Oldenburg. Die harte Arbeit hat sich gelohnt: Mehrere Monate hat der Oldenburger Bildhauer Udo Reimann gebraucht, um seit dem Frühjahr aus zwei Schieferplatten von der Fassade der Neuen Galerie des Stadtmuseums wahre Kunstwerke zu zaubern. Eines davon wurde am Freitag, 10. Dezember, im kleinen Rahmen an Oberbürgermeister Jürgen Krogmann und Stadtmuseumsleiter Steffen Wiegmann übergeben, da es nun als Dauerleihgabe ins Rathaus einziehen wird. Danach verbleibt es in der Sammlung des Stadtmuseums. Die zweite Platte versteigerte das Stadtmuseum bereits bei einer Verkaufsaktion am 20. Oktober für den guten Zweck.
Neben dem Kunstwerk von Udo Reimann wurden auch der Fassadenschriftzug des Stadtmuseums und zwei weitere Schieferkunstwerke von Oldenburger Künstlern versteigert. Die Künstler vom „Hidden Art Kollektiv“ und „Die Jungs Wandgestaltung“ hatten ebenfalls Kunstwerke für die Auktion zur Verfügung gestellt. Mit der Aktion nahm das Stadtmuseum Abschied von der alten Neuen Galerie und befasste sich mit der kulturellen und stadthistorischen Bedeutung des Gebäudes.
Insgesamt wurden im Rahmen der Aktion über 4.000 Euro eingenommen, die zu gleichen Teilen an „Fridays for Future Oldenburg“, die Flüchtlingshilfe Oldenburg und die Gemeinnützige Kulturgenossenschaft „Globe e.G.“ gespendet wurden.
Über das Objekt
Die bearbeitete Platte besteht aus portugiesischem Schiefer und ist 35 x 71 x 2 cm groß. Sie ist mit einem für Udo Reimanns Arbeit typischem Wellen- beziehungsweise Meeresmotiv versehen. „Die Nähe zum Meer, Ebbe und Flut, die raue Natur, dies sind die Quellen aus denen ich schöpfe. Hier finde ich Kraft und Inspiration“, so der Künstler. Aufgrund der Härte des Materials und der aufwändigen Schleifarbeit dauerte die Arbeit an der Platte mehrere Monate. Zudem unterbrach ein Rippenbruch des Künstlers die Arbeit für eine längere Zeit. Das Werk trägt keinen Titel.
Über den Künstler Udo Reimann
Der Bildhauer Udo Reimann wurde 1939 in Schlesien geboren. Er studierte an der Staatlichen Kunstschule Bremen, Hochschule für Bildende Künste, und der Staatlichen Kunstschule Münster. 1968 folgte der Umzug nach Oldenburg und die Arbeit als freischaffender Künstler in verschiedenen Ateliers in Oldenburg und Wardenburg. Danach war Reimann auf zahlreichen Ausstellungen und Bildhauersymposien im In- und Ausland vertreten und erschuf etliche Skulpturen, Brunnen und Objekte im öffentlichen Raum, die in der Stadt Oldenburg und der Region städtebauliche Akzente gesetzt haben. Im Blickpunkt in Oldenburg stehen insbesondere die Brunnenskulptur „Quellstein“ am Lefferseck (1968), die Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus Oldenburg in den Wallanlagen (1990) sowie die Bronzebüste von Helene Lange (1995) am Cäcilienplatz.
Das dialektische Wechselspiel von Naturkräften und -prozessen ist dabei ein Leitthema von Udo Reimann. Inhalte seines künstlerischen Schaffens sind jedoch auch gesellschaftliche, religiöse, historische und figürliche Bezugspunkte. Als Mitglied der Gruppe „Kranich“ hat der Künstler in der bewegten Flower-Power-Zeit der 1970er Jahre in spektakulären Aktionen die Oldenburger Bürgerinnen und Bürger zur Mitmach-Kunst mobilisiert und mit Meinungsumfragen den Umgang mit Kunst im öffentlichen Raum thematisiert.
Im Auftrag der Artothek Oldenburg erschien zur Jahrtausendwende der Kunstfilm „Udo Reimann – Steine, Staub und Patina“ von Claus Dummeier. Das Stadtmuseum Oldenburg zeigte 2009 eine Retrospektive von 1968 bis 2008. Für sein Schaffen und seine Bedeutung für die Region wurde er auch mehrfach ausgezeichnet: So erhielt Reimann 2011 den Kulturpreis der Oldenburgischen Landschaft und 2013 das Große Stadtsiegel der Stadt Oldenburg.