Oldenburg. Pflegebedürftig möchte niemand werden und doch trifft es immer mehr Bürgerinnen und Bürger – auch in Oldenburg. Der demografische Wandel mit der zunehmenden Zahl älterer und demenzkranker Menschen stellt wachsende Anforderungen an das Gesundheitswesen und die sozialen Systeme. An passgenauen Lösungen arbeitet das im August 2017 gegründete Bündnis Pflege – so nennt sich die örtliche Pflegekonferenz nach § 4 des Niedersächsischen Pflegegesetzes in der Stadt Oldenburg. In der vergangenen Woche fand die zweite Sitzung der im Bündnis Pflege vereinten Akteurinnen und Akteure im Niedersächsischen Studieninstitut (NSI) statt.
„Die Inanspruchnahme von Pflege soll für alle Menschen in Oldenburg gewährleistet werden“, nennt Sozialdezernentin Dagmar Sachse ein Hauptziel. Deshalb betrachtet das Bündnis Pflege das Thema aus multiprofessionellen Blickwinkeln, um aus der gemeinsamen Diskussion möglichst tragfähige Ergebnisse zu erzielen. Neben der Stadtverwaltung sind in dem Netzwerk Pflegekassen, ambulante, teilstationäre und stationäre Pflegeeinrichtungen und Pflegepersonal vertreten. Als Repräsentanten der Pflegebedürftigen sitzen Sozialverbände, Seniorenvertretung, Behindertenbeirat und Selbsthilfe-Organisationen mit am Tisch. Auch die Bundesagentur für Arbeit, das Jobcenter, das Versorgungsnetz Gesundheit und die Kinderkrankenpflege sind beteiligt. Insgesamt 25 Mitglieder hat das Bündnis.
Seit dem Auftakt hat sich bereits einiges getan: In vier Arbeitsgruppen wurden Themen wie Fachkräfte in der Pflege, stationäre Pflege, ambulante Versorgungsstrukturen im Quartier und Demenz erörtert. Ergebnisse wurden nun auf der zweiten Sitzung vorgestellt und ausführlich diskutiert. Folgende Aufgaben haben sich die Arbeitsgruppen für die nächsten Monate vorgenommen:
AG Fachtag Pflege: Vorbereitung eines öffentlichen Fachtages zum Thema Pflege aus den verschiedensten Blickwinkeln (Kinderkrankenpflege, Krankenpflege und Altenpflege) mit Vorträgen, Workshops und abschließender Podiumsdiskussion.
AG Quartier: Identifizierung von pflegespezifischen Schnittstellen im Quartier und Vorschläge zur Stärkung und Förderung der Angebotssituationen, zum Beispiel das Modell „Wohnen für Hilfe“ (Senioren bieten Wohnraum und Studierende leisten dafür Hilfe), Aufbau von ehrenamtlichem Engagement zur niedrigschwelligen Unterstützung und zur Vermeidung von Isolationstendenzen.
AG Versorgungsstrukturen: Feststellung der Bedarfe für unterschiedliche Versorgungsangebote (zum Beispiel Nachtpflege).
AG Demenz: Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen zum Thema Demenz (zum Beispiel über einen Wettbewerb an Schulen).
Es sollen unter anderem Vorschläge erarbeitet werden, wie Engpässe in der pflegerischen Versorgung im Stadtgebiet behoben werden könnten und welche konkreten Lösungswege oder Projekte vorstellbar und zu verwirklichen wären. „Durch den regelmäßigen Fachaustausch werden pflegepolitische und soziale Entwicklungen und Bedarfe in Oldenburg erkannt und benannt“, freut sich der Vorsitzende des Bündnis Pflege, Bernd-Günter Schwabe, Leiter des Amtes für Teilhabe und Soziales. Zudem ist er begeistert, dass die Mitglieder des Bündnisses mit viel positiver Energie das Thema Pflege motiviert angehen und gestalten wollen. „Ich bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam die pflegerische Versorgungslandschaft nachhaltig verbessern werden“, so Schwabe.
Das Bündnis Pflege tagt das nächste Mal am 18. Oktober.