Veranstaltungsreihe Living History

08.01.2020

Veranstaltungsreihe Living History

Oldenburg. Unter dem Titel „Living History“ organisiert das Kulturbüro der Stadt Oldenburg seit 2017 Veranstaltungen zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar. In unterschiedlichen Formaten haben sich Menschen aus Wissenschaft, Film, Theater und Musik sowie Schülerinnen und Schüler einem Schwerpunktthema in der Forschung zum Nationalsozialismus gewidmet und es in aktuellen Bezügen dargestellt. Auch 2020 wird es wieder eine Veranstaltungsreihe geben. Doch diesmal ist die Stadt nicht mehr alleiniger Veranstalter. Eine Vielzahl von Oldenburger Akteurinnen und Akteuren hatte den Wunsch sich zu beteiligen und so wird die Reihe in diesem Jahr thematisch erweitert und der bisherige Themenschwerpunkt zugunsten einer Themenvielfalt geändert. Eine erfreuliche Entwicklung, die angesichts des 75. Jahrestages des Kriegsendes von besonderer Bedeutung ist.

Der Verein Medienbüro Oldenburg und die Gedenkstätte Wehnen zeigen am Sonntag, 12. Januar, um 17 Uhr den Film „Ich werde nicht schweigen“ (2016), der die Opfer der NS-Krankenmorde im Oldenburger Land thematisiert. Der Spielfilm von Esther Gronenborn läuft im Cine k, Bahnhofstraße 11, und im Anschluss besteht die Möglichkeit mit dem Oldenburger Historiker Dr. Ingo Harms über die Opfer der NS-Krankenmorde zu diskutieren.

Am Sonntag, 19. Januar, zeigen der Freundeskreis für Sinti und Roma in Oldenburg e.V. und das Medienbüro Oldenburg im Cine k um 17.30 Uhr den Film „Auf Spurensuche“ (2019). Für diese Dokumentation haben sich die Nachkommen vieler Sinti aus dem Nordwesten auf Spurensuche begeben und die Orte der NS-Verbrechen von Jever über Oldenburg und Sachsenhausen nach Auschwitz aufgesucht. Im Anschluss an die Filmvorführung besteht die Möglichkeit, mit den Filmemacherinnen und Filmemachern zu sprechen.

Der Dokumentarfilm „Swimmingpool am Golan“ (2018) von Esther Zimmering läuft am Sonntag, 26. Januar, um 11.30 Uhr im Cine k in Anwesenheit der Regisseurin. Der Film handelt von einer Familie mit sozialistischen Idealen, von der sich einige Mitglieder am Aufbau von Kibbuzim beteiligen, während sich andere dem Aufbau der DDR widmen. Der Film wird vomr Verein Medienbüro Oldenburg, der Evangelischen Akademie und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gemeinsam gezeigt. Auf der Suche nach der eigenen Identität fragt die Regisseurin danach, was von den gegensätzlichen Ideen ihrer Vorfahren übriggeblieben ist. Die Kosten für die Filmvorführung betragen 10 Euro inklusive Kaffee.

Wie in jedem Jahr organisiert der Freundeskreis der Sinti und Roma in Oldenburg e.V. anlässlich des Holocaust-Gedenktages auch im Jahr 2020 wieder eine Gedenkfeier für die deportierten Sinti-Familien aus dem Nordwesten. Sie findet statt am Montag, 27. Januar, um 12 Uhr am Gedenkstein am Friedhofsweg, gegenüber dem Polizeigebäude. Bürgermeisterin Christine Wolff wird in ihrer Rede an die von hier im März 1943 nach Auschwitz deportierten Sinti erinnern, von denen 74 ermordet wurden. Im Anschluss an diese Gedenkfeier lädt der Freundeskreis zu einer Filmvorführung in das Kulturzentrum Anna Schwarz RomnoKher, Stedinger Straße 45a, 26135 Oldenburg ein. Um 14 Uhr wird dort der Film „Die Frauen von Ravensbrück – Das Online-Archiv“ in Anwesenheit der Filmemacherin Loretta Walz gezeigt. Loretta Walz hat seit 1980 Videointerviews von überlebenden Frauen, Männern und Kindern der Frauen-Konzentrationslager Moringen, Lichtenburg und Ravensbrück zu einer der größten deutschen Sammlung von Zeitzeugenberichten zusammengetragen. Zukünftig soll diese für die Bildungsarbeit sowie für Wissenschaft und Forschung zur Verfügung stehen. Den musikalischen Rahmen für die Veranstaltung geben die Sinti Swing Oldenburg.

