Oldenburg. Am Samstag, 21. Juni, findet der Christopher Street Day Nordwest unter dem Motto „Alles Gut(e) zum 20. CSD Nordwest!?“ statt. Zum 20. Mal gehen an diesem Tag in Oldenburg beim CSD circa 10.000 Menschen auf die Straße, um für die Rechte von Homo-, Trans- und Bisexuellen zu demonstrieren. Das Programm stellten Oberbürgermeister Gerd Schwandner und Annie Heger vom Verein Lesben- und Schwulen-Tag (LuST e.V.) am 21. Mai auf einer Pressekonferenz im Alten Rathaus vor.
„Wenn man irgendetwas unbedingt feiern muss, dann das! Und zwar nicht nur deswegen, weil ein weiter Weg hinter uns liegt und wir viel erreicht haben – sondern auch deshalb, weil der Weg noch nicht zu Ende ist und es noch viel zu erreichen gibt“, so Oberbürgermeister Gerd Schwandner. „Die Entwicklung des CSD ist einfach fantastisch. Früher wurde er von manchen mit Skepsis betrachtet – heute ist er ein wichtiger, positiver, sympathischer Teil unserer Stadt. Wir dürfen – und sollten – stolz darauf sein. Aber machen wir uns nichts vor: Ressentiments gibt es nach wie vor. Selbst im liberalen Oldenburg bekommt man für ein Coming Out nicht überall Applaus. Aber, und das ist entscheidend, hier sind negative Reaktionen die große Ausnahme. Wir wollen ein Ort sein, an dem alle Menschen gerne leben. Traditionalisten und Avantgardisten, Konservative und Progressive. Und dieses ˌgerne lebenˈ impliziert eine positive Einstellung gegenüber Unbekanntem und Ungewohntem. Erst dadurch entsteht eine urbane Atmosphäre, die auf alle gleichermaßen anziehend wirkt. Dank des CSD Nordwest und dank der engagierten LGBT-Szene sind wir auf einem richtig guten Weg.“
„Der CSD Nordwest ist in 20 Jahren gewachsen, nicht nur um Teilnehmer, die sich in ihren Rechten politisch und gesellschaftlich beschnitten fühlen, sondern auch um Menschen, die nicht direkt ‚betroffen’ sind. Der CSD ist so bunt und laut wie noch nie“, sagt Annie Heger, Pressesprecherin des LuST e.V. „Die Gesellschaft hat sich verändert. Natürlich, hier in Deutschland kommt keiner mehr ins Gefängnis oder hat andere Repressalien seitens des Staates zu befürchten. Intoleranz und Unakzeptanz sind in diesem Land dennoch Worte, die allen ein Begriff sind. Auch in unserem Oldenburg ist nicht alles eitel Sonnenschein, aber alles auf einem guten Weg. Öffentliche Sympathiebekundungen durch den Oberbürgermeister, Kooperationen mit der Stadt, der OTM und dieses Jahr auch mit dem CMO leisten dafür einen großen Beitrag. Das Ausland ist oft längst nicht so weit wie wir hier. Die Umstände in Sotschi haben uns erschreckt und die Gesetzesverschärfungen in Uganda und Indien machen einen sprachlos. Doch wir, die das Recht haben für die LGBT-Community zu kämpfen, dürfen nicht lange sprachlos sein“, so Heger.
CSD-Warm-up-Party
Einen Monat vor dem CSD beginnt das Rahmenprogramm. Dieses Jahr mit „Wilhelmshaven annersrüm“ – der CSD-Warm-up-Party am Samstag, 24. Mai, 22 Uhr, im Wilhelmshavener Pumpwerk (Eintritt 4 Euro). Die Party für alle, für Lesben, Schwule, Bis, Trans und Freunde zur Einstimmung in den CSD-Monat, der mit vielen tollen besonderen Veranstaltungen gespickt ist.
