische Künstlerin Shirin Sabahi, die inzwischen in Berlin lebt, nach Teheran zurück, um dort die Restauration eines bedeutenden Kunstwerks zu dokumentieren. „Sie schlägt einen Bogen von einem Werk des künstlerischen Internationalismus über die museale Geschichte Irans bis hin zu der sinnlichen Erfahrung eines fremden Werkes“, berichtet Edit Molnár, Leiterin des Edith-Russ-Hauses. Und die Arbeit des in London und Istanbul lebenden Künstlerduos Noor Afshan Mirza & Brad Butler untersucht ab Oktober in drei filmischen Genres einen Skandal in der Türkei, der beispielhaft für den Kampf der Öffentlichkeit um Informationen in einem autoritären Staat steht, einem Thema das auch in Europa immer mehr Relevanz bekommt.