Oldenburg. Eine ganze Stadt voller Musik. Eine offene Bühne in der Fußgängerzone verbreitet Festivalflair. Kaum ein Ort, an dem man nicht auf Schritt und Tritt jemandem mit einem Instrumentenkoffer begegnet. Holger Denckmann, Leiter der städtischen Musikschule, hat bereits konkrete Bilder im Kopf, wenn er an die erste Juni-Woche in 2022 denkt. Dann nämlich, vom 2. bis zum 8. Juni, wird Oldenburg zur Hauptstadt des deutschen Musiknachwuchses – die Stadt ist Ausrichterin des 59. „Jugend musiziert“-Bundeswettbewerbs. „Wir freuen uns sehr darauf, die Gastgeberrolle übernehmen zu dürfen und wünschen uns, dass die Pandemie-Entwicklung dieses Großereignis im nächsten Jahr zulassen wird“, sagt Oberbürgermeister Jürgen Krogmann. Mit der Ausrichtung des Bundesfinales unterstreiche Oldenburg seinen Status als Kulturmetropole, betont Krogmann, der gleichzeitig als Kulturdezernent fungiert. Auch Kulturamtsleiterin Christiane Cordes hofft, mit der Live-Begegnung von Oldenburg aus ein starkes Lebenszeichen für die Bedeutung und Vielfalt der Musik aussenden zu können.
„Jugend musiziert“ gilt mit jährlich rund 25.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Deutschland als der größte musikalische Nachwuchswettbewerb weltweit – erstmals soll der Abschluss in Oldenburg stattfinden. Dieses Wettbewerbsfinale wird aller Voraussicht nach das erste seit 2019 sein, das wieder in Präsenz möglich ist. 2020 fiel der Bundesentscheid Corona-bedingt komplett aus, in diesem Jahr fand die Veranstaltung vollständig digital statt. „Dieses Finale wird etwas Besonderes werden. Für uns ist das wie die WM im eigenen Land“, freut sich Musikschulleiter Holger Denckmann auf ein musikalisches „Sommermärchen“ in Oldenburg.
So laufen die Vorbereitungen:
Die Vorbereitungen haben bereits begonnen. Unterstützt wird die Musikschule dabei von Andrea Palet Sabater, der Geschäftsführerin des Regionalausschusses von „Jugend musiziert“. Die Oldenburger Musikpädagogin hat als Teilnehmerin schon selber viele Bundeswettbewerbe bestritten. „Die größte Herausforderung ist es, die Räumlichkeiten zu stellen“, sagt Andrea Palet Sabater. Erwartet werden mehr als 2.000 junge Musikerinnen und Musiker, die mit ihren Lehrkräften und Familien anreisen und untergebracht werden müssen. Über Quartierangebote freut sich die Musikschule per E-Mail an musikschule@stadt-oldenburg.de. Für rund 120Jurymitglieder sowie Helferinnen und Helfer wurden bereits Hotelbetten reserviert.
An 25 Orten finden Wertungsspiele statt, die allesamt bestimmte Standards erfüllen müssen: Neben einem mit Publikumsplätzen ausgestatteten Wertungsraum sind drei Einspielräume und ein Juryraum – alle im selben Gebäude, aber akustisch voneinander getrennt – vorgegeben. Darüber hinaus wird es zahlreiche Workshops geben. Erste Besichtigungen haben schon stattgefunden, Austragungsorte sind das Staatstheater, die Weser-Ems-Hallen, das PFL und viele Schulen. Vor allem an den Schulen herrsche ein sehr „musikfreundliches Klima“, konstatiert Palet Sabater. „Viele Schulleitungen haben Unterstützung signalisiert.“ Im Juli werden sich die Bundesgeschäftsführerin von „Jugend musiziert“, Ulrike Lehmann, und der Landesausschussvorsitzende Ulrich Bernert vor Ort ein Bild machen.
So hat Oldenburg den Zuschlag bekommen:
Dass der Deutsche Musikrat als Träger des Bundeswettbewerbs der Stadt Oldenburg den Zuschlag gegeben hat, kam nicht von ungefähr: Einen Probelauf hat Oldenburg bereits auf Landesebene bestanden. 2018 war die Stadt kurzfristig als Ausrichter eingesprungen und hatte die Aufgabe mit Bravour gemeistert. Im selben Jahr stimmte der Stadtrat der Ausrichtung des Bundeswettbewerbs 2022 zu. „Wir trauen uns das absolut zu“, betont Philipp Schlüchtermann, stellvertretender Leiter der Musikschule. Oldenburg trägt mit einem Zuschuss in Höhe von 200.000 Euro zum Gesamtbudget bei, das rund 900.000 Euro umfasst.
Für die Musikschule der Stadt Oldenburg ist die Austragung des Bundeswettbewerbs eine ganz besondere Ehre und Anerkennung, da Schülerinnen und Schüler der Musikschule seit Jahren zu den ersten Preisträgerinnen und Preisträgern des Bundeswettbewerbs „Jugend musiziert“ zählen. „Bei der Anzahl der Top-Platzierungen müssen wir uns im Bundesvergleich nicht verstecken“, sagt Holger Denckmann selbstbewusst. „Für unsere Talente bedeutet der Heimvorteil eine Extra-Portion Motivation“, weiß der Leiter der Musikschule, „alle sind stolz, die Stadt zu repräsentieren.“
Über den Bundeswettbewerb:
Der Wettbewerb „Jugend musiziert“ findet unter dem Dach des Deutschen Musikrats bereits seit 1964 statt. Er gliedert sich in drei Phasen: Aus mehr als 160 Regionalwettbewerben gehen die Teilnehmenden der Landeswettbewerbe hervor. Erste Landespreisträgerinnen und Landespreisträger werden zum Bundeswettbewerb weitergeleitet. Schirmherr des Bundeswettbewerbs ist der Bundespräsident. In Niedersachsen wurde der Bundesentscheid letztmalig von der Stadt Braunschweig 2014 ausgerichtet.
Weitere Informationen gibt es unter www.oldenburg.de/musikschule