Oldenburg. Das Kulturbüro der Stadt Oldenburg lädt anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar zu verschiedenen Veranstaltungen im Rahmen der Reihe Living History ein. In Kooperation mit dem Gedenkkreis Wehnen e.V. ist ein Programm zur Euthanasie im Nationalsozialismus mit Bezug zur aktuellen Debatte um Sterbehilfe entstanden. „Wann verliert das Leben seinen Wert?“, „Wie wollen wir sterben?“ und „Wer entscheidet darüber?“ sind Fragen, die kontroverse Diskussionen auslösen. Seit 1996 wird der Gedenktag in Deutschland organisiert. Im deutschen Bundestag wird mit einer offiziellen Gedenkstunde an die Opfer des totalitären Regimes während des Nationalsozialismus erinnert.
Am Mittwoch, 25. Januar, um 10 Uhr stellen Schülerinnen und Schüler des Herbartgymnasiums im Kulturzentrum PFL, Peterstraße 3, die Ergebnisse ihrer Auseinandersetzung mit der Euthanasie in Oldenburg während des Nationalsozialismus vor. In der Präsentation „Auf einmal ist Geschichte so nah!“ geben sie Einblicke in ihre Beweggründe und ihre Erkenntnisse. Sie werden zeigen wie es ist, wenn man sich der Geschichte nicht mehr entziehen kann.
Zum Holocaust-Gedenktag am Freitag, 27. Januar, wird der Historiker Dr. Thomas Beddies um 19 Uhr im Kulturzentrum PFL über „Die Verbrechen an Kindern in der NS-Zeit“ sprechen. Bis 1945 fielen 10.000 Kinder und Jugendliche der „Kinder-Euthanasie“ zum Opfer, 5.000 von ihnen wurden allein in eigens für die Tötung geschaffenen „medizinischen“ Einrichtungen ermordet. Dr. Thomas Beddies ist stellvertretender Leiter des Instituts für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin an der Berliner Charité.
Am Dienstag, 31. Januar, um 19 Uhr wird der Psychologe Dr. Michael Wunder im Kulturzentrum PFL, Peterstraße 3 den Vortrag „Von der NS-Euthanasie bis zur aktuellen Debatte um Sterbehilfe“ halten und anschließend mit dem Historiker Dr. Ingo Harms diskutieren. Dr. Michael Wunder ist Leiter des Beratungszentrums der Evangelischen Stiftung Alsterdorf in Hamburg, eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung, und war von 2008 bis 2016 Mitglied des Deutschen Ethikrates.
Mit einer Sondervorführung der ZDF/Arte-Produktion, dem Spielfilm „Ich werde nicht schweigen“ (2016) der Regisseurin Esther Gronenborn, endet die Veranstaltungsreihe. Gezeigt wird der Film um die Kriegswitwe Margarete Oelckers, die als Insassin der Heil- und Pflegeanstalt Wehnen die Geschichte dieses Ortes im Nationalsozialismus entdeckt, am Mittwoch, 1. Februar, um 19 Uhr im Casablanca-Kino, Johannisstraße 17. Der Eintritt ist frei. Im Anschluss diskutieren Esther Gronenborn und Dr. Ingo Harms über die Euthanasie im Nationalsozialismus, den Film und die Dreharbeiten in Wehnen.
Als Medienpartner der Reihe Living History begleitet der Oldenburger Lokalsender Oeins die Veranstaltungen: Am Mittwoch, 25. Januar, 18 Uhr, beschäftigt sich die Sendung Masl Tov mit den Erfahrungen von Schülern und Lehrern bei der Projektarbeit. Am Samstag, 4. Februar, um 13 Uhr und am Donnerstag, 9. Februar, um 18 Uhr dokumentiert Thomas Kleinspehn die einzelnen Veranstaltungen in der Sendung „Living History – Vom Wert des Lebens“ auf Oeins (UKW 106,5 und im Kabel).