Schöne Aussichten: Wie sich der Fliegerhorst verändert

Informationsplattform eingeweiht — Neuer Stadtteil nimmt Formen an — Viele Fortschritte

Schöne Aussichten: Wie sich der Fliegerhorst verändert

Seit 2017 ist auf dem ehemaligen Fliegerhorst kaum ein Werktag vergangen, an dem nicht gebaggert, Bodenmasse bewegt, Altes abgerissen oder Neues geplant und gebaut worden ist. Ständig ändert sich etwas auf dem Gelände, das so groß ist wie 175 Fußballfelder. Um den Überblick zu behalten, hilft eine neue Informations- und Aussichtsplattform, die Oberbürgermeister Jürgen Krogmann am Dienstag, 19. April 2022, eingeweiht hat. „Dieser neun Meter hohe Turm soll der Öffentlichkeit gleichermaßen als Infopunkt, Fenster ins Quartier und Rastmöglichkeit für Fahrradtouren dienen. Von dieser Stelle aus bekommt man einen guten Eindruck von der Herkulesaufgabe, ein einstiges Militärareal in einen lebendigen Stadtteil zu verwandeln, in dem bis zu 3.000 Menschen ihr neues Zuhause finden können“, sagt Krogmann.

„Wir haben viel Arbeit investiert, um Grundstücke baureif zu machen, nun geht es auch in der Vermarktung Schritt für Schritt voran“, erläutert der Oberbürgermeister. Stand jetzt wurden 27 Wohneinheiten in Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäusern bezogen und 61 Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern. Insgesamt werden knapp 1.000 Wohneinheiten möglich sein.

Eine gewichtige Rolle bei der Erschließung des Areals spielt die vorherige Kampfmittelsondierung, mehr als 20 Millionen Euro wurden dafür bisher ausgegeben. „Das ist aufwendig und teuer und führt mitunter zu Verzögerungen, aber wir gehen hier auf Nummer sicher“, betont Krogmann. Schließlich befanden und befinden sich neben Bomben-Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg in vielen Bereichen auf dem Fliegerhorst-Gelände vergrabene Munitionsreste und sonstige Altlasten, die in der Erde schlummern. Eine Fläche von mehr als 32 Hektar gilt jetzt als kampfmittelfrei und baureif. Bisher hat die Stadt 16 Millionen Euro durch Grundstückverkäufe eingenommen. Weitere 37 Millionen Euro sind für Wohnbau- und Mischgebietsflächen eingeplant, diese Einnahmen werden aber durch die Kosten für Abriss und Kampfmittelsondierung sowie Erschließungsmaßnahmen mehr als aufgezehrt.   

Auch die Aussichtsplattform ermöglicht einen Blick auf geräumte Baufelder. Aufgrund von weiterführenden Kampfmittelsondierungen und Abrissarbeiten muss der Turm aber voraussichtlich bis März 2024 gesperrt sein. Bei dem Turm handelt sich um insgesamt drei übereinander gestapelte Container mit einer Treppenanlage, die auf eine Dachterrasse führt, von der aus man seinen Blick schweifen lassen kann. Der mit einer Beleuchtung versehene Turm ist im Bereich der zukünftigen zentralen Grünfläche gegenüber vom alten Fliegerhorst-Küchengebäude entstanden. So sehen die Fortschritte in den insgesamt fünf Bebauungsplänen, im Einzelnen aus:

