Oldenburg. In der Artothek Oldenburg werden von Montag, 22. Oktober, bis Sonntag, 28. Oktober, die neuen Editionen der Griffelkunst-Vereinigung präsentiert. Die Ausstellung gibt vielfältige Einblicke in aktuelle druckgrafische und fotografische Positionen von elf Künstlerinnen und Künstlern, aus denen die Mitglieder ihre Blätter auswählen können. „Das Bewusstsein für Grafik wurde dieses Jahr in der Öffentlichkeit enorm gestärkt, da die Deutsche UNESCO-Kommission die klassischen Drucktechniken als immaterielles Kulturerbe ausgezeichnet hat“, sagt Artotheksleiterin Dr. Sabine Isensee.
In der Herbstwahl reicht die Bandbreite der präsentierten Editionen von Lithografien, Siebdrucken, Holzschnitten und Fotografien bis hin zu ungewöhnlichen Techniken wie UV-Drucke auf Glas. In dieser Bilderwahl stellt der Berliner Künstler Pius Fox Farblithografien mit architektonischen Strukturen vor, die durch gestische Spuren lebendige Bildräume entfalten. Die Londoner Künstlerin Emma Talbot erzählt in ihren Holzschnitten Geschichten von menschlichen Gefühlswelten, in denen sie Szenen und Erinnerungen aus ihrem persönlichen Leben verwebt. Auch der Wiener Künstler Lukas Pusch hat Farbholzschnitte entwickelt, in denen er jedoch ironisch-analytische Blicke auf unsere Gesellschaft wirft. Von der US-amerikanischen Künstlerin Kay Rosen werden sechs Siebdrucke präsentiert, in denen sie vielschichtig und experimentell mit dem Buchstaben L spielt, was das verbindende Thema ihrer Serie ist. Der Hamburger Künstler Thorsten Brinkmann begründet in seinen Inkjet-Prints „Aufis“ eine völlig neue Werkgruppe von Assemblagen, in denen er sich originell auf historische und zeitgenössische Foto-Editionen der Griffelkunst bezieht. Die Serie ist in einer von ihm gestalteten Schachtel verpackt und enthält zudem ein signiertes Künstlerbuch. Auch von der Hamburger Fotografin Anna Möller liegen Inkjet-Prints vor, die aus einem digitalen Bildarchiv motivisch arrangiert wurden, jedoch streng reduzierte Kompositionen zeigen.
In der Projektreihe sind außerdem zwei Schwarz-Weiß-Fotografien aus dem Nachlass von Heinrich Kühn (1866-1944) zu sehen, der zu den Pionieren der Kunstfotografie zählt. Die Fotografien mit Frauenmotiven des bäuerlichen Lebens stammen aus seinem Spätwerk der 1930er Jahre und zeigen sein meisterliches Spiel mit Licht und Schatten auf. Der bei Bremen lebende Künstler Heinrich Modersohn wagt in seinen Holzschnitten kühne Farbkombinationen, die ein faszinierendes Wechselspiel von Nähe und Distanz entfalten. Der Berliner Künstler Joachim Grommek hat zwei Siebdrucke auf Leinwand erstellt, in denen er raffiniert den Fehldruck als spezifisches Stilmittel nutzt. Von Markus Vater, der als Gastprofessor an der Staatlichen Akademie für Bildende Künste Karlsruhe lehrt, wird eine Lithografie präsentiert, auf der sich unzählige Figuren tummeln, die in Interaktionen verwickelt sind. Und von der Berliner Künstlerin Johanna Tiedtke liegen schließlich sechs Grafiken vor, in denen sie ornamentale Muster von Stickereien digitalisiert und in UV-Drucke auf Glas überführt hat.
Der Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V., die 1925 gegründet wurde, gehören heute mehr als 4.400 Mitglieder in ganz Deutschland an. Die Artothek Oldenburg ist seit 1992 Mitglied der Vereinigung und besitzt zahlreiche Griffelkunstblätter in ihrem Sammlungsbestand.
Ausstellung und Ausgabe der Grafiken
Die Ausstellung kann am Montag, 22. Oktober, und Donnerstag, 25. Oktober, von 15 bis 19 Uhr in der Artothek, Peterstraße 1, besucht werden. Der Eintritt ist frei. Die Wahl und Ausgabe der Grafiken erfolgt am Sonntag, 28. Oktober, von 11 bis 15 Uhr und wird von Daphne Andersch betreut.
Bildnachweise:
Pius Fox, Konstantins Traum, Farblithografie, 2018 © Griffelkunst
Thorsten Brinkmann, Künstlerbox und Buch, 2018 © Griffelkunst