Der „deutsche Osten“ auf Oldenburgs Straßenschildern

05.03.2014

Der „deutsche Osten“ auf Oldenburgs Straßenschildern

Oldenburg. Am Dienstag, 11.März, führt Dr. Tobias Weger um 19.30 Uhr im Kulturzentrum PFL, Peterstraße 3, die Veranstaltungsreihe „Umstrittene Paten? Oldenburger Straßennamen – Eine Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte“ fort. Mit seinem Vortrag „Sehnsuchtswelten im städtischen Raum. Kolonialismus und ‚deutscher Osten‘ im Spiegel Oldenburger Straßennamen“ verfolgt Weger unter anderem das Ziel, die bisherigen Erkenntnisse der Vortragsreihe auf die oldenburgische Lokalebene zu beziehen und somit die Aufmerksamkeit auf Beispiele „vor Ort“ zu richten. Der Vortrag wird gemeinsam vom Amt für Kultur und Sport der Stadt Oldenburg und dem Institut für Geschichte an der Carl von Ossietzky Universität veranstaltet. Der Eintritt ist frei.

Im Straßennetz Oldenburgs gehen zahlreiche Bezeichnungen auf Städte und Regionen im östlichen Europa zurück, in denen früher Deutsche gelebt haben – zum Teil entstammen sie bereits dem Grenzrevisionismus der Zwischenkriegszeit, zum Teil der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als Oldenburg zu einer neuen Heimat für Flüchtlinge und Vertriebene „aus dem Osten“ wurde. Der Historiker und Volkskundler Dr. Weger, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) in Oldenburg untersucht die Entwicklungsphasen dieser spezifischen Gruppe von Straßennamen und vergleicht sie mit einer anderen, im öffentlichen Bewusstsein weit weniger verankerten Gruppe – jenen Straßennamen, deren Bezeichnung an die Kolonialvergangenheit Deutschlands erinnern. Dabei geht es nicht um Handlungsempfehlungen für die Gegenwart, sondern in erster Linie um eine historische Bestandsaufnahme.

Tobias Weger hat sich bereits mehrfach mit dieser Thematik auseinandergesetzt: zum Beispiel in den Aufsätzen „Straßennamen als geschichtspolitische Orientierungszeichen“, die 2014 erscheinen sowie in „Von Adlern, Elchen und Greifen. Die ‚verlorene Heimat‘ auf öffentlichen Denkmälern und in Straßennamen“ aus dem Jahr 2010 oder „Die Erinnerung – ein Tabu? Formen und Orte der Erinnerung an Flucht, Vertreibung und Integration und an den so genannten ‚deutschen Osten‘ in Oldenburg und Umgebung“ von 2005. Daneben widmete sich Weger jüngst verschiedenen Stadtgeschichten und tat sich als Herausgeber diverser Sammelbände hervor, etwa mit dem Titel „Aufbruch und Krise. Das östliche Europa und die Deutschen nach dem Ersten Weltkrieg“, 2010, sowie „Grenzüberschreitende Biographien zwischen Mittel- und Osteuropa“, 2009.

Durch die Veranstaltung führt Prof. Dr. Hans Henning Hahn, Lehrstuhlinhaber für Osteuropäische Geschichte an der Universität Oldenburg.