CSD-Filmrolle
Die CSD-Filmrolle ist nun zum zweiten Mal Teil des CSD-Monats. Mitglieder von Rollenwechsel, dem FemRef und Schwuref der Uni Oldenburg, Amnesty Oldenburg, dem LuST e. V. sowie dem Medienbüro Oldenburg e. V. haben sich für eine Filmreihe im Cine k der Kulturetage zusammen getan und werden ab dem 2. Juni eine Auswahl an Filmen zeigen, die den Blick ins Ausland wagen.
CSD-Gottesdienst
Der CSD-Gottesdienst findet in diesem Jahr bereits zum dritten Mal statt. Am Sonntag, 15. Juni, 10 Uhr, öffnen sich die Türen der Lambertikirche für einen besonderen Gottesdienst. „Bei der Kirche und in der LesBiSchwulen-Szene gibt es Vorurteile auf beiden Seiten und beide fühlen sich manchmal von der Gegenseite nicht verstanden. Dabei ist die Schnittmenge gar nicht so gering. Lasst uns zeigen, dass Toleranz und Akzeptanz nicht vor unserer Haustür aufhören“, so Annie Heger. Wieder mit dabei: Christian Arndt an der Orgel, starke Stimmen auf der Empore sowie Pastor Ralph Hennings und Pastorin Silke Steveker auf der Kanzel.
Podiumsdiskussion
Zur Podiumsdiskussion am Mittwoch, 18. Juni, 19 Uhr, sind aufgrund der bevorstehenden Wahl im September alle Kandidatinnen und Kandidaten fürs Oberbürgermeisteramt ins Kulturzentrum PFL eingeladen: Hier ist Platz für ganz direkte Fragen an Jürgen Krogmann (SPD), Marion Rieken (Die Grünen) und Christoph Baak (CDU). Auch Vertreter der Szene sind eingeladen, um eine Rückschau zu halten auf 20 Jahre CSD Nordwest.
Rathausempfang
Am Freitag, 20. Juni, am Tag vor dem CSD, werden nicht nur allerorts die Wagen für die Demonstration dekoriert, die Outfits überprüft und schon genügend Sekt kühl gestellt. Traditionell werden auch die Ehrenamtlichen, die sich in LesBiSchwulen- und Trans-Kontexten engagieren, um 16 Uhr ins Alte Rathaus zum Empfang eingeladen, um ihre Arbeit in Vereinen, Gruppen und Institutionen zu würdigen.
Nacht der kleinen Künste
Unter dem Motto „La cage aux folles“ finden sich am Freitag, 20. Juni, 19.30 Uhr, ebenfalls zur mittlerweile legendären „Nacht der kleinen Künste“ wieder tolle Künstlerinnen und Künstler in der Kulturetage ein. Moderation: Annie Heger. Das Programm umfasst folgende Programmpunkte:
• Das Showcase Musical Theater e.V. präsentiert an diesem Abend exquisite Ausschnitte seines „närrischen“ Musicalprogramms.
• „Homoehe für Anfänger“ oder „Mitte 30 und noch nicht mal auferstanden“: Markus Barth präsentiert Ausschnitte aus seinem aktuellen Programm.
• „Wildes Holz“ – das bedeutet massiver Rock auf Echtholzinstrumenten. Stilistisch schrecken die drei Musiker vor nichts zurück. Dabei überzeugen sie mit gewagten Holzversionen bekannter Hits von Blues, Pop bis zu Hard Rock.
• Gerade noch bei „Wetten dass..?“ – jetzt auf der Varietébühne: René Albert. Bei der Fernsehshow recycelte er Pfandflaschen auf sehr ungewöhnliche Weise, in Oldenburg wartet er mit seiner bundesweit bekannten Lichtjonglageshow auf.
• Zum Dahinschmelzen, Klatschen und Mitsingen: Meike Gottschalk, auch bekannt aus „Verbotene Liebe“, und Ariane Baumgartner, international gefeierte Musikerin, geben dem Publikum ABBA pur. Von „The Winner takes it all” bis zur „Dancing Queen“.
• Daniel Megnet bezaubert das Publikum mit interaktiver, musikalischer Visual Comedy.
Tickets für die „Nacht der kleinen Künste“ gibt es im Vorverkauf ab sofort für 16 Euro auf www.csd-nordwest.de, bei der Kulturetage und bei Horizont Reisen. An der Abendkasse kosten die Tickets 21 Euro (ermäßigt 19 Euro).