Baugebiet Brookweg/Mittelweg: Ende 2023 sind alle Häuser bezogen

Das Baugebiet N-777 D ist mit 2,4 Hektar das kleinste im neuen Stadtteil. Bereits alle Grundstücke bis auf das Offizierskasino sind vermarktet. Mit der Bebauung wurde im Herbst 2019 begonnen. In 2023 konnten alle Einfamilienhäuser und Doppelhäuser fertiggestellt und bezogen werden. Mit der Fertigstellung der dreigeschossigen Mehrfamilienhäuser und dem Bezug ist Ende 2023 zu rechnen. In diesem neuen Stadtteil wurden damit etwa 85 Wohneinheiten geschaffen. Der Straßenendausbau ist für Anfang 2024 vorgesehen. Bereits im Frühjahr 2021 in Betrieb gegangen ist die Kita „Heiliger Alexander“ der Kirchengemeinde St. Christopherus mit drei Kitagruppen. Der neu entstehende Park entlang der renaturierten Ofenerdieker Bäke bildet die Verbindung zum Baugebiet jenseits der Alexanderstraße.

Noch offen ist die weitere Nutzung des Offizierskasinos. Mit der im Sommer 2022 abgeschlossenen Kampfmittelsondierung, kann das Gebäude im Frühjahr 2024 in die Vermarktung gehen. Abzuwarten bleibt, wie ein zukünftiger Investor das Gebäude nutzen wird, denkbar wäre hier zum Beispiel eine Tagespflegeeinrichtung.

Baugebiet Alexanderstraße: Erste Grundstücke verkauft

Die 28 Hektar große Fläche westlich der Alexanderstraße und nördlich des Brookwegs bildet den Bebauungsplan N-777 E und ist das Herzstück des neuen Stadtteils Fliegerhorst. Die Fläche wird in drei Abschnitten erschlossen. 2021 konnte das erste Grundstück für den Wohnungsbau verkauft werden: Auf 6.700 Quadratmetern werden 62 Wohnungen entstehen, davon 21 im preisgünstigen Bereich. Der Baubeginn fand in 2023 statt. Das gilt auch für den Bau einer fünfgruppigen Kita (als Teilersatz und Erweiterung der bisherigen AWO-Kita Halsbeker Straße) – das Grundstück im Bereich Alexanderstraße/Planstraße E wurde im Oktober 2021 verkauft. Mit der Eröffnung der AWO-Kita ist Mitte 2024 zu rechnen.

In Jahr 2023 begann der Abbruch weiterer Alt-Gebäude (Büros und Unterkünfte, Truppenküche und das bisher von der Traditionsgemeinschaft Jagdbombergeschwader 43 e. V. genutzte Gebäude) sowie die Kampfmittelsondierung auf den dazugehörigen Flächen. Der ausgestellte Alpha Jet wurde im Sommer 2023 an den neuen Standort der Traditionsgemeinschaft im ehemaligen Sanitätsgebäude gebracht. Die beiden anderen Flugzeuge werden bis auf Weiteres in einem Shelter zwischengelagert.

Der zweite Bauabschnitt dieses B-Plans soll im Frühjahr 2024 in der Erstanlage vollständig erschlossen sein. Die ersten Grundstücke in diesem Bereich wurden bereits vermarktet, die weiteren Grundstücke mit einer Gesamtgröße von rund 3,1 Hektar, sollen in der zweiten Jahreshälfte 2024 vermarktet werden. Dabei sollen besondere Schwerpunkte (beispielsweise bei Energierückgewinnung, Brauchwassernutzung, Mobilität, sozialen Aspekten und speziellen Wohnformen) gesetzt werden. Acht Einfamilien- und drei Doppelhausgrundstücke im Bereich südlich der Planstraße C (Nelson-Mandela-Ring) sind zum Verkauf angeboten worden.

Daneben wird die Oberflächenentwässerung weiter verbessert. Die Überflutungsbecken an der Grenze zwischen den Bebauungsplänen N-777 D und N-777 E und das große Regenrückhaltebecken im Bereich des früheren Sportplatzes nördlich der Hugo-Eckener-Straße sind fertiggestellt. Diese Maßnahmen werden zur Entspannung bei der Entwässerungssituation im gesamten Stadtnorden beitragen.

Parallel zum Kleinen Bürgerbusch hat der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband ein neues Pumpwerk errichtet und in Betrieb genommen.

