Oldenburg. 14 Prozent der 170.000 Oldenburgerinnen und Oldenburger sind 70 Jahre oder älter – und damit potentiell pflegebedürftig. Dass der steigende Bedarf an Pflege viele Menschen beschäftigt, zeigte sich auch in der Resonanz auf den von der Stadt ausgerichteten Fachtag Pflege. Rund 170 Teilnehmerinnen und Teilnehmer trafen sich dazu am Donnerstag im Kulturzentrum PFL. „Mit der Veranstaltung wollen wir eine breite Auseinandersetzung mit der Pflegesituation in Oldenburg fördern und gemeinsam Lösungsansätze finden“, sagte Sozialdezernentin Dagmar Sachse in ihrer Begrüßung.
Niedersachsens Sozialministerin Dr. Carola Reimann freute sich über die „wunderbare Resonanz“ beim Fachtag Pflege. Sie betonte in ihrem Einführungsvortrag, dass die Landesregierung mit der „Konzertierten Aktion Pflege Niedersachsen“ (KAP.Ni) dazu beiträgt, die Situation der Pflege in Niedersachsen nachhaltig zu verbessern. Bereits im vergangenen Jahr seien mit den beteiligten Kooperationspartnerinnen und -partnern die Voraussetzungen für eine bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege geschaffen worden. „Die Partner in Niedersachsen haben sich darauf verständigt, dass nachgewiesene Tarifsteigerungen von den Pflegekassen finanziert werden. Auch die Verbesserung der Wegepauschalen auf Bundesebene wird hier in Niedersachsen unverzüglich umgesetzt“, sagte die Ministerin. Die Landesregierung leiste einen konkreten Beitrag zur „KAP.Ni“: „Wir novellieren das Niedersächsische Pflegegesetz und werden damit beispielsweise dafür sorgen, dass nur noch solche Pflegeanbieter Investitionszuschüsse erhalten, die auch tarifgerecht bezahlen. Außerdem wird mit Landesmitteln im Umfang von rund sieben Millionen Euro jährlich die Zahl der Kurzzeitpflegeplätze erhöht, um pflegende Angehörige zu entlasten“, kündigte Carola Reimann an. 2020 muss ihrer Meinung nach „zum Jahr der Pflege werden“.
Oldenburgs Sozialdezernentin Dagmar Sachse begrüßte die von der Landesregierung initiierte „Konzertierte Aktion Pflege in Niedersachsen“ ausdrücklich: „Das ist für uns ein echter Neubeginn.“ Gute Arbeitsbedingungen in der Pflege und gute Pflege seien zwei Seiten derselben Medaille. Der Stadt sei es ein wichtiges Anliegen, auch die pflegespezifischen Versorgungsstrukturen zu verbessern und bedarfsgerecht zu fördern. „Um die Situation in Oldenburg konkret zu verbessern, führen wir Gespräche mit einem benachbarten Landkreis, um wieder eine solitäre Kurzzeitpflegeeinrichtung vorhalten zu können“, sagte Sachse. „Wir brauchen mehr Plätze in der Kurzzeitpflege und verlässliche Strukturen“, so die Dezernentin. „Als Kommune wünschen wir uns eine gesetzlich gesicherte Sozialplanungshoheit in eigener Verantwortung.“
Der Fachtag Pflege bot sowohl einem Fachpublikum als auch Betroffenen, deren Angehörigen und allen Interessierten ein Forum zur Information und zum Austausch. Impulsvorträge hielten Brigitte Käser von der AOK Niedersachsen und Prof. Dr.-Ing. Andreas Hein von der Carl von Ossietzky Universität. Unter der Moderation von Carola Schede kamen Ministerin Carola Reimann, Dagmar Sachse, Brigitte Käser und Andreas Hein mit Bürgermeisterin Germaid Eilers-Dörfler, Dorothee Jürgensen (Geschäftsführerin der Region Oldenburg-Ostfriesland des DGB), Dr. Thorsten Müller (Leiter der Agentur für Arbeit Oldenburg-Wilhelmshaven) und Corinna Schroth (Vorsitzende des Kreisverbands Oldenburg-Stadt des VdK) sowie mit den Teilnehmenden ins Gespräch. „Wir wollen uns den Themen demografische Entwicklung und Pflege noch stärker zuwenden und ein gutes Zusammenleben aller Generationen ermöglichen. Der Fachtag Pflege ist ein wichtiger Baustein auf diesem Weg“, betonte Sozialdezernentin Sachse.