Teil 1: Jahresrückblick und Bilanz 2018
Oldenburg. Das Museumsjahr 2018 stand vor allem unter dem Vorzeichen des Projektes Neues Stadtmuseum. Neben Infoveranstaltungen für Bürgerinnen und Bürger wurde es besonders intern vorangetrieben: So arbeiteten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um Museumsleiter Dr. Andreas von Seggern am Grobkonzept und an den Vorbereitungen für den Architektenwettbewerb. „Am 23. Januar werden wir den Gewinnerentwurf für den Neubau küren. So werden die Pläne für das Neue Stadtmuseum viel sichtbarer. Mit der Vergabe an das Architektenbüro und der Vorstellung des Feinkonzepts wollen wir das Projekt jetzt soweit voranbringen, dass 2020 der Baubeginn erfolgen kann“, zeigt sich Oberbürgermeister Jürgen Krogmann zuversichtlich.
Die Sonderausstellungen im Stadtmuseum, Horst-Janssen-Museum und im Edith-Russ-Haus haben 2018 deutlich mehr Besucherinnen und Besucher angezogen als noch im Vorjahr. „Mit einer Steigerung der Besucherzahlen von rund 23 Prozent und intensiven weiteren Vorarbeiten für das Projekt Neues Stadtmuseum können wir auf ein erfolgreiches Museumsjahr 2018 zurückblicken“, freut sich Dr. Nicole Deufel, Leiterin des Amtes für Museen, Sammlungen und Kunsthäuser. Im Stadtmuseum wurden bereits Ideen für das neue Museum umgesetzt: mit der Belebung der historischen Villen durch die „Duckomenta“ und einen Kostümschrank, mit der neuen (noch provisorischen) Dauerausstellung zur Stadtgeschichte oder mit der Ausstellung „Anerkennung“, die durchweg partizipatorisch konzipiert und durchgeführt wurde. Ein großer Erfolg für alle drei Häuser war die erste Kooperationsausstellung „Die neunte Kunst“, die insgesamt mehr als 19.000 Interessierte anzog. Fast ebenso viele Menschen wollten die „Duckomenta“ sehen, nämlich rund 18.000. Mit seinen acht Sonderausstellungen konnte das Stadtmuseum in 2018 insgesamt 29.349 Besucherinnen und Besucher verbuchen, ein deutliches Plus.
Ähnlich ist die Situation im Horst-Janssen-Museum, das mit der Ausstellung von Monika Bartholomé bereits die Profilschärfung und seinen neuen Claim „Zeichenkunst bis heute“ deutlich machen konnte. Hier eröffneten sich den Besucherinnen und Besuchern neue und interaktive Zugänge zur Zeichenkunst. International sehr bekannte Werke gab es in der Man Ray-Ausstellung zu sehen. Auch das Horst-Janssen-Museum konnte damit seine Besucherzahlen steigern, und zwar auf 27.215 Gäste. Mit der neuen Ausrichtung gingen auch ein neues Logo und eine neue Website einher. 2019 ist die Umsetzung einer neuen Dauerausstellung geplant.
Das Edith-Russ-Haus für Medienkunst zeigte im vergangenen Jahr wieder fünf Ausstellungen und konnte seinen Besucherrekord aus 2017 noch ganz leicht steigern auf 9.269 Besucherinnen und Besucher in 2018. Den größten Publikumszuspruch hatte die Installation von Stefan Panhans im Pulverturm. Neben dem erfolgreichen Beitrag zur „Neunten Kunst“ wurden auch die Ausstellungen der Stipendiaten Shirin Sabahi und Mirza/Butler sehr gut aufgenommen. Von internationaler Bedeutung war besonders die Ausstellung des legendären Filmemachers Želimir Žilnik, die deshalb auch von der Kulturstiftung des Bundes gefördert wurde.
Insgesamt konnten die drei Häuser 73.742 Besucherinnen und Besucher im Jahr 2018 verzeichnen. Eine Steigerung gab es ebenfalls beim Vermittlungsprogramm: So haben 9.046 Schul- und Kindergartenkinder daran teilgenommen und es standen 500 museumspädagogische Angebote für Einzelbesucher zur Auswahl. Hinzu kamen weitere 210 Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellungen.
Teil 2: Jahresausblick 2019
Horst-Janssen-Museum
Das Horst-Janssen-Museum startet mit einer ungewöhnlichen Ausstellung, die vor allem auch die Museumsgäste involvieren möchte. Insa Winkler, die in der Region keine Unbekannte ist, steht mit ihren Kunstprojekten für die Verbindung von Kunst, Natur und Nachhaltigkeit. In „Natur schöpfen. Eine wachsende Ausstellung“ geht es darum, Pigmente zu gewinnen und Papier herzustellen. Das alte Wissen darum wird unter der kuratorischen Leitung der Künstlerin neu gelernt, vermittelt und angewendet.
