Oldenburg. Vielfalt in Zeiten der Pandemie. Geht das, obwohl wir in den letzten Monaten vereinzelter denn je gearbeitet und gelebt haben? Brauchen wir unterschiedliche Blickwinkel, Erfahrungen und Herangehensweisen, um die gewaltigen Folgen zu meistern und auch zukünftig zu bestehen? Oder ist das alles vor dem Hintergrund anderer globaler Krisen ein Luxusproblem?
Auf Einladung der Stadt Oldenburg, des Bürgersenders oeins, des Völklinger Kreises und des CSD Nordwest wurde am 7. Oldenburger Diversity Tag darüber im Studio des Lokalsenders Oldenburg eins diskutiert. Oberbürgermeister Jürgen Krogmann bekräftigt: "Wir wollen Vielfalt in unserer Stadt. Deshalb begehen wir auch in diesem Jahr den Diversity Tag. Ich glaube, dass wir das Bekenntnis zu Vielfalt auch als moderner Standort gebrauchen, denn die Menschen wollen sich wohl fühlen wo sie leben und arbeiten".
Die Zusammensetzung der Podiumsgäste war vielfältig. Marion Gerdes von der CEWE Stiftung & Co. KGaA bildete mit Martin Bartsch von der Stadtfleischerei Bartsch, Christian Averbeck von der Wäscherei Schwarting und Volker Trautmann, Leiter des Amtes für Personal und Verwaltungsmanagement der Stadt Oldenburg die Gesprächsrunde. Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Stephanie Birkner von ZUKUNFT.unternehmen gGmbH.
„In unserem Unternehmen treffen Menschen aus mehr als zehn unterschiedlichen Ländern und Kulturen aufeinander. Ja, das sorgt vielleicht auch mal für Spannungen“ erläutert Martin Bartsch. Gleichwohl betont er: „Es ist wichtig, dass man sich dafür Zeit nimmt. Denn eine vielfältige Gemeinschaft ist ein großes Geschenk! Daher ist es uns in der Arbeit in unserem Team sehr wichtig, dass es diese Unterscheidung zwischen ‚wir‘ und ‚ihr‘ nicht gibt“. Mit Blick auf die Corona-Pandemie ergänzt er: „Uns ist wichtig, dass alle die möchten, eine Chance bekommen. In der aktuellen Krise sehe ich da eine gute und wichtige Möglichkeit, noch mehr gemeinsam daran zu arbeiten, dass wir einander weniger fremd sind.“
„Unser Unternehmen zeichnet aus, dass Menschen lange bei uns bleiben. Damit meine ich nicht nur zehn Jahre, sondern durchaus 30 - 40 Jahre! “, freut sich Christian Averbeck von der Wäscherei Schwarting. „Wir sind ein Familienbetrieb, der das Thema Versorgungssicherheit sehr ernst nimmt. Familie bedeutet für uns nicht nur, dass das Unternehmen in Familienhand ist. Uns ist es wichtig, dass unsere Mitarbeitenden ein berufliches Zuhause bei uns finden“, beschreibt er seine Firmenpolitik. „Bei uns soll niemand Angst davor haben, Fehler zu machen. Dazu gehört auch, sich bewusst mit den eigenen - vielleicht gar nicht bewussten - Vorurteilen auseinander zu setzen. Das fehlt in unsere Gesellschaft leider sehr! Uns ist wichtig, genau das auch in die Arbeitswelt zu tragen!“
Für Marion Gerdes ist klar: „Die Basis von erfolgreicher Diversity in Unternehmen sind eine entsprechende Unternehmenskultur und Führung. Es braucht ein Arbeitsumfeld, in dem sich Mitarbeiter*innen sicher fühlen und nicht diskriminiert oder benachteiligt werden. Und es braucht Führungskräfte, die unterschiedliche Sichtweisen zulassen und wertschätzen.“
Gelebte „Diversity & Inclusion“ zu einem festen Bestandteil der Unternehmenskultur zu machen, ist für Volker Trautmann und die Stadtverwaltung ein Prozess und nach wie vor eine Herausforderung. Für ihn geht es bei Diversity um mehr als um konkrete praktische Bedürfnisse, mit denen sich die Stadtverwaltung seit Jahren in vielen Einzelmaßnahmen beschäftigt. „Bei Diversity handelt es sich um einen Wert an sich“, so Volker Trautmann. „Deshalb erstellen wir zurzeit ein langfristig angelegtes, verbindliches und umfassendes Gesamtkonzept für ein aktives Diversity-Management, das auch die für die Umsetzung verantwortlichen Personen und Organisationseinheiten klar benennt und die Verzahnung aus bereits vorhandenen Konzepten und Aktionsplänen innerhalb der Stadtverwaltung berücksichtigt“, ergänzt er unter Hinweis auf die Vorbildfunktion der öffentlichen Verwaltungen.
