Edith-Russ-Haus und Stiftung Niedersachsen vergeben Stipendien für Medienkunst

23.05.2017

Edith-Russ-Haus und Stiftung Niedersachsen vergeben Stipendien für Medienkunst

Oldenburg. Ermöglicht durch die Stiftung Niedersachsen vergibt das Edith-Russ-Haus für Medienkunst jedes Jahr drei sechsmonatige und mit jeweils 10.000 Euro dotierte Arbeitsstipendien. Diese gehen in diesem Jahr an:  Noor Afshan Mirza und Brad Butler (*1970 und *1973) für das Projekt „The Scar“, Stefan Panhans (*1967) für „Because I Said So – That’s Why!” sowie Shirin Sabahi (*1984) für „Memory Pool“. Insgesamt hatten sich 148 internationale Künstlerinnen und Künstler beworben, um ihre eingereichten Werke am Edith-Russ-Haus umsetzen zu können. Die vierköpfige Jury setzte sich zusammen aus den beiden Leitern des Edith-Russ-Hauses, Edit Molnár und Marcel Schwierin, sowie dem Kurator Bassam El Baroni und Stefanie Schulte-Strathaus, unter anderem Co-Gründerin und Leiterin des Berlinale-Programms „Forum Expanded“.

Über die Projekte
Das Projekt „The Scar“ von Noor Afshan Mirza und Brad Butler bildet den Abschluss einer langfristig ange-legten Recherche, die sich mit einem Skandal in der politischen Landschaft der Türkei beschäftigt. So kamen bei einem tödlichen Autounfall 1996 Waffen, Geld und Drogen sowie vom Innenminister unterzeichnete gefälschte Pässe ans Licht. In dem Wagen saßen unter anderem der damalige stellvertretende Polizeichef und ein hochrangiges Parlamentsmitglied. Die Arbeit entwirft drei mögliche Szenarien der letzten 15 Minuten im Leben der Reisenden in drei filmischen Genres: „experimenteller Realismus”, „feministischer Film Noir” und „feministischer Polit-Sciencefiction”.

Stefan Panhans’ Videoarbeit „Because I Said So – That’s Why!” (Arbeitstitel) wirft ein Licht auf strukturelle Widersprüche der Gesellschaft, die unter anderem in Formen von Rassismus, Exklusion, Celebrity-Kult und VIP-orientierter Kultur sichtbar werden. Das Projekt nutzt den Kontext eines überfüllten Mehrbettzimmers eines Hostels, in dem vier verschiedene Klischeefiguren in Austausch treten, die von drei Schauspielerinnen und Schauspielern sowie einem digitalen Avatar verkörpert werden. Panhans zielt darauf ab, die populäre digitale Kultur, die Eigenheiten der Interaktion in den sozialen Medien und die Ästhetik von Computerspielen mit Strukturen des Alltags zu verknüpfen.

Shirin Sabahis Arbeit „Memory Pool“ (Arbeitstitel) bezieht sich auf ein Kunstwerk von 1977 des  Teheraner Museums für zeitgenössische Kunst: ein mit Öl gefülltes Becken von Noriyuki Haraguchi, das von vielen Besu-chern als Wunschbrunnen zweckentfremdet wurde. Sie zeigt die Möglichkeiten künstlerischer Forschung, sich mit dem Werk eines anderen Künstlers, mit der Institutionsgeschichte einer Nation und den sinnlichen Aspekten des Erinnerns auseinanderzusetzen. Entstehen soll eine Multimedia-Installation mit zwei Filmen sowie aus dem Becken geborgenen Gegenstände und weiteren Elementen.

Die Stiftung Niedersachsen fördert das Stipendienprogramm des Edith-Russ-Hauses kontinuierlich seit 2001. Viele der in Oldenburg entstandenen Arbeiten wurden nach ihrer Realisierung in internationalen Ausstellungen präsentiert und mit Preisen ausgezeichnet.

Die ausführlichen Jurybegründungen gibt es im Internet unter www.edith-russ-haus.de/stipendien.