Oldenburg. Nach seinem autobiografischen Debüt „Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters“ (2016) und der Familiengeschichte „Eine Formalie in Kiew“ (2021) veröffentlichte Dmitrij Kapitelman in diesem Jahr den Roman „Russische Spezialitäten“. Nachdrücklich und humorvoll erzählt er von den innerfamiliären Spannungen, die sich zwischen einer von russischer Propaganda beeinflussten Mutter und ihrem Sohn ergeben. Am Mittwoch, 1. Oktober, ist der Autor mit dem Buch zu Gast im Programm des Literaturhauses. Mit Hans-Christian Petersen spricht er über die (Un-)Möglichkeit der Verständigung in Zeiten alter und neuer Kriege. Der Historiker ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesinstitut für Kultur und Geschichte des östlichen Europa. Die Lesung im Musik- und Literaturhaus Wilhelm13, Leo-Trepp-Straße 13, beginnt um 19.30 Uhr. Karten kosten 12 Euro, ermäßigt 8 Euro und können auf der Internetseite des Literaturhauses www.literaturhaus-oldenburg.de » in der Rubrik Veranstaltungsprogramm reserviert werden.
Die Liebe zur Mutter auf der einen Seite, die Liebe zu Kiew auf der anderen
Eine Familie aus Kiew verkauft russische Spezialitäten in Leipzig. Wodka, Pelmeni, SIM-Karten, Matrosenshirts – und ein irgendwie osteuropäisches Zusammengehörigkeitsgefühl. Wobei Letzteres seit dem russischen Überfall auf die Ukraine nicht mehr zu haben ist. Die Mutter steht an der Seite Putins, und ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, aber auch keine Stadt mehr als Kiew, verzweifelt. Klug ist es nicht von ihm, mitten im Krieg in die Ukraine zurückzufahren. Aber was soll er tun, wenn es nun einmal keinen anderen Weg gibt, die Mutter von den irren russischen Fernsehlügen zurückzuholen?
Über den Autor
Dmitrij Kapitelman, 1986 in Kiew geboren, kam im Alter von acht Jahren als „Kontingentflüchtling“ mit seiner Familie nach Deutschland. Er studierte Politikwissenschaft und Soziologie an der Universität Leipzig und absolvierte die Deutsche Journalistenschule in München. Heute arbeitet er als freier Journalist.
Die Veranstaltungsreihe Konstellationen wird von der Stiftung Niedersachsen gefördert.