Oldenburg. Handys sind heute nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Viele Menschen besitzen nicht nur ein Smartphone, sondern haben gleich mehrere alte Mobiltelefone, die sie nicht mehr benutzen. Auf diese ausgedienten Geräte haben es der Abfallwirtschaftsbetrieb Stadt Oldenburg (AWB) und der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) abgesehen: In Kooperation sollen möglichst viele Handys gesammelt und die in den Geräten enthaltenen Rohstoffe einer neuen Verwertung zugeführt werden. Und Handys, die noch repariert werden können, sollen wieder verkauft werden. Die Erlöse, die durch die gespendeten Handys erzielt werden, kommen dem NABU-Insektenschutzfonds zugute. Aufgestellt werden die Sammelboxen an Schulen. „Unserer Überzeugung nach sind Schulen sehr geeignete Orte, um alte Handys zu sammeln. Wir haben daher zunächst mit vier Schulen Kontakt aufgenommen, um mit ihnen ein Pilotprojekt zu starten. Und wir freuen uns sehr, dass unsere Anfrage bei der Helene-Lange-Schule, der IGS Kreyenbrück, der Liebfrauenschule und der Oberschule Osternburg auf offene Ohren gestoßen ist“, erläutern AWB-Betriebsleiter Volker Schneider-Kühn und Oliver Kraatz, Leiter des NABU-Bezirksgruppe Oldenburger Land.
Den Startschuss gaben die Projektpartner pünktlich zur Europäischen Woche der Abfallvermeidung am Montag, 18. November, in der Helene-Lange-Schule. „Wir werden die alten Handys in der Helene-Lange-Schule in „Helenes-Laden“ sammeln“, erklärt Lehrerin Cornelia Zappetti. „Der Laden ist den ganzen Tag für die Schülerinnen und Schüler geöffnet und die Sammelbox ist unter Aufsicht. Der Abfallwirtschaftsbetrieb holt dann die vollen Boxen im Tauschverfahren mit leeren Sammelbehältern ab“, so Zappetti weiter. Allein beim Sammeln der ausgedienten Handys bleibt es nicht: Alle beteiligten Schulen werden die Themen „Handysammlung und Insektenschutz“ in unterschiedlicher Weise in den Unterricht einbinden oder im Rahmen von Projekten bearbeiten. Auf diese Weise sollen die Schülerinnen und Schüler Kenntnisse über die mit der Handyherstellung verbundenen Aspekte aus unterschiedlichen Blickwinkeln erlangen.
„Das Insektensterben hat mittlerweile dramatische Ausmaße angenommen. Jede dritte Insektenart ist nach der bundesweiten Roten Liste gefährdet bis ausgestorben. Mit Hilfe des Insektenschutzfonds werden Ackerflächen und Wiesen durch die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe gekauft und somit als Lebensraum für Insekten gesichert. Zusätzlich werden Ackerlandstreifen zu Blühstreifen umgewandelt, bunt blühende Wiesen und Weiden angelegt und auch Hecken gepflanzt“, verdeutlicht NABU-Bezirksgeschäftsführer Oliver Kraatz.
In der Wiederverwertung alter Handys sieht AWB-Betriebsleiter Volker Schneider-Kühn enormes Potenzial: „Nach aktuellen Schätzungen lagern insgesamt ungefähr 124 Millionen ausgediente Handys in deutschen Schränken. Und jährlich werden allein in Deutschland 24 Millionen neue Handys gekauft. Bei einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von zwei bis drei Jahren werden sie durch neuere Geräte ersetzt. Und so wird die Anzahl ungenutzter Handys von Jahr zu Jahr größer.“ In Mobiltelefonen steckt eine Vielzahl von wertvollen Rohstoffen. „Werden die eingesetzten Rohstoffe aufaddiert, so sind in den genannten 124 Millionen ungenutzten Handys insgesamt ungefähr 2,9 Tonnen Gold, 30 Tonnen Silber und 1.100 Tonnen Kupfer enthalten. Dies sind sehr wertvolle Rohstoffe, die sinnvollerweise einer Verwertung zugeführt werden sollten“, so Schneider -Kühn weiter.
Mit den vier ausgewählten Schulen wollen AWB und NABU zunächst die Organisation sowie die Entsorgungslogistik entwickeln und optimieren, bevor dann auch weitere Schulen zur Teilnahme an dem Projekt eingeladen werden sollen.