Oldenburg. Auf den ersten Blick wirkt alles spielend einfach: Murmeln mit einem Löffel aus einer Glasschale nehmen und in kleine Behälter werfen, Spielzeugautos auf einem vorgezeichneten Weg führen oder Mondgesichter malen – allerdings spiegelverkehrt. Das erfordert enorme Konzentration und ist verwirrend. Es ist frustrierend, wenn selbst der x-te Versuch fehlschlägt. Genauso empfinden demenzkranke Menschen, wenn Aktivitäten, die ihnen früher leicht fielen, zu echten Herausforderungen geworden sind. Diese Gefühle simuliert der Demenzparcours „Hands-on Dementia“, den das Team des Senioren- und Pflegestützpunktes Niedersachsen (SPN) der Stadt Oldenburg jetzt vorgestellt hat.
Der Demenzsimulator führt an 13 Stationen durch einen ganz gewöhnlichen Tag: Vom Anziehen bis zum Abendessen können Menschen, die nicht an Demenz erkrankt sind, nachempfinden, wie sich in alltäglichen Situationen die Symptome einer Demenz anfühlen. „Wer den Parcours ausprobiert, wird Grenzen erfahren und das eigene Unvermögen erleben, so wie Menschen mit Demenz sie täglich erleben. Diese Erfahrung hilft, das Verhalten und die Gefühle Demenzerkrankter besser zu verstehen“, sagt Sozialdezernentin Dagmar Sachse.
Der Senioren- und Pflegestützpunkt hat die Aufgabe, alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sowie deren Angehörige zu seniorenrelevanten Themen und zu Fragen der Pflege zu beraten. Dabei nimmt die Beratung von Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen einen großen Raum ein. „Für Menschen mit Demenz ist ein verständnisvolles Umfeld wichtig“, betont Friederike Oltmer von der Koordinierungsstelle Altenhilfe, die die Geschäftsführung des Senioren- und Pflegestützpunktes innehat. Verständnis setze Wissen über die Krankheit und die Sorgen der Erkrankten voraus. „Mit dem Einsatz des interaktiven Lern- und Unterrichtsmaterials kann erreicht werden, dass Interessierte über die bloße, theoretische Informations- und Wissensvermittlung hinaus nachhaltige, beeindruckende Erfahrungen mit der Symptomatik und Gefühlswelt der Demenz sammeln können“, so Oltmer weiter.
Eine weitere Übung aus dem Demenzparcours: Sich eine Liste mit Alltagsgegenständen in zwei Minuten einzuprägen. Danach wird abgefragt, woran man sich noch erinnert. Um die Aufgabe zu erschweren, wird eine Brille aufgesetzt, die ein typisches Augenleiden simuliert und gleichzeitig wird ein Ball hin- und hergeworfen. Es ist extrem schwierig, sich unter diesen Bedingungen zu konzentrieren. So geht es auch einem Demenzkranken.
Entwickelt wurde „Hands-on Dementia“ vom 21-jährigen Psychologie-Studenten Leon Maluck aus Remscheid. Der Demenzparcours kann von öffentlichen Institutionen, Schulen, Vereinen oder sonstigen interessierten Gruppen zur Präsentation in den Räumen des Senioren- und Pflegestützpunktes gebucht werden. Termine können im SPN unter der Telefonnummer 0441 235-3780 oder per E-Mail an pflegestuetzpunkt@stadt-oldenburg.de nachgefragt werden. Die Präsentation übernehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Oldenburg.
Mehr Infos gibt es im Internet unter www.oldenburg.de/demenzparcours.html und unter www.hands-on-dementia.info
In eine verkehrte Welt eintauchen
19.02.2019
In eine verkehrte Welt eintauchen

An den Stationen im Demenzparcours kann nachempfunden werden, wie sich in alltäglichen Situationen die Symptome einer Demenz anfühlen. Foto: Torsten von Reeken.