Mit dem Film „Unter den Brettern hellgrünes Gras“ (2005) widmet die österreichische Regisseurin Karin Berger ihrer Freundin Ceija Stojka ein besonderes Portrait. Das Kulturbüro der Stadt Oldenburg zeigt den Film am Dienstag, 28. Januar, um 19 Uhr im Cine k und hat die Regisseurin zum anschließenden Gespräch über ihre bemerkenswerte Protagonistin eingeladen. Als Kind überlebte die Sintezza Ceija Stojka Auschwitz, Ravensbrück und Bergen-Belsen. Der freundschaftlich vertraute Umgang der beiden Frauen ist die Grundlage für die Offenheit, mit der Ceija Stojka erzählt und sich traumatisierenden Erinnerungen aussetzt. Der Eintritt ist frei.

Kartenkauf oder Reservierungen für die Filme sind per Telefon unter 0441-2489646 oder im Internet unter www.cine-k.de möglich.

Um das Thema der in der NS-Zeit verfolgten Sinti und Roma auch für Jugendliche zugänglich zu machen, hat das Kulturbüro die mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Autorin Anja Tuckermann zu Lesungen in Schulen eingeladen. Am Donnerstag, 6. Februar, finden im Vortragssaal des Kulturzentrum PFL, Peterstraße 3, darüber hinaus zwei Lesungen für alle Interessierten statt. Um 9 Uhr liest sie aus ihrem Buch „Mano – Der Junge, der nicht wusste, wo er war“ und erzählt die unglaubliche, aber wahre Geschichte eines Sinto-Jungen, der traumatisiert mehrere Konzentrationslager der Nationalsozialisten überlebt hat. Immer wieder nimmt sie die Perspektive des Jungen ein und entwickelt ein bemerkenswertes Gespür für die Bedrängnis des Jungen.

Um 14.30 Uhr liest Anja Tuckermann aus „Denk nicht, wir bleiben hier!“ und erzählt die Geschichte vom neunjährigen Hugo Höllenreiner, der 1943 von München aus mit seinen Eltern und seinen fünf Geschwistern in das Zigeunerlager in Auschwitz deportiert wurde. Englische Soldaten befreiten Hugo 1945 aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen, doch über die dazwischenliegenden zwei Jahre konnte Hugo erst sprechen als er 60 Jahre alt war.

Im Anschluss an die Lesungen gibt es die Gelegenheit mit der Autorin zu sprechen, der die Geschichte der Verfolgung der Sinti und Roma im NS-Regime ein besonderes Anliegen ist.

Der Eintritt für beide Lesungen ist frei. Anmeldungen dazu bitte per E-Mail an paula.vonsydow@stadt-oldenburg.de

Zu einem Besuch in der Gedenkstätte Wehnen, Hermann-Ehlers-Straße 7, 26160 Bad Zwischenahn, laden Ulrich Hartig vom Förderverein internationales Fluchtmuseum e.V. und der Medizinhistoriker Dr. Ingo Harms am Mittwoch, 29. Januar, und am Mittwoch, 5. Februar, jeweils um 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Deutsche Geschichte – Was geht’s mich an …?“ wollen sie vor allem Migrantinnen und Migranten die Gelegenheit bieten, mehr über die Ausgrenzung von Menschen im NS-Regime zu erfahren. Die Anfahrt zur Gedenkstätte wird gemeinsam organisiert und es entstehen keine Kosten. Anmeldung und Kontakt bei Ulrich Hartig per E-Mail an info@fluchtmueseum.de.