Oldenburg. Diabetes, Rückenschmerzen oder Herz-Erkrankungen – über diese Krankheiten spricht man eher öffentlich. Über psychische Leiden dagegen kaum. „Dabei können psychische Störungen jeden treffen und sind überhaupt nicht selten“, sagt Dr. Peter Orzessek vom Sozialpsychiatrischen Dienst im Gesundheitsamt der Stadt Oldenburg. „Wir möchten das Wissen darüber verbessern“. Eine Woche lang sind Bürgerinnen und Bürger in Oldenburg daher eingeladen, die vielfältigen Angebote der psychiatrischen und psychosozialen Einrichtungen in ihrer Umgebung kennenzulernen. Denn die Stadt ist in diesem Jahr Ausrichter der „11. Niedersächsischen Aktionstage für seelische Gesundheit“, die vom 15. bis 21. Oktober stattfinden werden.
Institutionen des Sozialpsychiatrischen Verbundes der Stadt Oldenburg laden zu einer Reihe von Veranstaltungen ein, deren Ziel es ist, über psychische Krankheiten aufzuklären, Hilfs- und Therapieangebote aufzuzeigen und die Diskussion anzuregen. Ob Vorträge, Workshops, Lesungen, Einladungen zum Essen, Kino- und Theateraufführungen sowie Tage der offenen Tür und eine medizinhistorische Stadtführung – alle Veranstaltungen tragen dazu bei, Berührungsängste abzubauen und Betroffene sowie deren Angehörige einzubinden. Die Federführung bei der Organisation der Aktionstage hat der Sozialpsychiatrische Dienst des Gesundheitsamtes inne, der in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiert.
Das Schwerpunktthema der Oldenburger Aktionstage lautet „Psychiatrie und Inklusion“. „Dieses Thema passt gut zu Oldenburg, denn unsere Vision ist eine Stadtgesellschaft ohne Ausgrenzung“, betont Oberbürgermeister Jürgen Krogmann, der die Schirmherrschaft übernommen hat.
Die offizielle Eröffnung findet am Dienstag, 16. Oktober, um 18.30 Uhr im Casablanca-Kino statt. Gezeigt wird der Dokumentarfilm „Blender“. Filmemacherin Susann Reck kommt extra für diese Veranstaltung nach Oldenburg. Sie ist für diesen Film an den Ort ihrer Kindheit zurückgekehrt: ein von ihren Eltern gegründetes offenes Heim für psychisch kranke Menschen auf einem Berg im Allgäuer Voralpenland, dem Blender. Bereits am Montag, 15. Oktober, beginnt die Aktionswoche mit einem Tag der offenen Tür bei der Demenz-Informations- und Koordinationsstelle (DIKO).
Am Mittwoch, 17. Oktober, findet in Kooperation mit der Landesvereinigung für Gesundheit im Kulturzentrum PFL eine landesweite Fachtagung mit dem Titel „Psychiatrie und Inklusion – Na, wie geht‘s?“ statt, die Perspektiven für den Versorgungsalltag aufzeigen soll. Diskutiert werden Fragen wie „Haben wir ein Recht auf Inklusion, oder ist das eine Pflicht?“, „Braucht vor allem der ,behinderte‘ Mensch Inklusion oder vielleicht eher die Bevölkerung?“, „Wie sind in einer Versorgungsregion wohnortnahe Hilfen mit zentral verfügbaren spezialisierten Diensten zu verknüpfen?“ oder „Bringt die Digitalisierung der Arbeit die Inklusion voran, oder entstehen dadurch neue Barrieren?“ Der Fachtag wird von einer sozialpsychiatrischen Jobmesse begleitet.
Am Donnerstag, 18. Oktober, besteht für alle Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, das Psychoseseminar kennenzulernen. Seit 20 Jahren sprechen hier Betroffene, Angehörige und Beschäftigte psychiatrischer Einrichtungen gleichberechtigt über Psychosen.
