Neue Zeiten – Alte Zeiten? Was uns Carl von Ossietzky heute noch zu sagen hat

11.10.2016

Neue Zeiten – Alte Zeiten? Was uns Carl von Ossietzky heute noch zu sagen hat

Oldenburg. Mit einem Vortrag über Carl von Ossietzky, die Weimarer Zeit und einer Diskussion über den sogenannten Weimar-Vergleich startet die neue Veranstaltungsreihe „Im Blickpunkt“ des städtischen Kulturbüros. Eingeladen sind Carl-von-Ossietzky-Preisträgerinnen und -Preisträger, die diese Ehrung der Stadt Oldenburg in den vergangenen Jahren erhalten haben, sowie renommierte Gäste aus Politik, Kultur und Wissenschaft, um zeitgeschichtliche und aktuelle Fragen zu diskutieren. Die Auftaktveranstaltung mit den beiden Preisträgern Prof. pens. Dr. Werner Boldt und Helmut Donat, moderiert von Prof. Dr. Sabine Doering, findet am Mittwoch, 19. Oktober, um 19 Uhr im Kulturzentrum PFL, Peterstraße 3, statt. Der Eintritt ist frei.

Was gehen uns Carl von Ossietzky und die Weimarer Zeit heute, 60 Jahre nach der Verleihung des Friedensnobelpreises an den politischen Publizisten, noch an? Ossietzky war leidenschaftlicher Anhänger der Republik und musste nach den Misshandlungen in den Konzentrationslagern Sonnenburg und Esterwegen dafür mit seinem Leben zahlen. Er hatte die politischen Entwicklungen in der Weimarer Zeit mutig kommentiert sowie vor dem in den Nationalsozialismus einmündenden Rechtsextremismus und der Zerstörung der Republik gewarnt.

Rechtsextremismus, Nationalismus und Gewalt sind auch heute wieder, insbesondere im Zusammenhang mit der Flüchtlingsfrage, hochaktuelle Themen und der sogenannte Weimar-Vergleich belebt zurzeit die öffentlichen Debatten. Ist der Vergleich abwegig und gar gefährlich? Oder gibt es bedenkliche Parallelen? Werner Boldt referiert zunächst über das Demokratieverständnis des politischen Publizisten, dem bisweilen noch heute ganz zu Unrecht eine Mitschuld am Untergang der Weimarer Republik gegeben wird. Anschließend diskutieren die beiden Preisträger über aktuelle politische Fragen unter Bezugnahme auf die Weimarer Zeit.

Werner Boldt war Professor für Geschichte und Geschichtsdidaktik an der hiesigen Universität. 1996 wurde er als Mitherausgeber der Oldenburger Ossietzky-Gesamtausgabe gemeinsam mit Dirk Grathoff, Gerhard Kraiker und Elke Suhr mit dem Carl-von-Ossietzky-Preis geehrt. 2013 legte er eine umfassende Biografie über Ossietzky vor.

Helmut Donat ist Verleger, Historiker und freier Autor. Er hat den Arbeitskreis Historische Friedensforschung mitgegründet und zahlreiche Veröffentlichungen herausgebracht, so auch zur Geschichte des deutschen Pazifismus, zu Militarismus, Nationalsozialismus, zum Kontinuitätsproblem der deutschen Geschichte und zum Völkermord an den Armeniern. Donat erhielt den Carl-von-Ossietzky-Preis 1996 für seine herausragende verlegerische Leistung.

Die Moderatorin Sabine Doering ist Professorin für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Oldenburg. Die Präsidentin der Hölderlin-Gesellschaft schreibt als freie Literaturkritikerin für verschiedene Zeitungen. Seit mehreren Jahren ist sie Mitglied der Jury zur Carl-von-Ossietzky-Preisvergabe und Jury-Sprecherin.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.ossietzky-preis.de