Die Gertrudenkapelle

Ältestes erhaltenes Bauwerk in Oldenburg

Gleich hinter der Gertrudenlinde steht die Gertrudenkapelle. Als wir dort vorbei gingen, schleppte ein ganz netter Herr gerade Pflanzen hinein, um die Kapelle zu schmücken. Er erlaubte uns, hinein zu gehen und wir waren total überrascht, weil der Innenraum sehr klein ist. Von außen sieht es viel größer aus, aber das liegt auch daran, dass im Anbau eine große Heizungsanlage verstaut ist und vielleicht auch die Kutte vom Pastor dort hängt.

Die Gertrudenkapelle ist schon so richtig alt und sowieso das älteste erhaltene Bauwerk in Oldenburg. Gebaut wurde sie im Jahre 1250 (naja, man hat dann mit dem Bau begonnen und es dauerte noch ein paar Jahre, bis sie fertig war). Eigentlich wurde sie als Bethaus gebaut und war noch kleiner als jetzt! Der Eingang war damals an der Seite genau in der Mitte der Mauer und das Gebäude endete jeweils an den Pfeilern rechts und links.

Wir haben den ehemaligen Eingang einmal für euch fotografiert. Vielleicht findet ihr ihn ja, wenn ihr mal auf den Gertrudenkirchhof geht!?

Start als Bethaus für Menschen aus dem Siechenhaus

Dieses Bethaus entstand, damit Verstorbene aus dem Siechenhaus nebenan christlich und ordentlich beerdigt werden konnten. Habt ihr das schon mal gehört – Siechenhaus? Man kann heute nix mehr davon sehen, klaro! Aber es stand, wenn man den Gertrudenkirchhof betritt, links davon neben der Alexanderstraße. Dort wurden Kranke und Sterbende hingeschickt, die in der Stadt niemanden anstecken sollten. Man kann sich denken, dass es damals im Mittelalter viele ansteckende Kranke gab, deshalb baute man auch diese kleine Kapelle. Auf dem Kirchhof wurden aber nicht nur die Menschen aus dem Siechenhaus beerdigt, sondern nach dessen Schließung auch Pilger, Bewohner und Bauern aus dem Umland. Wann und warum das Siechenhaus geschlossen wurde, konnte uns leider niemand sagen.

Gottesdienste für alle

Etwa 1480 wurde die Kapelle dann so umgebaut, wie sie heute zu sehen ist. Von innen wurden wunderschöne Bilder zum Thema Gertrudenlegende und dem Jüngsten Gericht in die Gewölbe gemalt, die leider nicht mehr vollständig zu sehen sind. Das Deckengewölbe hat vier Felder, auf denen das Weltgericht, die Höllenqual der Verdammten, die Auferstehung der Toten und das Leben der Seligen zu sehen sind. Beim genauen Betrachten der Malereien habe ich versehentlich den Rest meines Brötchens verschluckt, aber es war einfach zu spannend, diese Bilder anzusehen.

Jedenfalls war die Kapelle seitdem öffentlich; es fanden regelmäßig Gottesdienste statt und alle durften hingehen. Mit der Regierungszeit von Herzog Peter Friedrich Ludwig wurde der Lamberti-Friedhof in der Stadt aufgelöst und auf den Gertrudenkirchhof verlegt. Ab dann ließen sich auch viele reiche, wichtige und bedeutende Menschen dort beisetzen.

1985 brannte die elektrische Orgel und durch den starken Qualm wurden die Wandgemälde zerstört und konnten leider nicht wieder ganz hergestellt werden. Aber wir haben uns das, was wir nicht erkennen konnten, im Stadtarchiv auf einem Foto angesehen.

Blitzableiter aus dem Mittelalter

Es gibt noch etwas ganz Spannendes an einer Außenwand der Gertrudenkapelle zu sehen, nämlich einen Blitzableiter aus dem Mittelalter! Der ist aus Kupfer und inzwischen so richtig schön blau angelaufen. Früher waren die Kirchendächer aus Kupfer, und damit der Blitz abgeleitet werden konnte, wurde ein Kupferblechstreifen von oben bis in die Erde an der Wand befestigt, der den Blitz ableiten sollte. Diesen Blitzableiter haben wir auch für euch fotografiert. Versucht doch mal diesen Blitzableiter auf dem Gertrudenfriedhof zu finden!

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Zuletzt geändert am 4. Oktober 2023