Oldenburg. Der Name elektrisiert: Banksy. Der britische Künstler, dessen Identität eines der bestgehüteten Geheimnisse der Kunstwelt ist, gilt als größter Star der internationalen Street-Art. Er ist seit mehr als 25 Jahren mit Spraydosen und Schablonen-Graffiti rund um den Globus unterwegs. Immer wieder sorgt er mit heimlich verzierten Hauswänden und politischen Botschaften für Aufsehen. Vergangenen Herbst hatte Banksy, von dem man vermutet, dass er 1974 in Bristol geboren wurde, weltweit Schlagzeilen gemacht, weil er während einer Kunstauktion sein gerade für rund 1,2 Millionen Euro versteigertes Werk „Girl with Balloon“ schredderte.
Jemand, der zu einem Teil des Banksy-Mysteriums geworden ist, ist Barry Cawston. Er ist so etwas wie der „offizielle“ Banksy-Fotograf, seit der britische Streetart-Künstler Cawstons Bilder auf seiner Internetseite veröffentlicht hat. Cawston hatte Banksys Aufmerksamkeit und offenbar auch Wohlgefallen gefunden, weil er dessen Projekte nicht einfach nur abfotografierte, sondern ihnen eine eigene Bildsprache verlieh und so zum Verbündeten Banksys wurde. Der Fotograf wird nun in diesem Jahr die vom Kulturbüro der Stadt Oldenburg organisierte Reihe „Begegnungen 2019 – United Kingdom“ bereichern. Zur Vorbereitung einer Freiluft-Ausstellung, die vom 27. Oktober bis zum 2. Dezember 2019 entlang der Hafen-Promenade zu sehen sein wird, traf sich Barry Cawston in dieser Woche mit Projektleiter Bernd Hubl vor Ort in Oldenburg.
Im Mittelpunkt der Ausstellung werden Fotografien stehen, die Banksys spektakuläres Projekt „Dismaland“ in Szene setzen. 2015 verwandelte der Underground-Künstler in der britischen Küstenstadt Weston-super-Mare einen baufälligen Themenpark, der das Gefühl von Hoffnungslosigkeit entlang der Strandpromenade widerspiegelte, in einen Anti-Vergnügungspark: Dismaland („trostloses Land“). Barry Cawston dokumentiere Dismaland, aber auch Weston-super-Mare. Indem er die Kunstwerke des Parks mittels seiner fotografischen Handschrift kommentierte und in Beziehung zur Örtlichkeit setzte, entstand so ein eigenständiges Werk. Cawston stellte fiktive Motive Dismalands realen Aufnahmen aus Weston gegenüber. „Parodie und Realsatire prallen aufeinander, sie sind manchmal schwer zu unterscheiden“, sagt Barry Cawston. 26 seiner Bilder werden nun im Herbst am Oldenburger Stau zwischen dem Lokal „Schwan“ und dem Arbeitsamt präsentiert. Entsprechende Rahmen für die Drucke hat die Jugendwerkstatt der Oldenburger VHS gefertigt.
Mit „Dismaland“ habe Banksy mitten im Brexit-Referendum „eine Albtraumversion Großbritanniens“ erschaffen, erklärt Barry Cawston. Der Fotograf sieht eine beängstigende Zeit auf sein Heimatland zukommen: „Vielleicht verwandeln wir uns wirklich in einen dunklen Freizeitpark.“
Über Barry Cawston
Barry Cawston wurde 1966 in London geboren. Er lebt in Axbridge, Somerset in der Nähe von Bristol. Unter anderem fotografierte er für den English Heritage die Serie „Buildings at Risk“ über gefährdete Denkmäler in England. Seine Fotoserien zu Architektur und Landschaft werden mit der Atmosphäre der Bilder von Edward Hopper oder David Hockney verglichen. Er gewann mehrere Preise. Neben zahlreichen Ausstellungen in Britannien zeigte er seine Fotoarbeiten unter anderem in Arles, Moskau, Paris oder Stockholm. Wenn er im Herbst in Oldenburg ausstellt, ist es erst das zweite Mal, dass seine Arbeiten in Deutschland gezeigt werden.
Über die Reihe „Begegnungen“
Die Stadt Oldenburg richtet seit 2010 die Kultur- und Informationsreihe „Begegnungen“ aus.
Im Herbst 2019 wird sich die Reihe intensiv mit dem United Kingdom auseinandersetzen. In Kooperation mit sowohl hiesigen als auch britischen Akteuren werden unter dem Titel „Begegnungen 2019 – United Kingdom“ zahlreiche Projekte zur zeitgenössischen Kunst, Musik und Literatur, zum britischen Film und Theater, zu Mode und Design sowie zu gesellschaftspolitischen aber auch wirtschaftlichen Fragestellungen gestaltet.
Mehr Informationen unter www.begegnungen2019.de