Smart City Quartier Helleheide: Erste Bauvorhaben gestartet

Auf rund vier Hektar entsteht im dritten Bauabschnitt (N-777 F) das Smart City Quartier Helleheide, das von der GSG Oldenburg entwickelt wird. Den Kaufvertrag unterzeichneten Stadt und GSG im Dezember 2019. Bestandteil der Fläche ist das Projekt Energetisches Nachbarschaftsquartier, bestehend aus 21 Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und kommunaler Verwaltung, das eine innovative und klimafreundliche Energieversorgung bietet. Die Realisierung schreitet in großen Schritten voran: Das Energiekonzept steht, im September 2021 wurden die ersten Baugenehmigungen erteilt. Die GSG hat mit den ersten Bauvorhaben begonnen (im Bereich der ehemaligen Flüchtlingsunterkunft). Die so genannte „Technikinsel“ im Herzen des Quartiers Helleheide – innerhalb der 1.000 Quadratmeter großen Fläche bietet sie unter anderem Platz für innovative Technik und Sensorik aus Wissenschaft und Forschung – soll kurzfristig an den Start gehen.

Bis Ende 2024 will die GSG rund 84 Wohneinheiten errichten; eine Quartiersgarage und eine vierzügige Kindertagesstätte sind fertiggestellt. Es entstehen mindestens 50 Prozent der Wohnungen im Rahmen des geförderten Wohnungsbaus, um günstige Mieten zu gewährleisten. „Es entwickelt sich ein zukunftsweisendes Wohnquartier für Menschen jeden Alters und jeder Einkommensgruppe“, freut sich Oberbürgermeister Jürgen Krogmann.

Für das nicht an die GSG veräußerte Grundstück südlich des Rad- und Fußweges, das circa 12.000 Quadratmeter groß ist, wird derzeit ein Konzept erarbeitet. Ziel ist es, ein Plusenergiequartier für familienfreundliches Wohnen im preiswerten Wohnbau zu verwirklichen. Das Angebot an Baugemeinschaften und Investoren besteht seit 2023, eine Bebauung ab 2025 wird angestrebt.

Gewerbegebiete: Teil der Entlastungsstraße muss warten

Zwei weitere Bebauungspläne (N-777 G und H) im Nordwesten des Areals sind im Wesentlichen für Dienstleistungen und Gewerbe vorgesehen. Der Geltungsbereich des Bebauungsplanes N-777 G ist insgesamt rund 20 Hektar groß. Die Gewerbegebietsflächen umfassen ein Areal zur Größe von circa 6,8 Hektar. Zusätzlich ist in westlicher Richtung die weitere Ausweisung von gewerblichen Bauflächen im Bebauungsplan N-777 H in einer Größenordnung von voraussichtlich bis zu sechs Hektar vorgesehen.

Der Masterplan sieht eine 2,55 Kilometer lange Verbindung zwischen Alexanderstraße und der Ammerländer Heerstraße vor, die die Verkehre der im Westen des Fliegerhorstes gelegenen potenziellen Gewerbe- und Mischgebietsflächen aufnehmen soll. Während der Bau des zwischen Fliegerhorstquartier und Alexanderstraße gelegenen Teils der so genannten Entlastungsstraße unstrittig ist, hat der Rat ein Baumoratorium für den Teil zwischen Fliegerhorstquartier und Ammerländer Heerstraße beschlossen – und zwar solange, bis laufende Normenkontrollklagen gegen den B-Plan N-777 G rechtskräftig abgeschlossen sind.

Die Baumaßnahmen der Entlastungsstraße vom Knotenpunkt Alexanderstraße/Am Alexanderhaus bis zum Kreisverkehrsplatz haben bereits begonnen.

Zahlen zum Fliegerhorst-Gelände:

308 Hektar beträgt die Gesamtfläche des Fliegerhorstes, 192 davon liegen auf dem Gebiet der Stadt Oldenburg.

Rund 1.000 Wohneinheiten soll es auf dem Fliegerhorst geben. Sie bieten Wohnraum für bis zu 3.000 Menschen.

