Oldenburg. Die südkoreanische Komponistin Jagyeong Ryu hat anlässlich der neuerlichen Verleihung des Carl-von-Ossietzky-Preises für Zeitgeschichte und Politik den Kompositionspreis für Zeitgenössische Musik der Stadt Oldenburg erhalten. Damit vergibt die Stadt bereits zum 14. Mal die an die Preisverleihung gekoppelte Auftragskomposition. Das neue Werk mit dem Titel „In die Stille der bewegten Lichtfragmente“ wird in Anwesenheit der Komponistin am 4. Mai 2014 während des Festaktes von Mitgliedern des Oldenburger oh ton-ensembles zur Uraufführung gebracht. Am 6. Mai erklingt das Werk um 20 Uhr im Rahmen eines öffentlichen Konzertes des oh ton-ensembles im Saal des Oldenburger Schlosses ein weiteres Mal. Das Konzert wird von Radio Bremen aufgezeichnet.
Empfohlen wurde die in Essen lebende Komponistin Jagyeong Ryu von einem musikalischen Beirat, dem der Komponist und Musiker Eckart Beinke, oh ton – Förderung aktueller Musik e.V., Oldenburg, der Leiter des Projektes klangpol – Neue Musik im Nordwesten, Michael Hagemeister, Oldenburgisches Staatstheater, sowie die Musikwissenschaftlerin Prof. Dr. Melanie Unseld von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg angehören.
Der Beiratssprecher Beinke sagt in seiner Begründung:
„Die junge in Südkorea geborene Komponistin Jagyeong Ryu überzeugt in ihrer Musik mit fein austarierten Klängen und Strukturen. Ryu befasst sich intensiv mit der Wahrnehmung von Klängen und den spezifischen Möglichkeiten der Klangerzeugung einzelner Instrumente. Sie lässt in ihren Werken sinnliche ‚Klanginseln‘ entstehen, deren einzelne Resonanzräume sich durchgängig wandeln. Die hörbare Verwandtschaft der Klänge bleibt dabei präsent, wird weiterentwickelt und rhythmischen Elementen entgegengesetzt. Dabei sind die Klänge einer inneren zeitlichen Ordnung unterworfen, die den musikalischen Verlauf organisch wirken lässt. Es entsteht eine spannungsreiche Musik, farbreich, rhythmisch konzentriert und mit überraschenden Wendungen.“ Mit dem Kompositionspreis für Zeitgenössische Musik soll die Komponistin in ihrem künstlerischen Schaffen unterstützt und gefördert werden.
Die in Seoul geborene Jagyeong Ryu hat an der dortigen „Ewha Womans University“ Komposition studiert. Während ihres Studiums spielte sie unter anderem im studentischen Verein „Äkmegi“ für koreanische traditionelle volksinstrumentale Musik. Darüber hinaus engagierte sie sich in einem Verein für Theater mehrerer Universitäten. In dieser Zeit sammelte sie auch erste Erfahrungen mit Fluxus (eine Form der Aktionskunst) und Free-Jazz-Performances. Bis zu ihrer Übersiedlung nach Deutschland im Jahr 2003 unterrichtete sie nach Abschluss ihres Studiums Klavier, Musiktheorie und Komposition an verschiedenen Musikschulen in Seoul.
2005 nahm sie ihr Instrumentalkompositionsstudium bei Prof. Günter Steinke an der Folkwang Universität der Künste in Essen auf, ebenso wie ein Kompositionsstudium bei Prof. Dirk Reith, dem damaligen Leiter des dortigen Instituts für Computermusik und elektronische Medien.
Diese unterschiedlichen künstlerischen Erfahrungen sind Bestandteil der vielfältigen Ausgangspunkte ihres Komponierens.
Mehrere Kompositionen sind bei renommierten Festivals zur Aufführung gekommen, so das Werk „Gebrochene Schwebeluft“ für zwei Flöten bei den Donaueschinger Musiktagen 2007, „Kaleidosprisma“ für acht Streicher beim Festival november music 2008 in der Folkwang Universität Essen und 2009 im ZKM Karlsruhe sowie „Fadenlicht“ für großes Ensemble und 4-Kanal-Tape beim Festival für neue Musik „NOW!“ 2012 in Essen.
Seit mehreren Jahren unterrichtet Ryu zudem an der Musikschule in Werden.