Oldenburg. John von Düffel hat unter dem Titel „Die Wütenden und die Schuldigen“ einen vielschichtigen Familien- und Gesellschaftsroman geschrieben, der vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie spielt. Am Mittwoch, 6. Oktober, stellt der Autor das Buch in der Reihe „Konstellationen“ des Literaturhauses vor. Er liest aus dem Roman und spricht mit René Hurlemann, dem Direktor der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, zu deren Schwerpunkten die Bewältigung akuter Lebenskrisen gehört. Der Austausch wird von Michael Sommer, Professor für Alte Geschichte und Vorsitzender des Philosophischen Fakultätentages, moderiert. Die Veranstaltung findet ab 19.30 Uhr im Kulturzentrum PFL, Peterstraße 3, statt. Der Eintritt kostet 12 Euro, ermäßigt 8 Euro. Für die Teilnahme ist eine Kartenreservierung per E-Mail an literaturhaus@stadt-oldenburg.de erforderlich.
Die Handlung des Romans setzt im März 2020 ein. Es treten auf: ein protestantischer Pfarrer in der Uckermark, der dem Tod ins Auge blickt; eine Anästhesistin der Charité, die mit einem Rabbi zusammen in Quarantäne gerät; ein Kunststudent, der heillos in seine Professorin verliebt ist. Und Selma, die Enkelin, Tochter und Schwester der Genannten, die diese Familie irgendwie zusammenhalten soll. In Zeiten von Kontaktbeschränkungen und Abstandsregeln, in denen Distanz zur Tugend wird und Nähe zum Problem, ist das keine leichte Aufgabe. Denn die vier auseinandergerissenen Familienmitglieder verbindet eine gemeinsame Leerstelle: Holger, Pfarrerssohn, Ex-Mann und Vater der Protagonisten, befindet sich nach einem Suizidversuch in einer Klinik und ist nunmehr so gut wie unerreichbar. Für jede der Figuren bedeutet er eine Lücke, einen Phantomschmerz der anderen Art.
Die Veranstaltungsreihe „Konstellationen“ wird von der Stiftung Niedersachsen gefördert und ist ein Kooperationsprojekt mit dem Institut für Geschichte der Oldenburger Universität.