Ehrenbürger

Repräsentant einer Heimat

1961: Prof. Bernhard Winter

Bernhard Winter wurde am 14. März 1871 in Neuenbrok, Gemeinde Moorriem, geboren. Schon als Schüler – er besuchte die Oberrealschule in Oldenburg – trat seine große zeichnerische Begabung zutage. So zog es ihn nach dem Abitur auf die Maler-Akademie Dresden. Nach seinem vierjährigen Studium kehrte Winter nach Oldenburg zurück. Der Oldenburger Maler bevorzugte Motive aus dem bäuerlichen Leben und schuf zahlreiche Porträts des Oldenburger Bürgertums. Im Zuge seines mehr als sieben Jahrzehnte andauernden künstlerischen Wirkens entstanden überaus zahlreiche Werke in unterschiedlichen Kontexten. Seine Arbeiten befinden sich sowohl in Sammlungen von Oldenburger Museen als auch in Privatbesitz. Er lebte zuletzt in der Oldenburger Dobbenstraße. Am 6. August 1964 starb er in Oldenburg.

Bernhard Winter hat mit dem Genre und den Motiven seiner Kunst sowohl im Kaiserreich und dem Oldenburger Großherzogtum, als auch in der Weimarer Republik, dem NS-Staat und später in der Bundesrepublik Zuspruch gefunden und höchste Auszeichnungen erhalten. Dies weist auf eine Konstante der Ideologie Heimat in der bürgerlichen Gesellschaft hin, welche vor allem auch im Oldenburgischen mit Winters künstlerischen Interpretationen weitgehend übereinstimmte. Der Künstler Winter war aus dem 19. Jahrhundert heraus von agrarromantischen Vorstellungen geprägt, welche mit den Begriffen Heimatschutz, Heimatliebe oder Heimatbewusstsein in Anbetracht einer sich stark verändernden Gesellschaft einen Rückzug auf vermeintlich einfachere Verhältnisse propagierten.

Als Protagonist der Heimatbewegung in Oldenburg begann er bereits in den 1920er Jahren seine zuvor eher aufs Ammerland und die Wesermarsch bezogene Kunst dem Erhalt einer deutschen Volksgemeinschaft zu widmen, dem die Ablehnung „fremder“ Einflüsse innewohnte. Diese Ausrichtung schlug sich in seiner Arbeit nieder, welche sich zwischen 1933 und 1945 ausgeprägt völkisch im nationalsozialistischen Sinne darstellte. Bernhard Winter wurde aufgrund seiner hervorgehobenen Position im Bereich der Kunst daher zu einem Verstärker nationalsozialistischer Ideologie im Oldenburger Land.

Ob nach 1945 bei dem zu diesem Zeitpunkt bereits 74-jährigen Bernhard Winter eine Reflexion zu seiner eigenen Rolle und die der Heimatbewegung insgesamt erfolgt ist, kann nicht belegt werden. Auch forderte dies keine kritische Öffentlichkeit, im Gegenteil. Dem künstlerischen Protagonisten eines Oldenburger Heimatgefühls wurden auf regionaler und nationaler Ebene Ehrungen seines Lebenswerkes zuteil. Bernhard Winter als Repräsentant der Heimat in Oldenburg ist der Repräsentant eines belasteten Verhältnisses.

Ereignisse im Leben von Bernhard Winter

  • 1896 bis 1901 Goldene Medaillen auf Kunstausstellungen in München, Berlin, Dresden und Oldenburg
  • 1903: Ernennung zum Professor
  • 1941: Goethe-Medaille Kunst und Wissenschaft
  • 1943: Gaukulturpreis
  • 1956: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
  • 1961: Ehrenbürger Stadt Oldenburg

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Zuletzt geändert am 22. April 2024