Oldenburg. Der Oldenburger Hafen musste im vergangenen Jahr eine leichte Delle in der Bilanz verkraften. 2018 wurden nach Angaben des Eigenbetriebs Hafen der Stadt Oldenburg per Schiff und Bahn transportierte Güter in einem Volumen von 1.027.941 Tonnen umgeschlagen. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem leichten Rückgang um rund 2,9 Prozent. 2017 hatte der Gesamtumschlag im Hafen 1.058.533 Tonnen betragen. Die Zahlen stellte die Oldenburger Hafenwirtschaftsgemeinschaft am Donnerstag vor.
Demnach ist im vergangenen Jahr der Umschlag in den Gütergruppen „Baustoffe“ und „Sekundär-rohstoffe“ zurückgegangen, während die Mengen in den Gütergruppen „Getreide und Futtermittel“ und „Chemische Erzeugnisse“ (Mineraldünger) angestiegen sind. Als überaus positiv gilt der Umschlagsanstieg im Bereich Seeverkehr, der gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rund 29,8 Prozent gesteigert werden konnte.
„Der Einbruch bei den Baustoffen hat seine Ursache in den sehr nassen Monaten Januar und Februar 2018 sowie im Wintereinbruch im März 2018. Dadurch wurden Baumaßnahmen verschoben oder verzögert, was sich unmittel¬bar auf die Nachfrage nach Kies, Sand und Splitt für die Beton- und Asphaltproduk¬tion sowie nach Mineralgemischen im Segment Baustoffe ausgewirkt hat“, erklärt Nico Steudel, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Rhein-Umschlag und Vorsitzender der Oldenburger Hafenwirtschaftsgemeinschaft. Gleichzeitig bewertet er die Entwicklung im Seeverkehr, im Bahnverkehr und in der Gütergruppe „Getreide/Futtermittel“ als „sehr erfreulich“. „Wenn das Wetter in 2019 mitspielt“, so Nico Steudel für die Unternehmensgruppe Rhein-Umschlag, die die gesamten Baustoffmengen im Hafen Oldenburg über ihre Anlagen umschlägt, „werden die Baustoffmengen auf das Jahr gesehen wieder anziehen.“
„Bedingt durch die schlechten Ernteerträge in unserem Einzugsgebiet“, bilanziert Heinrich Bruns, Geschäftsführer der AGRAVIS Kraftfutterwerk Oldenburg GmbH, „haben sich im Laufe des Jahres 2018 die Warenströme für das eingesetzte Getreide deutlich geändert.“ Getreide als wichtige Futtermittelkomponente sei auf dem Wasserwege sowohl aus den ostdeutschen Häfen als auch aus den osteuropäischen Staaten zum Kraftfutterwerk in Oldenburg transportiert worden, schildert der stellvertretende Vorsitzende der Hafenwirtschaftsgemeinschaft. „Die Diskussion um genveränderte Rohware im Futtermittel, sprich Sojaprodukte, zwingt uns dazu, auf andere Eiweißträger, wie Rapsschrot, zurückzugreifen. Hier erfolgt der Transport dann in erster Linie per Seeschiff aus den polnischen Ölmühlen, wobei die Sojaprodukte per Binnenschiff angeliefert wurden. Dies erklärt für uns den Zuwachs bei den Seeschiffen und den Rückgang bei den Binnenschiffen“, so Bruns weiter.