Demo – Kulturfest – Politische Kundgebung
Die Demoroute führt den Teilnehmerzug am Samstag, 21. Juni, 12 Uhr, ab Ecke Rosenstraße/Bahnhofstraße um und durch die Oldenburger Innenstadt, um dann um 14 Uhr auf dem Schlossplatz zur politischen Abschlusskundgebung anzukommen. Angeführt wird der Zug von LuST e.V.-Vorsitzendem Klemens Sieverding und Tatjana Taft, die bekannt ist für ihre kunstvollen, extravaganten Kostüme und sich schon Miss Drag Queen Niedersachsen, Nord-West und Vize Miss Drag Queen Germany nennen durfte.
Der bunte Demonstrationszug hat seit dem letzten CSD einen weißen Kontrapunkt. Die Gruppe „Wir in weiß“ macht mit ihrer stillen und weißen Präsenz auf die Situation der LGBT-Community im Ausland aufmerksam und setzen in diesem Jahr den Fokus auf den Mut und das Engagement von Aktivistinnen und Aktivisten im Kamerun, auf Jamaica und in Russland. Neben einer Spendenaktion zu Beginn der Demonstration organisieren sie ebenfalls eine Luftballonaktion auf dem Schlossplatz, die während der Kundgebung stattfindet. Für das anschließende Kulturfest konnten die Disco-Band „Pony M“ und die Oldenburgerin Esther Filly mit ihrer „Amy Winehouse Tribute Show“ gewonnen werden.
Deutschsprachige Songs mit echtem Ohrwurm-Potential präsentieren Ela Querfeld und ihre Band aus Köln. Der Kabarettist Holger Edmaier wird in diesem Jahr wieder laut, beharrlich, souverän und sehr unterhaltend durch den Tag führen und sich nicht nur den einen oder anderen Auftritt gönnen, sondern auch mit Annie Heger den neuen Polit-Pop-Hit „100% Mensch“ präsentieren, den die beiden mit 30 weiteren Künstlerinnen und Künstlern wie zum Beispiel Hella von Sinnen aufgenommen haben. Weitere Künstlerinnen und Künstler und politische Rednerinnen und Redner werden an diesem Tag die CSD-Bühne entern, um auf den Geburtstag anzustoßen.
Night of the Pride – eine Geburtstagsparty ohne Grenzen
Nach Kultur und Politik auf dem Schlossplatz wird am 21. Juni ab 21 Uhr in der Kulturetage bei der „Night of the Pride” bis zum Morgengrauen wild, laut und eng getanzt, geflirtet und gefeiert. Passend zu der Reihe „Begegnungen“ der Stadt Oldenburg, die sich in diesem Jahr der Türkei widmet, legt die deutsch-türkische DJane Ipek Ipekçioglu auf. Sie dreht die Teller unter anderem auch bei der monatlichen Kreuzberger HomOriental Nacht „Gayhane“, in der Hamburger Gay-Orient-Kitchen und im „Orient“ in Stockholm. Unterstützt wird sie vom Local-Hero DJ Levin-Jonathan.
„Und wenn wir am nächsten Tag mit Besen, Kehrblech und Mülltüten bewaffnet den Schlossplatz besenrein hinterlassen wollen, dann hoffen wir gleichzeitig, dass den Menschen mehr von dem Tag in Erinnerung bleibt als Fähnchen und Konfetti. Das schönste Korkengeknalle übertönt nicht die immer noch andauernde Unterdrückung und Ungleichbehandlung von Menschen, die nicht gleicher sein wollen als andere, sondern lieben und leben wollen, ohne sich verstecken zu müssen“, so Heger.
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Hinweis an die Redaktionen:
Ansprechpartnerin zum CSD Nordwest ist Annie Heger, Pressesprecherin des LuST e.V., E-Mail: presse@csd-nordwest.de, Telefon: 0176-23206544, Fax: 0441 2057990. Weitere Informationen und Bilder zum Download gibt es im Internet unter www.csd-nordwest.de/presse und www.oldenburg.de.