Starkes Interesse am Oldenburger USA-Wirtschaftstag

30.10.2025

Starkes Interesse am Oldenburger USA-Wirtschaftstag

Oldenburg. Wie kommen wir vom Anpassungsmodus in unternehmerisches Handeln? Mit dieser Frage eröffnete Moderator Uli Hagemeier den USA-Wirtschaftstag, zu dem die Wirtschaftsförderung der Stadt Oldenburg, die Oldenburgische Industrie- und Handelskammer und die Landessparkasse zu Oldenburg eingeladen hatten. Rund 80 Teilnehmende, davon viele Unternehmensvertretungen mit USA-Erfahrungen, waren gekommen, um sich über Perspektiven für die transatlantische Partnerschaft und wirtschaftliche Chancen zu informieren und auszutauschen.

Über Eindrücke und Einschätzungen
Oberbürgermeister Jürgen Krogmann berichtete bei seiner Begrüßung über gewonnene Eindrücke von der kürzlich stattgefundenen städtischen Delegationsreise in die USA. In Des Moines im Bundesstaat Iowa bestehe ein großes Interesse an einer langfristigen partnerschaftlichen Zusammenarbeit. Jan Müller, Präsident der IHK Oldenburg, stellte heraus, dass sich die Weltwirtschaftslage fundamental verändert habe und die USA einen anderen Weg der Handelspolitik eingeschlagen haben. Nach seiner Einschätzung ist ein verlässlicher USA-Kurs Illusion – notwendig sei, sich zeitnah und realistisch zu informieren. Olaf Hemker, Vorstandsmitglied der LzO, stellte die Frage nach der Ausgewogenheit der Beziehungen zwischen Europa und den USA.

Brandon Bohrn, ausgewiesener Experte für die transatlantischen Beziehungen bei der Bertelsmann Stiftung, machte deutlich, dass Donald Trump seine zweite Amtszeit mit besserer Planung angehe. Durch die Mehrheitsverhältnisse in Senat und Kongress gibt es immense politische Handlungsmöglichkeiten. Kein Präsident in den USA habe bisher mehr Dekrete erlassen als Trump, dabei werden die Grenzen ausgetestet. Es zeigten sich bisher noch wenig Erfolge durch seine America First Trade Policy: Arbeitslosenquote und Inflationsrate sind hoch. Nach Einschätzung von Bohrn ist das ausgehandelte Zollabkommen der bestmögliche Kompromiss für Europa.

Über Engagements und Entwicklungen
„Man kommt an Amerika nicht vorbei, die USA sind weiterhin Wachstumsmarkt“, lautete das Credo von Christoph Doerr, Direktor des Europabüros des Wirtschaftsministeriums von Alabama. Doerr zeigte eindrucksvoll das Engagement der europäischen und asiatischen Automobilindustrie im Südosten der USA, ebenso wie die Entwicklung des deutschen Lebensmitteleinzelhandels anhand den enormen Expansion von Aldi in den USA.

Auch die Zahlen des German American Business Outlook 2025 sprechen für sich: 84 Prozent der deutschen Tochtergesellschaften in den USA planen, ihre Investitionen in den nächsten drei Jahren zu steigern. 27 Prozent der deutschen Unternehmen, die bisher keine Produktion in den USA haben, planen die Errichtung einer solchen in den nächsten drei Jahren (ausgenommen Dienstleistungen/Logistik). Doerr machte an Beispielen deutlich, dass ein Invest in den USA auch zu einer Stärkung der Standorte in Europa führen kann. Er erläuterte die vielfältigen Unterstützungsmöglichkeiten für Investoren durch die Auslandshandelskammern und die Programme der einzelnen Bundesstaaten.

Über Unterschiede und Unternehmer-Perspektiven
Daniel Kraft, mehrfacher Startup-Gründer in den USA, berichtete über kulturelle Unterschiede im Wirtschaftsleben. In den USA wird Scheitern oft als wertvolle Lernerfahrung und Teil des Erfolgswegs betrachtet, während es in Deutschland eher mit Versagen verbunden ist. Auch seien die Veränderungszyklen in den USA deutlich schneller als in Deutschland.

Die Geschäftsführer der drei Unternehmen BIG Dutchman AG, Urban GmbH und SmarAct GmbH berichteten über ihr USA-Engagement und Auswirkungen der Zollpolitik. Die Unternehmen sind aufgrund ihrer Marktposition in der Lage, erhöhte Kosten an die Kunden weiter geben zu können. Allerdings sind Abwicklungen der Zollformalitäten mit einem erheblichen bürokratischen Aufwand verbunden, zum Beispiel bei der Erfassung des Stahlanteils bei Produkten.

Je nach Geschäftsbereich hat die aktuelle USA-Politik ganz unterschiedliche Auswirkungen auf die Unternehmen. So führe zum Beispiel die Bekämpfung illegaler Beschäftigung in der USA-Landwirtschaft zu einer stärkeren Nachfrage nach Landmaschinen. Initiativen zur verstärkten Nachhaltigkeit durch Retailer und einzelne Bundesstaaten eröffnen weitere wirtschaftliche Möglichkeiten. Das Hightec-Unternehmen SmarAct sieht mit Sorge auf die USA-Hochschulpolitik. Die aktuellen Budgeteinschränkungen führen dazu, dass die Position Chinas in der Grundlagenforschung weiter gestärkt werde, was langfristig zu wirtschaftlichen Effekten führe.

Die drei Unternehmen planen ein weiteres Wachstum mit Augenmaß. Konsens bestand, dass deutsche Unternehmen und deutsche Produkte in den USA ein großes Ansehen haben und eine Sympathiebrücke Deutschland-USA weiterhin verbindet.

Weitere Informationen
Wer mehr über die Wirtschaftsförderung der Stadt Oldenburg erfahren möchte, findet auf der offiziellen Website unter www.oldenburg.de/wirtschaftsfoerderung » weitere Informationen zu unterschiedlichen Themen und Projekten, Beratungs- und Fördermöglichkeiten sowie Ansprechpersonen und Netzwerke.

Foto: Stadt Oldenburg
Organisatoren und Referenten beim USA-Wirtschaftstag 2025 (von links): Olaf Hemker, Brandon Bohrn, Christoph Doerr, Daniel Kraft, Michael Weigel-Jech, Erkul Basaran, Joshua Hirneiß, Oberbürgermeister Jürgen Krogmann und Jan Müller. Foto: Stadt Oldenburg