Oldenburg. In diesem Jahr blickt das Hautflügler-Beratungsnetz auf sein 20-jähriges Bestehen zurück. Was vor zwei Jahrzehnten noch eine Seltenheit war, hat sich mittlerweile zu einem festen Bestandteil des städtischen Umweltservices entwickelt. Das kostenlose Umwelttelefon der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Oldenburg ist dabei die erste Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger, die zum Beispiel ein Wespennest im Jalousienkasten, Hornissen im Vogelnistkasten oder Hummeln im Mäuseloch entdecken. Hier werden Fragen beantwortet und bei Bedarf an das Hautflügler-Beratungsnetz weitervermittelt. Das Netzwerk besteht aktuell aus 14 ehrenamtlichen Beraterinnen und Beratern, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, unbegründete Ängste gegenüber Hautflüglern wie Bienen, Hummeln, Hornissen und Wespen abzubauen. Das zeigt Wirkung: Im vergangenen Jahr wurden rund 200 Beratungen direkt vor Ort durchgeführt, hinzu kamen mehrere hundert telefonische Gespräche.
Schützen statt bekämpfen
Wichtige Grundlagen für diese Entwicklung sind zum einen das wachsende Umweltbewusstsein in der Bevölkerung und zum anderen die verschärften gesetzlichen Bestimmungen. So sind etwa die heimische Hornisse und verschiedene Hummelarten durch das Bundesnaturschutzgesetz sowie die Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. Das über Jahrzehnte praktizierte Vorgehen, nach dem Fund eines Nestes die Feuerwehr oder Schädlingsbekämpfung zu rufen, ist somit nicht mehr zulässig. Stattdessen setzt man in Oldenburg auf fachkundige Beratung.
Oldenburg reagiert
Ende der 1990er Jahre stieg die Zahl der Beratungsanfragen bei der Unteren Naturschutzbehörde in Oldenburg deutlich. Besonders in den Sommermonaten nahm der Beratungsaufwand zum Thema Hautflügler stark zu und beanspruchte immer mehr Zeit der Mitarbeitenden. Zudem fehlte ein kommunales Angebot zur artenschutzgerechten Umsiedlung der Nester. Im Juni 2004 ergriff der Fachdienst Naturschutz und technischer Umweltschutz der Stadt Oldenburg die Initiative und erkundigte sich bei benachbarten Landkreisen nach deren Umgang mit Hautflüglern.
Mit gutem Beispiel voran
Die Landkreise Oldenburg und Osnabrück hatten bereits ein ehrenamtliches Beratungsnetz aus geschulten Imkerinnen und Imkern etabliert, die sowohl telefonisch als auch vor Ort Beratungen durchführten und Umsiedlungen vornahmen. Dieses Konzept bewährte sich dank finanzieller Unterstützung durch die Landkreise beziehungsweise kreiseigene Naturschutzstiftungen sowie durch bereitgestelltes Informationsmaterial für die Bürgerinnen und Bürger. Nach diesem Vorbild gründete auch die Stadt Oldenburg 2005 ihr eigenes Hautflügler-Beratungsnetz. Seitdem steht das ehrenamtliche Team fachkundig zur Seite und informiert über Hautflügler sowie die geltenden rechtlichen Schutzbestimmungen.
Guter Rat ist kostenlos
Die Beratung für Bürgerinnen und Bürger ist kostenlos. Wenn eine Umsiedlung unvermeidbar und machbar ist, zahlen die Betroffenen eine Pauschale an die beratende oder umsiedelnde Person. Aus Erfahrung ist jedoch nach einer Beratung in über 95 Prozent der Fälle weder eine Umsiedlung noch eine Entfernung des Nestes notwendig. So sorgt das Beratungsnetzwerk nicht nur für handfesten Artenschutz, sondern beweist auch, wie wertvoll ehrenamtliches Engagement sein kann.
Ehrenamtliche gesucht
Wie viele ehrenamtliche Projekte steht auch das Hautflügler-Beratungsnetz vor einem Generationenwechsel. Gleichzeitig ist die Zukunft von Bienen, Wespen und Co. angesichts der zunehmenden Umweltbelastungen alles andere als gesichert. Umso wichtiger ist es, dass sich weiterhin engagierte Menschen finden, die sich für den Schutz dieser Insekten einsetzen. Wer Interesse am Artenerhalt hat und bereit ist, bei den Bürgerinnen und Bürgern Aufklärung zu leisten, kann das Hautflügler-Beratungsnetz der Stadt Oldenburg unterstützen. Interessierte können sich jederzeit beim kostenlosen Umwelttelefon unter 0441 235-2777 melden oder eine E-Mail an naturschutz[at]stadt-oldenburg.de schreiben.
Schnelle Hilfe
Jede Anfrage beim Umwelttelefon wird schnellstmöglich beantwortet. Bei Fragen zu Hautflüglern erhalten Anruferinnen und Anrufer direkt die jeweilige Telefonnummer der Beraterin oder des Beraters. In den vergangenen Jahren wurden durchschnittlich etwa 600 bis 700 Anfragen pro Jahr per Telefon und E-Mail bearbeitet.