Kinder- und Jugendbuchpreis: Zwei Manuskripte und ein Jugendbuch nominiert

12.10.2023

Kinder- und Jugendbuchpreis: Zwei Manuskripte und ein Jugendbuch nominiert

Oldenburg. Für den diesjährigen Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Oldenburg hat die Jury zwei Manuskripte und ein Jugendbuch nominiert: David Blum mit seinem Jugendbuch „Kollektorgang“ (Beltz&Gelberg), Katja Brett und Gregor Bonnet mit ihrem Bilderbuchmanuskript „Wer auch immer“ sowie Dr. Judith Mohr mit ihrem Jugendbuchmanuskript „Mein Leben, das Chaos und ich“.

232 Erstlingswerke, darunter 147 Manuskripte und 85 bereits verlegte Bücher, wurden insgesamt eingereicht und von der Jury gesichtet und beurteilt. Bekannt gegeben wird die Preisträgerin oder der Preisträger während der Verleihung am Montag, 20. November, um 18 Uhr im Alten Rathaus. Die Mitglieder der diesjährigen Jury sind Prof. Dr. Tobias Kurwinkel (Professor für Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik mit Schwerpunkt Kinder und Jugendliteratur, Universität Duisburg-Essen), Christine Paxmann (Herausgeberin des Magazins „Eselsohr“ und Autorin), Birgit Müller-Bardorff (Redakteurin der Augsburger Allgemeinen), Markus Lefrançois (Illustrator) sowie – als neuestes Mitglied – die Schülerin Gesa Heitbreder vom Neuen Gymnasium.

Das sind die Jurystimmen zum Auswahlprozess der Nominierten:
Gesa Heitbreder: „Das erste Jahr Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis für mich bedeutet viele neue Eindrücke, neues Wissen und inspirierende Menschen. Zunächst stand für mich große Aufregung an, denn von unter anderem meinen Entscheidungen hängt schließlich ab, welches Buch gewinnt. Der Leseprozess war durchaus entspannter. Ich durfte mit den vier weiteren Juroren liebe und schlaue Menschen kennenlernen, mit denen man gut diskutieren kann. Wir haben uns, trotz unserer sehr verschiedenen Meinungen, auf drei schöne Titel einigen können!“

Christine Paxmann: „Eine der Besonderheiten der Jury des Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreises ist ihre Zusammensetzung. Neben Vertreterinnen aus den Bereichen Wissenschaft, Illustration und Journalismus bereichert immer eine Schülerin/ein Schüler das Gremium. Und oft ist es deren Blick, der uns allen noch einmal verdeutlicht, für wen wir hier letztendlich eine Auswahl treffen: Ein Werk muss die Zielgruppe erreichen, es muss besonders sein und es muss eine Begabung zeigen, die tragfähig ist und generationenübergreifend begeistert.“

Prof. Dr. Tobias Kurwinkel: „Die vielen Einsendungen spiegeln in diesem Jahr die Themen wider, die uns aktuell alle beschäftigen: Die Klima- und Umweltkrise, der Krieg und die Flüchtlingsfrage, der Umgang mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt, der Rechtsruck und die Zukunft unserer Demokratie. Die Manuskripte und veröffentlichten Bücher sensibilisieren damit für die Realität und Gegenwart unserer Gesellschaft.“

Markus Lefrançois: „Eine Jurytätigkeit ist wahrlich keine reine Freude! Hier treffen nun mal Menschen unterschiedlicher Haltungen, Schwerpunkte und Sichtweisen aufeinander. Alle haben aus den über 200 Einsendungen Favoriten ausgewählt und möchten diese gern auf dem Siegertreppchen sehen. Kaum vollzählig in Oldenburg, stiegen alle sofort in die Debatte ein, hitzig, emotional, argumentativ. In diesem Jahr waren wir uns dann aber erstaunlich schnell einig und ich blicke hochzufrieden auf unsere Auswahl der besten drei Werke, gerade auch als bildverliebter Illustrator!“

Birgit Müller-Bardorff: „Die Juryarbeit in Oldenburg ist jedes Jahr wieder eine Wundertüte: Entdeckungen, in denen Autorinnen und Illustratoren einen eigenen Ton, einen eigen Strich präsentieren, finden sich genauso wie Texte und Zeichnungen, die dem Anspruch eines angesehenen Kinder- und Jugendbuchpreises nicht standhalten können. Das macht es immer spannend, oft amüsant und manchmal auch anstrengend. Erstaunlich in diesem Jahr: Vor allem nicht veröffentlichte Texte standen in der engeren Auswahl. Und noch etwas stach ins Auge: Viele Autorinnen und Autoren beschäftigen sich mit psychischen Auffälligkeiten und Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen, die seit den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie gesellschaftlich stärker in den Blick geraten sind.“