Mit 18 Millionen Euro fördert der Bund das Energetische Nachbarschaftsquartier, das auf einer Teilfläche des Fliegerhorstes entsteht.

Aus dem Förderprogramm „Stadtumbau“ sind derzeit mit 17 Millionen Euro eingeplant, davon sind bereits 10 Millionen Euro bewilligt worden.

In ihrer Finanzplanung kalkuliert die Stadt Oldenburg den Zuschussbedarf für den Zeitraum 2011 bis 2026 mit rund 29,7 Millionen Euro.

Meilensteine zur Fliegerhorst-Geschichte:

  • vor 1915​​​​​ 
    Die Alexanderheide wird lange Zeit unter anderem zur Schafbeweidung genutzt, später auch als Ausflugsziel von Oldenburger Bürgerinnen und Bürgern.
  • 1915
    Ein Teil der Alexanderheide wird als Wehrübungsplatz genutzt.
  • 1932
    Der Bau eines zivilen Flughafens wird beschlossen. Ab 1936 wird er durch die Nationalsozialisten zu einem militärisch genutzten Fliegerhorst ausgebaut.
  • 1957
    Die Bundeswehr übernimmt den Fliegerhorst von den britischen Streitkräften.
  • 2006
    Nachdem bereits 1993 die letzten militärischen Flugzeuge abgehoben haben, verlassen auch die Soldaten der Flugabwehrraketengruppe 24 den Fliegerhorst. Damit endet die letzte Phase der militärischen Nutzung.
  • 2011/2014
    Die Stadt Oldenburg kauft die auf dem Stadtgebiet liegenden Flächen des Fliegerhorstes vom Bund zurück. 2011 wird als erste bauliche Maßnahme ein Solarpark errichtet.
  • 2015
    Mit einer umfangreichen Bürgerbeteiligung – unter anderem Radtouren, Ideenkarten, Innovationscamps – beginnt die Entwicklung eines neuen Stadtteils.
  • 2016
    Der Rat beschließt auf der Grundlage der Ergebnisse der Bürgerbeteiligung einstimmig den Masterplan Fliegerhorst. Er bildet die Basis für konkrete Bebauungspläne.
  • 2017
    Die Kampfmittelbeseitigung im ersten Baufeld am Mittelweg beginnt. Neben Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg befinden sich auf dem gesamten Fliegerhorst  Munitionsreste, die in der Nachkriegszeit von den Alliierten vergraben wurden.              
  • 2019
    Der erste Spatenstich für die neue Kita im Baugebiet am Mittelweg erfolgt – und damit der offizielle Startschuss für die Bebauung des neuen Stadtteils.
  • ab 2020
    Die ersten Familien ziehen auf den ehemaligen Fliegerhorst. Nach und nach beginnen auch die Vermarktung und Bebauung von Grundstücken in weiteren Teilen des Geländes.
  • 2021
    Im Smart City Quartier Helleheide startet die Umsetzung der ersten Baumaßnahmen.
  • 2022
    Eröffnung der Aussichtsplattform. Kampfmittelsondierung im und ausserhalb des Offizierskasinos. Im Juli wird erneut ein Blindgänger entschärft, ca. 6.000 Menschen wurden sicherheitshalber evakuiert. Abriss der Turbinenprüfstände und weitere Gebäude im Bauabschnitt N-777 G.
  • 2023
    Start der Baumaßnahmen der Entlastungstraße. Fertigstellung und Bezug aller Einfamilienhäuser und Doppelhäuser im Baugebiet Brookweg / Mittelweg. Fertigstellung der Quartiersgarage und des Kindergartens im Bauabschnitt (N-777 F) Smart City Quartier Helleheide.

 

 

Zuletzt geändert am 27. Dezember 2023