Inhalt: Das Los der 15-jährigen Madina teilen viele Flüchtlingskinder: Sie alle sind Brückenbauer zwischen ihren Familien und dem neuen Leben in der westlichen Welt. Nach einer beschwerlichen Flucht vor dem Krieg in ihrer Heimat ist Madina endlich angekommen, in einem Land, das Sicherheit verspricht. Doch nicht allen in ihrer Familie fällt es leicht, Fuß zu fassen. So nimmt Madina das Schicksal ihrer Familie in die Hand und findet in Laura eine Freundin, die für sie in der Fremde Heimat bedeutet. Eine bewegende Geschichte über Freundschaft, Migration und das Erwachsenwerden in Zeiten von Krieg und Verfolgung – authentisch erzählt.
Begründung der Jury (von Ralf Schweikart):
Madina ist jetzt hier. Mit ihren Eltern, der Tante und dem kleinen Bruder lebt sie in einer schäbigen Flüchtlingsunterkunft. Zu tun gibt es für die Erwachsenen nicht viel, Tag für Tag warten sie sehnsüchtig auf den Brief vom Amt, mit ihrer Anerkennung. Wenigstens kann Madina in die Schule gehen und hat dort mit Laura eine enge Freundin gefunden, eine einzige. Denn sie ist anders als die anderen, mit ihren auffälligen langen dunklen Haaren und ihrem noch längst nicht perfekten Deutsch, weshalb sie sogar von ihrer Lehrerin Nachhilfe bekommt. Auch die Eltern sind anders, anders als Lauras Mutter und deren Freunde. Madinas Vater will nicht, dass Madina spät nach Hause kommt. Oder sogar bei ihrer Freundin übernachtet. Weil man das dort, wo sie herkommen, nicht tut. Und ein Vater seine Tochter beschützen muss. Die Geschichte von Madina ist eine Geschichte über das Ankommen in einem fremden Land, und die vielen Dinge, die fremd bleiben. Es ist auch eine Geschichte der unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Während Marina sich in ihrer Freundschaft mit Laura mehr und mehr Freiheiten erobert, schottet sich ihr Vater zusehends in seinen kulturellen Zwängen ab.
Julya Rabinowich ist eine anerkannte Dramatikerin und Autorin, die mit „Dazwischen: ich“ ihren ersten Jugendroman geschrieben hat. Sie hat über Jahre hinweg den Flüchtlingsdienst der Diakonie und ein Betreuungszentrum für Folter- und Kriegsüberlebende unterstützt – aus diesen Erfahrungen ist viel in die stimmige Darstellung ihrer Figuren eingeflossen. Geschickt verwebt sie in vielen kurzen Passagen Erinnerungen an die Heimat und den Krieg, Gedanken an die dort zurückgebliebenen Großeltern und Verwandten mit dem Leben im Hier und Jetzt und den zunehmenden innerfamiliären Konflikten. Sie erzählt präzise und nachvollziehbar, nah dran an den Figuren und ihren Stimmen – damit gelingt Julya Rabinowich ein sehr erhellendes Buch und ein wichtiger Beitrag zum Thema Flucht und Migration, der auch literarisch zu überzeugen weiß.
Vita: Julya Rabinowich, 1970 in St. Petersburg geboren, emigrierte 1977 mit ihrer Familie nach Wien, wo sie auch ihr Studium absolvierte. Sie ist als Schriftstellerin, Kolumnistin und bildende Künstlerin sowie bis 2011 als Dolmetscherin tätig. Viele Jahre unterstützte sie in dieser Funktion den Diakonie-Flüchtlingsdienst und Hemayat, ein Betreuungszentrum für Folter- und Kriegsüberlebende. Julya Rabinowich wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Zuletzt erschien bei Deuticke ihr Roman Krötenliebe. „Dazwischen: ich“ ist ihr erstes Jugendbuch, das 2016 mit dem österreichischen Jugendbuchpreis ausgezeichnet wurde.
Eine Leseprobe ist veröffentlicht unter www.stadtbibliothek-oldenburg.de.
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