Oldenburg. Oldenburg hat eine neue Virtuelle Stadtschreiberin. Die Schriftstellerin Katharina Hartwell füllt von September 2016 bis Februar 2017 online unter www.blogbuch-oldenburg.de das BLogbuch OLdenburg mit Inhalt. Das Amt der Virtuellen Stadtschreiberin vergibt das Literaturbüro Oldenburg als Stipendium.
Katharina Hartwell geht davon aus, dass ein Ort oder eine Region maßgeblich durch eine Ansammlung jener Geschichten definiert werden, die man sich bereits seit Jahrhunderten erzählt. Märchen und Legenden, aber auch weniger kategorisierbare Anekdoten und Geschichten, so ihre These, bilden den Hintergrund, auf dem sich das Leben in einer bestimmten Region vollzieht. Manchmal bleibt dieser Hintergrund diffus. Manchmal tritt er umso deutlicher hervor. Mit ihren BLogbuch-Texten möchte sie auf die Mythen, Märchen und Formen von Aberglauben eingehen, die ihr bei ihrer Recherche zum Oldenburger Land begegnen. Ihre Texte erheben nicht den Anspruch zu dokumentieren. Katharina Hartwell möchte vielmehr selber in die aufgespürten Geschichten eingreifen, sie weitererzählen und so einen Bogen in die Gegenwart schlagen.
Mit dem BLogbuch OLdenburg entwickelte das Literaturbüro Oldenburg 2011 eine zeitgemäße Entsprechung des literarischen Stadtschreibertums und eine neue Form der Schriftstellerförderung. Das BLogbuch OLdenburg ist zugleich ein Literaturprojekt im Internet und ein sechsmonatiges Stipendium für eine Schriftstellerin oder einen Schriftsteller. Es dient der Förderung der Literatur in den digitalen Medien und schafft eine Zugriffsform auf Literatur, die weit über das traditionelle Buch hinausweist: Die Seite www.blogbuch-oldenburg.de erfuhr während der sechsmonatigen Laufzeit des Projekts im Jahr 2015 mehr als 46.000 Aufrufe.
„Im traditionellen Print-Bereich spräche man bei einer solchen Auflage längst von einem Bestseller“, freut sich Monika Eden, Leiterin des Literaturbüros. „Das Literaturbüro Oldenburg besetzt mit der Vergabe des Stipendiums einen neuen Platz der Schriftstellerförderung im bundesweiten Literaturbetrieb.“
Weiterentwicklung des literarischen Stadtschreibertums
Das so genannte Stadtschreiberamt ist ein Literaturstipendium und wird auch von einigen anderen Städten als literarische Auszeichnung an Schriftsteller verliehen. Fast immer ist es mit einem längeren Aufenthalt in der jeweiligen Stadt verbunden. Diese so genannte Residenzpflicht können manche Schriftsteller nicht erfüllen. Deshalb hat das Literaturbüro Oldenburg mit dem BLogbuch OLdenburg eine zeitgemäße Entsprechung des traditionellen Stadtschreibertums entwickelt, die eine Verbindung zwischen Literatur und neuen Medien herstellt.
Katharina Hartwell
Katharina Hartwell, 1984 in Köln geboren, studierte Anglistik und Amerikanistik. Im Anschluss studierte sie am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. 2010 erschien ihr Erzählungsband „Im Eisluftballon“. Ihr erster Roman „Das fremde Meer“ wurde begeistert aufgenommen und mit dem Hallertauer Debütpreis und dem Förderpreis für phantastische Literatur Seraph ausgezeichnet. Nach dem Debüt erschien Katharina Hartwells zweiter Roman unter dem Titel „Der Dieb in der Nacht“. Er erzählt die Geschichte dreier Freunde, von denen einer eines Tages spurlos verschwindet. Einfühlsam und klug lotet die Autorin die Leerstelle aus, die dieses Verschwinden im Leben der Zurückgebliebenen hervorruft. 2013 war Katharina Hartwell Sylter Inselschreiberin und Stipendiatin am Literarischen Colloquium Berlin. 2015 erhielt sie den Würth-Literaturpreis, 2016 den Harder Literaturpreis.
Literaturbüro Oldenburg
Das Literaturbüro Oldenburg ist als eines der sechs niedersächsischen Literaturhäuser das Literaturzentrum im Nordwesten. Seit 1993 vermittelt und fördert es als kommunale Einrichtung zeitgenössische Literatur. Sein Veranstaltungsprogramm präsentiert es im Oldenburger Musik- und Literaturhaus Wilhelm13.
Die Entwicklung von Literaturprojekten, die die Bedingungen einer multimedialen Gesellschaft reflektieren, inhaltlich aufgreifen und in neue Vermittlungsformen einfließen lassen, bildet schon lange einen Programmschwerpunkt. Erstmalig thematisierte das Literaturbüro bereits 1997 unter dem Titel „Klick: Literatur und Co, Computer und Internet, Links und Lyrik“ neue literarische Formen und Umgangsweisen mit Literatur, die durch Internet und Digitalisierung möglich werden. Das Projekt „Von Gutenberg zu Gates // Literatur im Netz – Netzliteratur“ setzte den Schwerpunkt 1999 fort, indem es vor allem die ästhetischen Möglichkeiten von Netzliteratur in den Blick nahm. Im Sommer 2008 veranstaltete das Literaturbüro Oldenburg „honeyPod 1“, das erste Festival für Literatur und Neue Medien.
BLogbuch OLdenburg wird fortgesetzt
07.09.2016
BLogbuch OLdenburg wird fortgesetzt

Foto: Stadt Oldenburg