„ProBeweis“ für Gewaltopfer: Kassen übernehmen Kosten

02.10.2023

„ProBeweis“ für Gewaltopfer: Kassen übernehmen Kosten

Oldenburg. Das Netzwerk „ProBeweis“ bietet eine verfahrensunabhängige, professionelle Beweissicherung für Betroffene sexualisierter und häuslicher Gewalt an. Niedersachsen hat mit der Unterzeichnung am 30. August 2023 als erstes Bundesland mit den gesetzlichen Krankenkassen die Finanzierung dieser medizinischen Leistung vertraglich geregelt. Darauf macht Johanna Reimann, Gewaltschutzkoordinatorin der Stadt Oldenburg, aufmerksam. Ab dem 1. Januar 2024 wird die vertrauliche Spurensicherung nicht nur eine kassenfinanzierte Leistung nach Sozialgesetzbuch V, für das Netzwerk „ProBeweis“ wird auch die finanzielle Unterstützung des Landes verbessert.

Unterstützung Betroffener
„Dass Niedersachsen mit einem guten Beispiel vorangeht und dadurch zur Verbesserung der Versorgung Gewaltbetroffener beiträgt, freut uns sehr“, so Johanna Reimann. „Das Netzwerk ProBeweis bietet auch in Oldenburg eine wichtige Unterstützung in einer extrem belastenden Situation“, so die Gewaltschutzkoordinatorin. Denn für Betroffene sexualisierter und häuslicher Gewalt besteht direkt nach der Tat oftmals eine große Hemmschwelle, zur Polizei zu gehen und Anzeige zu erstatten. Viele benötigen einen zeitlichen Abstand, um das Erlebte zu verarbeiten und eine Entscheidung darüber treffen zu können, ob und wie sie handeln möchten.

Verfahrensunabhängige Spurensicherung
Wird zu einem späteren Zeitpunkt eine Anzeige erstattet, sind gesicherte Beweise von hoher Relevanz. Diese wurden jedoch oftmals nicht dokumentiert, sodass blaue Flecken, Kratzspuren und ähnliches nachträglich nicht mehr erfasst werden können. Somit wird der Verhandlungserfolg erschwert. Um eine solche Situation zu verhindern, ermöglicht das Netzwerk „ProBeweis“ eine vertrauliche Beweissicherung. Betroffene können nach einem Übergriff das Netzwerk aufsuchen, ohne sich direkt für oder gegen den Gang zur Polizei entscheiden zu müssen. Verletzungen und anderweitige Spuren der Gewalttat wurden dann jedoch rechtssicher für den Fall einer späteren Anzeige dokumentiert.

Oldenburger Anlaufstellen
In Oldenburg können sich Betroffene an das Institut für Rechtsmedizin sowie das Evangelische Krankenhaus wenden und neben der gerichtsverwertbaren Dokumentation und Spurensicherung eine ärztliche Beratung unter Gewährleistung der Schweigepflicht erhalten.

Weitere Informationen zur vertraulichen Spurensicherung gibt es online auf den Seiten des Netzwerks „ProBeweis“ unter www.probeweis.de ».
Informationsflyer des Netzwerks zum Auslegen können per E-Mail angefragt werden unter gleichstellung[at]stadt-oldenburg.de.