Oldenburg. Janssen-Fans aufgepasst: Ab sofort präsentiert sich die Dauerausstellung im Horst-Janssen-Museum wieder in neuem Gewand. Alle Originalwerke des norddeutschen Künstlers wurden ausgetauscht, so dass es für Besucherinnen und Besucher wieder etwas Neues zu entdecken gibt. Das Motto der neuen Hängung lautet „Es ist alles nur ICH“. „Bei der Auswahl der Werke gehen wir dieses Mal von Janssens Gefühlswelt aus, denn der Künstler selbst führte die Wahl seiner Motive und Bildthemen auf seine jeweilige Gefühlslage zurück“, sagt Antje Tietken, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin die Werkauswahl kuratiert hat.
Bereits der letzten Hängung in der ständigen Ausstellung zum Leben und Werk von Horst Janssen lag das Thema „Emotionen als Lebensgeister“ zugrunde. „Wir haben festgestellt, dass der Zusammenhang zwischen den Gefühlslagen Janssens und seiner Kunst ein viel größerer ist, als bisher angenommen“, so Antje Tietken. „Deshalb wollen wir das Thema mit der neuen Werkauswahl nochmals vertiefen.“
In seiner Rede zur Verleihung des Oldenburg-Preises durch die Oldenburgische Landschaft im Jahr 1990 bringt Janssen es auf den Punkt: „Ich habe keine ‚Motive‘. Meine Motive sind ‚Themen‘ und sie sind jeweils das Thema meiner inneren Verfassung. […] In heiterer Verfassung: in den Tagen der Liebe, der Geilheit, der Lust und des Übermuts fall ich auf dem Papier in die Erotikas, in die drolligen Figurationen und Burlesken. […] In den Tagen der Melancholie und der Entsagung ziehe ich mich gerne ins Stillleben zurück. […] Die Tage der Wut in meinen zynischen Verfassungen nutze ich fürs Selbstporträt: ich als Fratze gegen die ‚Welt‘. […] Und in Tagen unerklärlicher Autarkie in ‚Zufriedenheiten‘ kann es werden, was es will. Das ist dann das Spiel mit der eigenen Meisterschaft 60jähriger Übung. […] ERGO: Es ist alles nur ICH und meine Verfassung sind meine Themen.“
Und so ergeben sich in der Ausstellung die vier Abteilungen Heiterkeit, Melancholie, Wut und Zufriedenheit, denen Radierungen, Lithografien, Holzschnitte und Zeichnungen von den 1950er bis zu den 1980er Jahren zugeordnet werden. Den erotischen Zeichnungen, wie dem „Highländer“ und „Zu deiner heutigen Nacht“, ist das Verspielte und Heitere durchaus anzusehen, während die in melancholischer Stimmung gezeichneten Stillleben als Motive beispielsweise tote Motten oder welkende Pflanzen zeigen und damit die Vergänglichkeit des Lebens aufgreifen. In zufriedener Gemütslage setzt sich Janssen zum Beispiel mit anderen großen Künstlern wie Goya, Rembrandt oder Füssli auseinander. Und wer sich bei der Betrachtung von Janssens Selbstporträts vielleicht wundert, warum sie oft so verzerrt und fratzenhaft wirken, erhält mit dem Hinweis auf die ihnen zugrundeliegende wütende und zynische Verfassung des Künstlers nun eine Erklärung.
Neben den Originalwerken besteht die Dauerausstellung zum Leben und Werk von Horst Janssen aus Schauwänden, Zeitzeugeninterviews, Videos und Hands-on-Stationen zu seinen Drucktechniken. Während diese jedoch stets gleichbleiben, werden die Janssen-Werke etwa alle vier Monate ausgetauscht. „Der regelmäßige Bildertausch hängt zum einen damit zusammen, dass die Grafiken lichtempfindlich sind und nur eine bestimmte Zeit dem Licht ausgesetzt sein dürfen, zum anderen möchten wir unseren Besucherinnen und Besuchern immer etwas Neues bieten“, erläutert die Kuratorin Antje Tietken. „Wir wählen für die neue Hängung immer ein anderes übergeordnetes Thema aus, so entsteht quasi immer wieder eine kleine neue Ausstellung in der Ausstellung.“