„Stern 111“: Ein preisgekrönter Wenderoman

25.05.2020

„Stern 111“: Ein preisgekrönter Wenderoman

Oldenburg. Das Literaturhaus Oldenburg möchte mit seinem Publikum und mit den Schriftstellerinnen und Schriftstellern, die es schon lange vor der Corona-Krise in sein Programm eingeladen hatte, im Gespräch bleiben. Seit April veröffentlicht es deshalb nach und nach Gespräche dieser Autorinnen und Autoren auf seiner Homepage (www.literaturhaus-oldenburg.de). Im Auftrag des Literaturhauses wurden die Gespräche gegen Honorar mit den Moderatorinnen und Moderatoren geführt, denen die Schriftstellerinnen und Schriftsteller im Normalfall auf der Bühne im Wilhelm13 begegnet wären. Die Rubrik, die den Austausch nun stattdessen in schriftlicher Form im Internet veröffentlicht, lautet „Im Gespräch bleiben“. Aktuell wurde ein Gespräch Lutz Seilers mit der Literaturwissenschaftlerin Silke Behl über Seilers Roman „Stern 111“ veröffentlicht, der im März mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurde.

Lutz Seilers ausgezeichneter Roman führt zurück in die ersten Jahre der Nachwende und erkundet in einem weiten erzählerischen Panorama, was es für die Einzelne und den Einzelnen bedeutet haben mag, als die alten Ordnungen und Gewissheiten wegbrachen und neuen Freiheiten Raum gaben. Lutz Seilers Suchbewegung beginnt in Gera. Dort lebt 1989 Familie Bischoff. Zwei Tage nach dem Mauerfall trennen sich die drei und der Roman folgt in zwei großen Erzählsträngen ihren unterschiedlichen Wegen. Die Eltern Inge und Walter machen sich auf in den Westen und folgen einem geheimnisumwitterten Traum. Ihren Sohn Carl zieht es nach Berlin. Im Osten der Stadt, nahe der ehemaligen Grenze und in einer Art Niemandszone, findet er ein Zuhause beim ‚klugen Rudel‘, einer Gemeinschaft von Visionärinnen und Visionären, Anarchos sowie Künstlerinnen und Künstlern. Carl möchte Gedichte schreiben und seine große Liebe Effi wiederfinden. Die Kommunikation mit den Eltern beschränkt sich auf Briefe. Aus ihnen erfahren auch die Lesenden von den einzelnen Etappen der großen Reise, die Inge und Walter als Auswanderung bezeichnen.

Lutz Seiler. Foto: Heike Steinweg
Lutz Seiler. Foto: Heike Steinweg