Oldenburg. Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann: In 25 Jahren wurden mehr als 11.000 Frauen aus der Region rund um Existenzgründung und berufliche Weiterbildung beraten, über 16.000 nahmen an Workshops und Vorträgen teil. Das ist das Ergebnis der beiden Projekte „Koordinierungsstelle Frauen und Wirtschaft (KOS)“ und der „ExistenzgründungsAgentur für Frauen (EFA)“, die seit 1998 existieren und seit 2012 unter dem Dach „Trägerverein Frauen und Wirtschaft e.V.“. gemeinsam agieren. In einem Pressetermin am Mittwoch, 31. Januar, wurden die bisherigen Erfolge, Herausforderungen und weiteren Ziele vorgestellt. Zurzeit arbeiten sieben Mitarbeiterinnen im Verein – alle in Teilzeit. Beraten wird in Delmenhorst, Oldenburg, Wildeshausen und Stuhr.
Gute Zusammenarbeit an gemeinsamen Zielen
Dabei zeigen beide Projekte, wie erfolgreich eine überkommunale Zusammenarbeit aussehen kann. Ziel beider Projekte ist es, Frauen auf ihrem Weg in eine existenzsichernde Erwerbsarbeit oder Selbstständigkeit durch Beratung, Weiterbildung und Vernetzung zu unterstützen. Die Kommunen werden jeweils durch ihre Wirtschaftsförderer und die Gleichstellungsbeauftragten im Vereinsvorstand vertreten, mit denen auch auf der Arbeitsebene eine fruchtbare Zusammenarbeit besteht.
Wo liegen die einzelnen Schwerpunkte?
Die KOS konzentriert sich auf die Unterstützung von Frauen insbesondere in Bezug auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Herausforderungen, denen Frauen in und nach der Elternzeit gegenüberstehen, werden durch gezielte Angebote und die Reflexion der aktuellen Lebenssituation angegangen. Die EFA unterstützt Frauen bei der Gründung einer Selbständigkeit oder eines Unternehmens, sowohl im Vollerwerb und auch im Nebenerwerb.
Wie finanzieren sich die beiden Projekte?
Finanzierende Mitglieder des Vereins sind die Stadt Oldenburg, der Landkreis Oldenburg sowie die Stadt Delmenhorst. Anfang 2022 hat sich zudem die Gemeinde Stuhr angeschlossen. Als weitere Mitglieder im Verein unterstreichen die Oldenburgische IHK, die Handwerkskammern Oldenburg und Delmenhorst/Oldenburg-Land, die Gewerkschaft ver.di, der Arbeitgeberverband und die regiovhs Ganderkesee-Hude die Bedeutung des Anliegens für die regionalen Wirtschaftspartner.
Finanziert werden die Projekte zu 30 Prozent von den beteiligten Kommunen, 70 Prozent kommen von der EU und dem Land Niedersachsen. Die Projekte müssen immer wieder neu beantragt werden und haben eine Laufzeit von meistens zwei Jahren.
Welche Herausforderungen bestehen?
Beide Projekte unterstützen Frauen auf ihrem beruflichen Weg. Da Frauen in der Regel in hohem Maße für die Familienarbeit zuständig sind, müssen diese genderspezifischen Rahmenbedingungen bei der Beratung und beruflichen Planung berücksichtigt werden. Dabei arbeiten die Beraterinnen mit einem lebensweltbezogenen, ganzheitlichen Beratungskonzept, das an den vorhandenen Ressourcen der Frauen anknüpft.
Die Projekte adressieren auch bei Unternehmen Herausforderungen, die Frauen spezifisch betreffen, wie tradierte Rollenverständnisse, Unterbrechungen der Berufslaufband, Zuständigkeit für Care-Arbeit, fehlendes Kapital, Benachteiligungen nach der Elternzeit.
Welche Rolle spielt die Vernetzung?
Entscheidender Faktor für die Beratungsleistungen ist das große Netzwerk in der Region, das mit Unternehmen und Institutionen aufgebaut wurde. Dabei arbeitet der Verein eng mit den Wirtschaftsförderungen der beteiligten Kommunen zusammen. Auch die Gleichstellungsbeauftragten der Kommunen waren und sind maßgeblich beteiligt an der Schaffung und Etablierung des Angebotes.
Teil des Projektes ist der Unternehmensverbund „Überbetrieblicher Verbund Frauen und Wirtschaft e. V.“. Dieser Zusammenschluss von etwa 100 Unternehmen setzt sich dafür ein, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern, Frauen in ihrer beruflichen Entwicklung zu unterstützen und die Elternzeiten gut zu überbrücken.
Wo können interessierte Frauen mehr erfahren?
Alle Angebote der KOS und der EFA gibt es gebündelt unter www.frauen-und-wirtschaft.de und www.existenzgruendungsagentur-fuer-frauen.de ». Bei Fragen ist die Geschäftsstelle unter der Telefonnummer 04431 85472 sowie per E-Mail an info[at]frauen-und-wirtschaft.de zu erreichen.
Einmal im Monat berät die EFA Gründerinnen gemeinsam mit der Gründungsberatung der Stadt Oldenburg im TGO – Technologie- und Gründerzentrum. Bei der Stadt Oldenburg ist Jannic Jacobs von der Wirtschaftsförderung Ansprechpartner in Sachen Gründungsförderung (Telefonnummer 0441 235-2818, E-Mail jannic.jacobs[at]stadt-oldenburg.de).
Gleichberechtigung: Lesung zum Jubiläum
Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der beiden Projekte veranstaltet der Verein eine Lesung mit der Bestsellerautorin Alexandra Zykunov am 8. Februar 2024 im CORE in Oldenburg. Die Autorin hat eine Fülle von Fakten und Daten zusammengetragen die belegen, dass Gleichberechtigung nicht einfach von selbst immer besser wird. Ihr unterhaltsamer, anregender und provokativer Vortrag unterstreicht die Bedeutung der Arbeit des Trägervereins Frauen und Wirtschaft. Die Veranstaltung ist bereits seit Anfang Januar ausverkauft, was das hohe Interesse am Thema unterstreicht.