Inhalt: Den Tag, an dem sein Onkel Christoph „vorübergehend“ bei seiner Familie einzieht, wird der schüchterne Mauritius wohl nie vergessen. Schnell ist klar, dass sein Onkel so gar nicht normal, sondern herrlich durchgeknallt ist. Aus anfänglicher Skepsis wird schnell Bewunderung, denn wo Christoph auftaucht, ändert er die Regeln, wie es ihm passt, und alles scheint furchtbar einfach zu sein. Deshalb wäre Mauritius gerne ein bisschen wie sein Onkel – damit er sich endlich traut, Mieke zu seiner Geburtstagsfeier einzuladen und sich besser gegen die Jungs aus seiner Schule wehren kann. Also beschließt Mauritius, sich bei Christoph anzustecken und ebenso verrückt zu werden. Dabei ist ihm durchaus bewusst, dass hinter Christophs Verhalten eine psychische Krankheit steckt.
Begründung der Jury (von Dr. Tobias Kurwinkel):
Der elfjährige Mauritius zieht mit seinen Eltern aus der Großstadt aufs Land, aus einer Wohnung in eine alte Windmühle auf dem Soliner Berg. Davon abgesehen ist „eigentlich alles ganz okay“: Die Klassenlehrerin bemüht sich um ihn und die Mitschüler sind „für sich genommen auch ganz nett“. Sie wissen nur nicht, was sie mit Mauritius anfangen sollen, denn er spricht nicht viel, ist beinahe genauso still wie die Fische und Meeresbewohner, die es ihm angetan haben. In deren Welt flüchtet er imaginierend, dort ist es ruhig, wenn es oben zu laut ist.
In dieses Leben tritt eines Tages Onkel Christoph, den Mauritius nur aus wilden Erzählungen seines Vaters und von Fotos kennt: Mal sitzt er halb nackt vor einem Bauwagen und hält eine gegrillte Ratte in die Kamera, mal steht er mit seiner Band auf finsteren Kellerbühnen, in der einen Hand eine Bierflasche, in der anderen ein Mikrofon. Dieser Onkel ist anders als alle, die Mauritius kennt. Und er scheint mit der lauten Welt umgehen zu können, die den Elfjährigen so oft überfordert. Sein Onkel kann sich danebenbenehmen, wie er möchte. Er tut einfach, was er will. „Wenn das eine Krankheit ist“, stellt Mauritius für sich fest, „dann will ich die auch haben“.
Folgend studiert Mauritius seinen Onkel, weil er sich seine Methoden abschauen will. Die braucht er, um Mieke, das Nachbarmädchen aus seiner Klasse, zu seiner Geburtstagsfeier einzuladen – und zwar als einzigen Gast. Natürlich geht das gründlich schief und Onkel Christoph ist nicht ganz unschuldig daran: Zum einen kommt nicht nur Mieke, sondern die gesamte Klasse, zum anderen steht da mit einem Male ein vier Meter langes, orange lackiertes U-Boot auf dem Rasen...
Mit Hilfe derartig skurriler, absurder Ereignisse gelingt es Ulrich Fasshauer, ein schwieriges und ernstes Thema kindgerecht aufzubereiten: In seinem ersten Roman schildert er die manisch-depressive Erkrankung des Onkels, mit der und dem sich sein Protagonist auseinandersetzen und entwickeln muss. Das überzeugt nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich: Wie Fasshauer aus der Ich-Perspektive des Elfjährigen erzählt, wie er seine Gedanken und Gefühle, seine Dialoge mit sich selbst und anderen Worte werden lässt, wirkt glaubhaft, authentisch – und hat genau die richtige Portion Humor.
Vita: Ulrich Fasshauer wurde 1973 in Köln geboren. Nach seinem Zivildienst in einer psychiatrischen Klinik studierte er Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft in Köln und Paris und arbeitete anschließend als Dozent an der Universität zu Köln. Bereits vor der Geburt seiner Tochter begann er, sich für Kinderliteratur zu interessieren. Heute lebt er in Berlin, schreibt Kinder- und Jugendbücher und lektoriert Drehbücher.
Eine Leseprobe ist veröffentlicht unter www.stadtbibliothek-oldenburg.de.
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