Für AGRAVIS bietet der Hafenstandort Oldenburg einen logistischen Vorteil bei der Rohwarenversorgung. Daher geht man davon aus, auch in 2019 die Produktionsmengen halten zu können. Bruns: „Wie der Ernteverlauf in 2019 sein wird, liegt in erster Linie im Ermessen von Petrus.“
Der Rückgang im Segment „Sekundärrohstoffe“ (Altmetalle) ist auf den trockenen Sommer und Herbst 2018 zurückzuführen. Durch die geringen Wasserstände, insbesondere im Rhein, konnten die Binnenschiffe nur teilbeladen fahren. Daher war der Frachtraum knapp und die Nachfrage nach Binnenschiffen sehr groß. Dies führte auch für den ausgehenden Umschlag von Sekundärrohstoffen in Oldenburg zu Problemen, termingerecht Binnenschiffe zu wirtschaftlichen Konditionen zu bekommen. Daher wurde im zweiten Halbjahr vielfach der Transport der insgesamt gleichgebliebenen Tonnage mit dem Lkw abgewickelt. Die Firma Springer & Sohn geht für 2019 von steigendem Schiffsumschlag für Sekundärroh¬stoffe aus, wenn sich das Angebot für Frachtraum der Binnenschiffe wieder normalisiert.
Oberbürgermeister Jürgen Krogmann begrüßt den durchaus stabilen Umschlag im Hafen Oldenburg und insbesondere die Entwicklung im Seeverkehr. Die ständigen aktiven Bemühungen der Hafenwirtschaft, neue Geschäftskontakte zu erschließen und trotz Schwankungen am Markt und in der Nachfrage den Umschlag stabil zu halten, stehen für die positive Entwicklung. Dazu trage auch die Gesellschaft Seaports of Niedersachsen bei, die den Hafen Oldenburg auch über die deutschen und europäischen Grenzen hinaus mit vertrete.
Die Zahlen im Detail:
• Schiffsumschlag
Der Schiffsumschlag ist gegenüber dem Jahresergebnis 2017 um 3,74 Prozent auf 994.597 Tonnen zurückgegangen. Der Umschlag im Seeverkehr ist auf 83.614 Tonnen gestiegen (ein Zuwachs von 29,81 Prozent), wogegen der Umschlag im Binnenverkehr mit minus 5,98 Prozent und 910.983 Tonnen leicht nachgegeben hat. Im Seeverkehr hat die Anzahl der Schiffe (54 gegenüber 43) um 11 zugenommen, bei den Binnenschiffen kamen 70 Schiffe (861 gegenüber 931) weniger nach Oldenburg. 2018 liefen insgesamt 915 Schiffe den Oldenburger Hafen an.
Im Hinblick auf die einzelnen Gütergruppen ist der Umschlag im Bereich Baustoffe (Sand, Kies, Erden, Steine) im Vergleich zum Vorjahr um 63.610 Tonnen gesunken – ein Minus von 9,80 Prozent. Auch der Umschlag von Düngemitteln per Schiff ging um 8.150 Tonnen (minus 19,76 Prozent) zurück. Dieses Minus konnte durch den Düngerumschlag über die Bahn jedoch mehr als kompensiert werden. Der Umschlag der Erzeugnisse der Land- und Forstwirtschaft (Getreide und Futtermittel) konnte gegenüber dem Vorjahr (um 13,98 Prozent auf 361.960 Tonnen) gesteigert werden. Der ausgehende Umschlag (Sekundärrohstoffe, Altmetalle) ist in 2018 auf 13.983 Tonnen gefallen – das entspricht einer Abnahme um 41,97 Prozent.
• Bahnumschlag
Der Bahnverkehr schließt im Jahr 2018 bei 662 eingesetzten Güterwagen mit einem Gesamtgüterumschlag von 33.344 Tonnen ab, eine Steigerung von 8.101 Tonnen gegenüber 2017. Dies entspricht einem Zuwachs gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 32,09 Prozent. Bei den Gütern im Bahnverkehr handelt es sich hauptsächlich um Düngemittel (85,24 Prozent, 28.423 Tonnen). Daneben entfallen 14,76 Prozent (4.921 Tonnen) auf Baustoffe. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Menge an umgesetzten Baustoffen abgenommen und die an Mineraldünger konnte fast verdoppelt werden (28.423 Tonnen zu 14.488 Tonnen).