Die Bewohnerinnen und Bewohner des Wohn- und Pflegeheimes Bloherfelder Straße und die Klientinnen und Klienten des ambulanten Dienstes Solandis sowie deren Angehörige berichten als „Reporter“ im Rahmen eines gemeinsamen Projektes des Bezirksverbandes Oldenburg und der Nordwest-Zeitung während der Woche über Aktionen und Veranstaltungen.
Das vielfältige Programm ist in einer Broschüre nachzulesen, die online unter www.gesundheit-nds.de verfügbar ist oder beim Sozialpsychiatrischen Dienst des Gesundheitsamtes (Industriestraße 1b) auch als Druckversion erhältlich ist.
Das Programm der Aktionswoche im Überblick:
Montag, 15. Oktober
• 12 bis 15.30 Uhr: Tag der offenen Tür bei der Demenz-Informastions- und Koordinationsstelle (DIKO), Alexanderstraße 189.
Dienstag, 16. Oktober
• 14.30 bis 16 Uhr: „Musik erhellt die Seele“ mit Liedermacherin Sybille Gimon, Senioren- und Pflegestützpunkt Niedersachsen, Straßburger Straße 8 (GSG-Gebäude), Eintritt ist frei.
• 16 bis 18 Uhr: Stadtführung zur Medizingeschichte in Oldenburg „Heilsam vom Pestbader zur Stroke Unit“, Treffpunkt Haupteingang der St. Lamberti-Kirche, Eintritt: 4 Euro.
• 18.30 Uhr: Offizielle Eröffnungsveranstaltung mit dem Film „Blender“, Casablanca-Kino, Johannisstraße 17, Eintritt: 8,50 Euro (Ermäßigung möglich).
Mittwoch, 17. Oktober
• 9.30 bis 16.30 Uhr: Fachtagung „Psychiatrie und Inklusion – Na, wie geht’s?“, Kulturzentrum PFL, Peterstraße 1, auf Anmeldung bei der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin, Telefon 0511 3881189-0, Internet: www.gesundheit-nds.de.
• 9.30 bis 16.30 Uhr: Sozialpsychiatrische Jobmesse, Kulturzentrum PFL
Donnerstag, 18. Oktober
• 10.30 bis 13 Uhr: Kreatives Kaffeetrinken, Café Farbwechsel (Am Stadtmuseum 4), Eintritt frei.
• 11.30 bis 13 Uhr: Mit „Laib & Seele“ – Essen hält Leib und Seele zusammen, vico Tagesstätte, Postenweg 1, Eintritt frei.
• 18 bis 20 Uhr: Psychose-Seminar, Kulturzentrum PFL, Peterstraße 1.
• 20 Uhr: „Morgen ist leider auch noch ein Tag – Irgendwie habe ich von meiner Depression mehr erwartet“, Lesung mit Tobi Katze, Forum St. Peter, Peterstraße 22-26, Eintritt frei.
Freitag, 19. Oktober
• 11 bis 15 Uhr: Tag der offenen Tür bei der AWO Trialog, Wallstraße 11, Eintritt frei.
• 11 Uhr: Fachvortrag „Angst und Zwangsstörungen“, AWO Trialog, Wallstraße 11, Eintritt frei.
• 14.30 bis 17 Uhr: Trialogisches Bastelangebot, Heilpädagogische Ambulanz (Rauhehorst 120), kostenfrei.
• 16.30 bis 17.30 Uhr: „Mit allen Sinnen auf Entdeckungsreise gehen“, Achtsamkeitsspaziergang durch die Gartenanlage der Karl-Jaspers-Klinik, Hermann-Ehlers-Straße 7 (Bad Zwischenahn), Eintritt frei.
• 17.30 bis 19 Uhr: Dokumentarfilm „Die Mitte in der Nacht ist der Anfang vom Tag“, Karl-Jaspers-Klinik, Hermann-Ehlers-Straße 7 (Bad Zwischenahn), Eintritt frei.
Samstag, 20. Oktober
• 12 bis 14.30 Uhr: Trialogischer Suppentreff im „Propeller“, Auguststraße 90, Kosten: Spenden in freiwilliger Höhe.
• 19 bis 20.30 Uhr: Theaterstück „Elling“, Wilhelm 13, Leo-Trepp-Straße 13, Eintritt: 9 Euro.