Armutsbericht für die Stadt Oldenburg veröffentlicht

Neuer Armutsbericht dient als wichtiges Steuerungsinstrument der städtischen Sozialplanung

Daten für Taten: Vorhandene Ressourcen passgenau einsetzen

Oldenburg will eine gerechte Stadt sein, geprägt von einem starken Gemeinwesen. Die Verhinderung und Bekämpfung von Armut ist dabei eine zentrale sozialpolitische Aufgabe. Im Rahmen ihres Auftrags zur sozialen Daseinsvorsorge erbringt die Stadt Oldenburg sowohl Pflichtleistungen wie die Auszahlung des Wohngeldes als auch vielfältige, freiwillige soziale Leistungen. Dazu gehören eigene Angebote wie der Oldenburg-Pass, aber auch die Finanzierung zahlreicher sozialer Angebote im Stadtgebiet, die durch verschiedene Träger realisiert werden. Vor diesem Hintergrund ist der erste Armutsbericht der Stadt Oldenburg mit einer kleinräumigen Perspektive auf Stadtteile und Quartiere entstanden. Der Bericht wurde am Mittwoch, 17. April 2024, im Jugendhilfeausschuss und wird am Dienstag, 23. April 2024, im Sozialausschuss vorgestellt.

„Oldenburg ist eine prosperierende Stadt, aber auch vor uns macht die bundesweite Entwicklung einer steigenden Armutsgefährdung infolge von Pandemie, Energiekrise und Inflation nicht halt“, sagt Sozialdezernentin Dagmar Sachse. „Der Armutsbericht ist daher ein wichtiges Instrument, um die vorhandenen Ressourcen dort ziel- und bedarfsgerichtet einzubringen, wo sie – auch im präventiven Bereich – am dringendsten gebraucht werden. Denn wenn Armut Teilhabe und Wahlmöglichkeiten verhindert, besteht die Gefahr einer immer größer werdenden sozialen Spaltung, die es zu verhindern gilt“, betont Sachse.

Mindestsicherungsquote: Niedersachsen im Mittelfeld

Seit 2006 ist bundesweit ein nahezu kontinuierlicher Anstieg der Armutsgefährdung zu verzeichnen. Niedersachsen befindet sich mit einer Armutsgefährdungsquote von 18,3 Prozent im Jahr 2021 im Mittelfeld der Bundesländer. „Eine Armutsgefährdungsquote für Oldenburg ist aufgrund fehlender Einkommensdaten nicht messbar“, so Dr. Wiebke Friedrich von der Strategischen Sozialplanung, eine der Autorinnen des Berichts. „Daher erfolgt im Bericht eine Annäherung über die Mindestsicherungsquote, also dem Anteil von Menschen in Oldenburg, die finanzielle Hilfen des Staates zur Sicherung des Lebensunterhaltes beziehen. Oldenburg liegt mit einer Mindestsicherungsquote von 11,3 Prozent im Mittelfeld der kreisfreien Städte in Niedersachsen.“

Armutsgefährdung analysiert

Die soziodemografischen Analysen zeigen zudem, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen einem erhöhten Armutsrisiko ausgesetzt sind. Dazu zählen Oldenburgerinnen und Oldenburger, die nicht Deutsche sind, Kinder und Jugendliche sowie Haushalte mit Kindern und hier insbesondere Alleinerziehende. Besonderes Augenmerk liegt zudem auf der deutlichen Zunahme des Armutsrisikos für ältere Menschen in den vergangenen Jahren. Um gerade hier zukünftig noch wirksamer zu agieren, sind detaillierte Informationen zur Armutsbetroffenheit unerlässlich. Erstmalig wird deshalb auch die Armutsgefährdung kleinräumig in verschiedenen Stadtteilen und Quartieren beleuchtet. „Dafür wurden in einem aufwändigen Verfahren verschiedene Indizes entwickelt, die sowohl die gegenwärtige Situation als auch die Dynamik in insgesamt 43 Stadtbereichen analysieren“, erläutert Gunnar Rohde aus dem Amt für Jugend und Familie, ebenfalls Autor der Studie.

Beteiligung der AG Freie Wohlfahrtspflege

Oldenburg kann dabei auf ein Netzwerk vielfältiger Akteure und Träger sozialer Angebote und auf zukunftsorientierte freiwillige Leistungen im Sozialen bauen. Sozialdezernentin Dagmar Sachse dankt den Oldenbur­ger Wohlfahrtsverbänden und zivilgesellschaftlich Engagierten: „Sie helfen maßgeblich, Armut präventiv zu begegnen, die Folgen von Armut zu lindern und tragen so wesentlich zur Verbesserung der Teilhabechancen für die Einwohnerinnen und Einwohner bei.“ Die AG Freie Wohlfahrtspflege hat sich mit einer eigenen Stellungnahme an der Berichterstattung beteiligt.

Vorhandene Strukturen optimieren

Vor dem Hintergrund der Datenlage und des bereits hohen sozialpolitischen Engagements der Stadt empfiehlt der Armutsbericht, die vorhandenen Strukturen lediglich auf Optimierung zu überprüfen. Dazu benennt er zwei Handlungsansätze für die kommunale Ebene. Zum einen gilt es, die Beratung und den Zugang zu Leistungen der sozialen Sicherung zu verbessern. Zum anderen sollten die sozialen Angebote in Stadtbereichen mit erhöhter Armutsgefährdung passgenauer entwickelt werden, verdeutlicht Susanne Jungkunz von der Strategischen Sozialplanung.

Hintergrund zur Sozialberichterstattung

Die soziale Entwicklung der Stadt Oldenburg wird seit 2019 in einem allgemeinen Sozialbericht beschrieben. Ergänzt wird dieser um handlungsorientierte Einzelberichte zu speziellen Lebenslagen oder zur Teilhabe bestimmter Zielgruppen.

Mehr Informationen zum Armutsbericht »​​​​​​​.

Zuletzt geändert am 17. April 2024