Neben diesen Themen aus der Runde konnten von den rund 100 Teilnehmenden per Chat zum Livestream von oeins und über das Beteiligungstool Mentimeter.com Fragen gestellt und an spontanen Abstimmungen teilgenommen werden. Wie wichtig ist Ihnen Vielfalt? Was verstehen Sie unter Diversität? Haben Sie vielleicht selber Erfahrungen sammeln können? Hat sich der Stellenwert des Themas Diversität (in Zeiten von Corona) verändert?
Im Rahmen der Veranstaltung hatten Wiebke Schneidewind von oeins und Stephanie Birkner von ZUKUNFT.unternehmen gGmbH die Charta der Vielfalt unterzeichnet.
Wiebke Schneidewind: „Verschiedene Sichtweisen und kulturelle Hintergründe, unterschiedliche Generationen und Erfahrungshorizonte - wir als Verein und Sender sind immer an und mit der Vielfalt gewachsen.“
Stephanie Birkner: „Unsere Gesellschaft steht vor vielfältigen gesellschaftlichen Herausforderungen. Die wertschätzende Zusammenarbeit ebenso vielfältiger Talente und Perspektiven ist von zentraler Bedeutung, um Zukunft im Interesse des Gemeinwohls zu gestalten. Damit dies gelingen kann, gilt es stereotypische Ideale der Gründungsszene sichtbar zu machen und kritisch zu hinterfragen. Das wollen wir mit unserem Beitritt zur Charta unterstützen!“
„Wir vom Organisationsteam freuen uns, dass das für uns ungewöhnliche digitale Format funktioniert hat und die unerwarteten und bereichernden Begegnungen, die sonst unsere Veranstaltungen ausgezeichnet haben, auch im virtuellen Raum funktionieren!“, so Susanne Jungkunz von der Stadt Oldenburg. „Zwar haben dieses Jahr coronabedingt nur zwei Unternehmen die Charta der Vielfalt unterzeichnet, aber wir sind stolz, nun 81 Unterzeichner-Organisationen in Oldenburg haben.“ Dass es nicht nur bei der symbolischen Unterzeichnung der Charta bleibt, beweist die große Resonanz im Oldenburger DiversityNetzwerk, das regelmäßig zusammen trifft und in dem Best Practice in Sachen Diversity-Management geteilt wird.
Im Vorfeld gab es für die Personen, die sich zur Veranstaltung angemeldet hatten, kleine Überraschungspakete, die das Motto der „virtuellen Teestunde“ mit dem Wortspiel DiversiTea aufgriffen. Gebärdensprachdolmetscherinnen ermöglichten auch den hörbehinderten Gästen die barrierefreie Teilnahme.
Schon einmal zum Vormerken: Der nächste DiversityTag findet am Dienstag, 17. Mai 2022 statt, dann wieder als Präsenzveranstaltung.
Weitere Informationen unter www.oldenburg.de/diversity.