Oldenburg. Der Klimawandel stoppt nicht an Ländergrenzen – umso wichtiger ist es, innovative Lösungsansätze und wertvolle Erkenntnisse auch auf internationaler Ebene zu teilen. Dass in der Stadt Oldenburg und in ihren Partnerkommunen in den vergangenen Jahren einiges an Wissen, Erfahrungen, guten Ideen und Praxisbeispielen entstanden ist, zeigte am Montag, 9. November, der dritte und letzte Workshop im Rahmen von „UN!TE 2020 digitally“. Die von der Stadt Oldenburg organisierte virtuelle Städtepartnerschaftskonferenz befasst sich mit den globalen Zielen für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs), die in der Agenda 2030 der Vereinten Nationen verankert sind. Diesmal stand SDG 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz) im Mittelpunkt.
Rund 25 Vertreterinnen und Vertreter aus Oldenburg, den Partnerkommunen Buffalo City Metro (Südafrika), Cholet (Frankreich), Groningen (Niederlande), Høje-Taastrup (Dänemark), Vorpommern-Rügen (Deutschland), Xi’an und Qingdao (China) sowie aus Wien und Bonn tauschten in der Videokonferenz ihr Know-how und ihre Erfahrungen zur lokalen Energiewende aus. Karin Küblböck, Ökonomin der Österreichischen Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung (ÖFSE), moderierte den Workshop der Expertinnen und Experten.
Als Oldenburger Vorzeigeprojekt stellten Dr. Peter Klement und Dr. Patrik Schönfeld (DLR Institut für Vernetzte Energiesysteme) sowie Steffen Schwalfenberg (Stabsstelle Digitalisierung der Stadt Oldenburg) das Energetische Nachbarschaftsquartier (ENaQ) vor. Ziel des Projektes, das unter Mitwirkung von 21 Partnern aus Industrie, Forschung und Verwaltung entsteht, ist es, auf einer Teilfläche des ehemaligen Fliegerhorst-Geländes ein klimafreundliches Quartier mit etwa 110 Wohneinheiten zu schaffen. Der Energiebedarf soll zum größten Teil aus lokal erzeugter Energie gedeckt werden. Das Konzept verfolgt den Gedanken, die Energieeffizienz zu steigern, indem „Abfallenergie“ vermieden und der lokale Verbrauch von „nachbarschaftlich“ erzeugter Energie gesteigert wird.
Ambitionierte Ziele verfolgt auch die dänische Gemeinde Høje-Taastrup: Vision ist, bis spätestens zum Jahr 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Jährlich sollen die CO2-Emissionen um drei Prozent reduziert werden. Høje-Taastrup nimmt am von der EU geförderten COOL DH-Projekt teil. Dabei geht es darum, über neue, effiziente Fernwärme- und Fernkühlsysteme erneuerbare Energien besser aufzunehmen, überschüssige Wärme oder Kälte zurückzugewinnen und gleichzeitig die Gesamteffizienz der Systeme zu verbessern. Solarenergienutzung auf Dächern, der Einsatz von E-Mobilität und der Bau von Niedrigenergiehäusern zählt ebenfalls zu den lokalen Maßnahmen.
Potenzial zur Nutzung erneuerbarer Energien, beispielsweise durch Wind- und Solarparks, besitzt auch Buffalo City Metro. Die Energieerzeugung aus Abwasser wird mit insgesamt 14 Kläranlagen ebenfalls als vielversprechend angesehen, hieß es aus Südafrika. Das Stromnetz wird auf ein intelligentes System, das Verbräuche reguliert, umgerüstet. In der Straßenbeleuchtung kommen energiesparende Leuchten zum Einsatz.
Insgesamt wurde deutlich, dass alle teilnehmenden Partnerkommune bei dem Thema Erneuerbare Energien vor ähnlichen Herausforderungen stehen, sich aber in unterschiedlichen Phasen befinden. Auch wenn die lokalen und nationalen Ziele übereinstimmen, sind die lokalen Strategien oft individuell und müssen die lokalen Bedingungen berücksichtigen. Hier kann ein Netzwerk und Austausch verschiedener Partner helfen, voneinander zu lernen.
Die Städtepartnerschaftskonferenz „UN!TE 2020 digitally“ wird unterstützt durch die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW), die Städten und Gemeinden im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung als Service- und Beratungseinrichtung zur Verfügung steht. Die – ebenfalls virtuelle – Abschlussveranstaltung findet am 18. November statt.