Über David Blum und sein Jugendbuch „Kollektorgang“
David Blum, geboren 1983 in Potsdam, studierte unter anderem am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und hat bereits verschiedene Auszeichnungen erhalten, zuletzt den Peter-Härtling-Preis und das Spreewald-Literatur-Stipendium. Blum schreibt auch Reiseführer und ist Mitherausgeber des Blogs www.other-writers.de » über Autorschaft und Elternschaft. In seinem bereits verlegten Jugendbuch „Kollektorgang“ erzählt der Protagonist Mario – nicht einmal 14 Jahre alt geworden – von seinem Grab aus, wie zwei Gruppen sich in unterirdischen Katakomben ihr eigenes Reich bauen, um das sie kämpfen bis zum Tod, von Freundschaft und einem phänomenalen Boxkampf zwischen seinem besten Freund Rajko und einer Gang Neonazis. Mit viel schwarzem Humor, aber auch voller Hoffnung und Liebe berichtet Mario von Gewalt, Außenseitertum und dem trostlosen Dasein zwischen Plattenbauten, wo Eltern genauso abwesend sind wie eine Zukunft.

Über Katja Brett und Gregor Bonnet und ihr Bilderbuchmanuskript „Wer auch immer“
Katja Brett, Jahrgang 1980, schrieb bereits im Grundschulalter eigene Kurzgeschichten. Später kamen Comics, Songtexte und schließlich eine Magisterarbeit hinzu. Nach dem Studium an der TU Darmstadt, Tätigkeiten im Online-Journalismus und in einer Werbeagentur arbeitet sie heute freiberuflich als mehrfach prämierte Konzeptionstexterin im Rhein-Main-Gebiet. Gregor Bonnet, Jahrgang 1978, ist freischaffender Künstler und Illustrator. Bereits als Schüler gestaltete er Veranstaltungsplakate, zeichnete Comics und machte Musik. Während seines Industriedesignstudiums in Darmstadt verbrachte er einige Zeit bei seinem puerto-ricanischen Großvater in Costa Rica und arbeitete in einem kleinen Designstudio in San José. 2018 gewann er mit einem Animationsfilm den German Design Award. 2022 entwarf er den neuen Corporate Illustrationsstil der Deutschen Bahn.

Ihr Bilder- und Vorlesebuch „Wer auch immer“ verknüpft auf unterhaltsame Weise die unterschiedlichen Welten von Groß und Klein und behandelt eines der wichtigsten Themen der Kindheit: die Identitätsentwicklung. Aus der Perspektive eines phantasievollen Kindes namens Luca entwirft das Buch logische Erklärungen für scheinbar unlogisches Verhalten. Die spielerische Aufnahme verschiedener Tier-Identitäten fungiert als Metapher für eine ungezwungene Entwicklung der kindlichen Identität. Ein unterhaltsames Buch für Erwachsene und Kinder ab drei Jahren, das für mehr Leichtigkeit und Verständnis wirbt.

Über Judith Mohr und ihr Jugendbuchmanuskript „Mein Leben, das Chaos und ich“
Judith Mohr, Jahrgang 1984, lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Schleswig-Holstein. Sie hat in Göttingen studiert und promovierte über fantastische Jugendbücher. Aktuell unterrichtet sie an einem Gymnasium in Stormarn. Seit sie sieben war, schreibt sie in ihrem Kopf schon Geschichten, vor allem kurz vor dem Einschlafen. Trotz ihrer Vorliebe für fantastische Literatur geht es nicht immer um Drachen und Zauberer, sondern auch um ernstere Themen. Im Mittelpunkt ihres Jugendbuchmanuskripts „Mein Leben, das Chaos und ich“ steht Cole, der nicht nur mit dem „bescheuertsten Namen der Welt“ zurechtkommen muss, sondern auch mit seiner Patchworkfamilie inklusive schwangerer Mutter, zwei kleinen Zwillingsbrüdern und Ärger in der Schule. Zur Seite stehen ihm sein bester Freund Phillip und seine Schwester Charlie. Allerdings verändert sich Charlie zunehmend und zieht sich immer weiter zurück. Dann fangen die Mädels in Coles Klasse auch noch an, Pläne zu schmieden – die Jungs betreffen. Während Cole versucht, das tägliche Chaos zu meistern, wird Charlie immer dünner. Als sie spurlos verschwindet, weiß Cole, dass es seine Aufgabe ist, sie wiederzufinden.

Über den Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Oldenburg
Seit 1977 vergibt die Stadt Oldenburg einen Preis für herausragende literarische und künstlerische Leistungen auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendliteratur. Der mit 8.000 Euro dotierte Förderpreis will Autorinnen und Autoren beziehungsweise Illustratorinnen und Illustratoren bestärken und ermutigen, ein Erstlingswerk vorzulegen. Zugleich soll innovativen Ideen eine Chance gegeben und ein Anreiz geschaffen werden, die Werke Unbekannter in die Verlagsprogramme aufzunehmen.

Weitere Informationen zum Kinder- und Jugendbuchpreis gibt es im Internet unter www.oldenburg.de/kinder-und-jugendbuchpreis ».

Foto: Gert Mothes
David Blum ist für sein Jugendbuch „Kollektorgang“ nominiert. Foto: Gert Mothes