Mit Jorinde Voigt ist es gelungen, einen internationalen Star der Szene zu gewinnen. Ihre Zeichnungen beruhen auf Notationen, mit denen die Künstlerin Phänomene aus der sie umgebenden Welt in visuelle Systeme übersetzt. Die großformatigen Arbeiten, die oft in Werkzyklen zusammengefasst sind, sind von poetischer Schönheit und farbiger Opulenz.
Am 14. November 2019 jährt sich dann der Geburtstag von Horst Janssen zum 90. Mal. Das ist der Anlass für das Horst-Janssen-Museum, eine große Ausstellung als Kooperationsprojekt mit der Kunsthalle Emden aufzuziehen: „Kosmos Janssen“. In Oldenburg wird es um „Janssen und die Literatur“ gehen, dabei wird der Künstler als Schriftsteller und Literaturliebhaber gleichermaßen vorgestellt. Manuskripte, Porträts von bewunderten Poeten und von ihm eingelesene Texte werden in Oldenburg im Mittelpunkt stehen. In Emden beginnt bereits im September die Ausstellung „Janssen und die Bildende Kunst“.
Stadtmuseum Oldenburg
Die beiden Hauptausstellungen des Stadtmuseums sind bereits eng mit den Fragen der inhaltlichen Ausrichtung des Neubauprojektes verknüpft. „Standpunkte. Das Bild der Stadt in der Kunst“ widmet sich der Frage nach ästhetischen Perspektiven auf Oldenburg in Vergangenheit und Gegenwart. Historische Ansichten und zeitgenössische Positionen spiegeln prototypisch den städtischen Wandel der vergangenen 500 Jahre wider. Mit der Ausstellung „Kult! Angesagte Orte in Oldenburg“ macht sich das Museum in der zweiten Jahreshälfte auf die Suche nach identitätsstiftenden Orten, Ereignissen oder anderen typischen Merkmalen, die für die Oldenburgerinnen und Oldenburger individuell besondere Emotionen wecken und sie mit der Stadt verbinden.
Die weiteren Ausstellungen widmen sich Malerei und Fotografie aus Oldenburg und der Region: Anlässlich seines 70. Geburtstages widmet sich im Sommer erstmals eine größere Retrospektive dem Werk des in Oldenburg tätigen Lichtbildners Ennow Strelow. In der Reihe Crossover präsentiert das Museum in diesem Jahr den ästhetischen Dialog der beiden mit der Region verbundenen Künstler Edeltraut Rath und Johannes Oberthür.
Edith-Russ-Haus für Medienkunst
Das Edith-Russ-Haus zeigt drei Soloausstellungen und eine internationalen Gruppenausstellung, die mit künstlerischen Mitteln Aspekte unserer gesellschaftlichen Lebensrealität befragen. So untersuchen Nina Fischer & Maroan el Sani in der Ausstellung „The Active Guest“ Gesellschaften im Wandel. Im Zentrum ihrer Fotografien und Videoinstallationen stehen städtische Räume und zentrale Bauwerke, etwa ein Gebäude des italienischen Faschismus in Rom, eine künstliche Insel in Japan oder der Palast der Republik in Berlin. Die anschließende Gruppenausstellung „On Sex Work“ (Arbeitstitel) behandelt mit den Arbeitsbedingungen von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern ein intensiv diskutiertes Thema. Fünf künstlerische Positionen aus der ganzen Welt lassen die Betroffenen selbst zu Wort kommen.
Im Anschluss widmet sich das Edith-Russ-Haus Ho Tzu Nyen, einem der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler Singapurs. In seiner ersten Einzelausstellung in Deutschland zeigt er seine von Barock, Tableaux vivant (frz. „lebendes Bild“) und Popkultur inspirierten Installationen, die die komplexen kulturellen Identitäten Südostasiens thematisieren. Der in London lebende Medienkünstler Zach Blas – in einer Ausstellung im Rahmen der „Oldenburg Begegnungen 2019 − United Kingdom“ – arbeitet mit großformatigen Installationen. Mit seinen künstlerischen Forschungen über die Ästhetik der digitalen Welt untersucht er Themen wie Überwachung, Algorithmen und digitale Machtpolitik und deren Auswirkungen auf den menschlichen Körper.