Oldenburg. „Ozeane – Dialoge zwischen Meeresgrund und Wassersäule“ – das ist der Titel einer neuen Solo-ausstellung von Armin Linke, die vom 6. Juli bis zum 24. September im Edith-Russ-Haus für Medienkunst zu sehen ist. Linke taucht darin ein in die faszinierenden Welten des offenen Meeres und der Tiefsee, und zwar zu einem historischen Zeitpunkt, an dem die Erforschung dieser Gebiete wichtiger ist, als je zuvor. Die Ausstellung findet im Rahmen des „Wissenschaftsjahrs 2016*17 – Meere und Ozeane“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung statt und lässt zahlreiche Meeresforscher zu Wort kommen.
Armin Linke beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren in Filmen und Fotografien mit vom Menschen verursachten Veränderungen der Erdoberfläche. In seinem neuen Projekt „Ozeane“ begleitet er Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Forschungseinrichtungen und andere globale Akteure, um Zusammenhänge zwischen ihren Aktivitäten aufzuzeigen. In enger Zusammenarbeit mit den Meeresbiologie-Forschungsinstituten GEOMAR (Kiel) und MARUM (Bremen) hat Linke eine Choreografie mit Fernerkun-dungsbildern aus deren Videoarchiven geschaffen. Aufgenommen wurden die Bilder, die nun erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden, von ferngesteuerten Unterwasserfahrzeugen (ROVs), die in einer Tiefe von bis zu 5.000 Metern biologische und geologische Untersuchungen durchführen können.
Zwei Multi-Kanal-Videoinstallationen, die speziell für die architektonischen Gegebenheiten des Edith-Russ-Hauses entworfen wurden, gewähren Einblicke in die komplexen Prozesse der Meeresforschung. Statt Ant-worten zu geben, lässt Linkes Projekt vielmehr Fragen aufkommen – beispielsweise danach, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten sollen. Die Ausstellung spricht Probleme wie den Tiefseebergbau an, die Biodiversität, das Erbe der Menschheit, Ziele der Nachhaltigkeit und Umweltstrategien. Ziel des Projekts ist es auch, als ein Werkzeug der Visualisierung zu dienen, um komplexe Herausforderungen besser verstehen und möglicherweise neue Lösungswege entwickeln zu können.
„Ozeane“ ist ein offizielles Projekt des „Wissenschaftsjahrs 2016*17 – Meere und Ozeane“, ein Programm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. . In Auftrag gegeben und koproduziert wurde das Projekt von Thyssen-Bornemisza Art Contemporary–Academy (www.TBA21.org). Die Ausstellung im Edith-Russ-Haus wird durch die Oldenburgische Landesbank AG (OLB) und das Land Niedersachsen gefördert.
Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit Giulia Bruno (Kamera, Schnitt), Giuseppe Ielasi (Ton, Schnitt), Renato Rinaldi (Ton) und Kati Simon (Projektmanagement) realisiert. Besonderer Dank gilt dem Helmholtz-Zentrum GEOMAR und dem Forschungszentrum MARUM, insbesondere Sarah Kaehlert, Ulrike Prange und Nils Strackbein für die wertvolle Unterstützung mit dem ROV Video Archive.
Über den Künstler
Armin Linke (*1966) lebt in Milan und Berlin. Als Fotograf und Videokünstler kombiniert er verschiedene bildverarbeitende Technologien, um die Grenze zwischen Realität und Fiktion verschwimmen zu lassen. Inhaltlich beschäftigt er sich unter anderem mit der Interaktion und der Gestaltungsmacht des Menschen mit und in seiner Umwelt.
Linke arbeitete mit dem Fachbereich Architektur und Konstruktion der ETH Zürich zusammen. Er war Professor an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und der Università Iuav di Venezia, außerdem Research Affiliate am MIT Program in Art, Culture and Technology der School of Architecture and Planning (Cambridge, USA).
Seine Arbeiten sind international ausgestellt worden: im Centre Pompidou (Paris), im Haus der Kulturen der Welt (Berlin), in der Tate Modern (London), im Fotomuseum Winterthur und im Centre de la Photographie (Genf). Linkes Multimedia-Installationen wurden auf mehreren Architektur-Biennalen in Venedig gezeigt, wo seine Installation „Alpi“ über die heutige Landschaft der Alpen 2004 mit einem Sonderpreis ausgezeichnet wurde. Seine Einzelausstellung „The Appearance of That Which Cannot Be Seen“ wurde im ZKM – Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe gezeigt (2015/16) sowie im PAC – Padiglione d’Arte Contemporanea (Mailand, 2016/17).
Die Interviewpartner (in der Reihenfolge ihres Erscheinens in der Installation)
Armin Linke hat für das Projekt „Ozeane“ zahlreiche Akteure der Meeresforschung und anderer Forschungs-bereiche interviewt:
• Erik van Doorn, Rechtswissenschaftler, Walther-Schücking-Institut für Internationales Recht an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
• Dr. Ann Vanreusel, Biologin, Universität zu Gent
• Dr. Matthias Haeckel, Meeresforscher, GEOMAR Helmholz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
• Dipl.-Ing. Martin Köpcke, Forscher am AMR (Aufbereitung mineralischer Rohstoffe) der Universität RWTH Aachen
• Mareen Möller, Biologin, Institut für Chemie und Biologie der Meeresumwelt (ICBM) der Carl von Os-sietzky Universität Oldenburg
• Dr. Ursula Röhl, Meeresgeologin, MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen
• Dr. Volker Steinbach, Geologe, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover und Berlin
• Dr. Alexander Proelß, Rechtswissenschaftler, Universität Trier
• Dr. Antje Boetius, Meeresbiologin, Alfred-Wegener-Institut – Helmholtz-Zentrum für Polar- und Mee-resforschung (AWI), Bremerhaven
• Kai Kaschinski, Aktivist, Fair Oceans, Bremen
Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane
Die Meeresforschung ist Thema des Wissenschaftsjahres 2016*17. Zu 71 Prozent bedecken Ozeane und Meere unseren Planeten. Sie sind Klimamaschine, Nahrungsquelle, Wirtschaftsraum – und sie bieten für viele Pflanzen und Tiere Platz zum Leben. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen die Ozeane seit Jahrhunderten; und doch sind sie noch immer geheimnisvoll und in weiten Teilen unerforscht. Im Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane geht es um die Ergründung der Gewässer, ihren Schutz und eine nachhaltige Nutzung. Die Wissenschaftsjahre sind eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit Wissenschaft im Dialog (WiD). Sie tragen als zentrales Instrument der Wissenschaftskommunikation Forschung in die Öffentlichkeit. Das Wissenschaftsjahr 2016*17 wird vom Konsortium Deutsche Meeresforschung (KDM) als fachlichem Partner begleitet.
Über TBA21–Academy
Die TBA21–Academy ist ein Ort kultureller Produktion und interdisziplinärer Forschung initiiert von Thyssen-Bornemisza Art Contemporary. Konzipiert als bewegliche Plattform auf den Ozeanen, verbindet sie Künstler, Forscher und Denker aus verschiedenen Bereichen, um die dringendsten ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Fragen der Gegenwart zu untersuchen. Mit ihren Expeditionen auf Wasser und Land, versucht die TBA21–Academy die Explorationskultur im 21. Jahrhundert neu zu definieren, mit dem Ziel, Erkenntnisse, kommu-nikative Strategien und dynamische Lösungen für die ökologischen Probleme der Welt, in der wir leben, zu bewirken.