Oldenburg. Er zeichnet regelmäßig Titelbilder für „The New Yorker“, hat 1,1 Millionen Follower auf Instagram und Netflix hat ihm eine eigene Episode der Serie „Abstract: The Art of Design“ gewidmet: Christoph Niemann. Der Illustrator und Grafiker ist ab November im Horst-Janssen-Museum Oldenburg zu Gast. Vom 15. November 2025 bis zum 17. Mai 2026 zeigt das Haus für Zeichenkunst unter dem Titel „Christoph Niemann. Randnotizen“ eine große Werkschau des Berliner Künstlers.
„Christoph Niemanns Werk ist heiter, scharfsinnig und gewitzt, und immer schafft er es, uns mit seiner minimalistischen Zeichnung zu verblüffen“, sagt Museumsleiterin Dr. Jutta Moster-Hoos. „2023 hat er bereits die Fassade unseres Hauses gestaltet. Mit seiner Kunst passt er ideal zu unserem Credo der Zeichenkunst bis heute, die wir in unserem Jubiläumsjahr besonders in den Fokus rücken wollen.“ Das Horst-Janssen-Museum wurde am gestrigen 13. November 25 Jahre alt. Am Freitag, 14. November, um 19 Uhr wird die Niemann-Ausstellung eröffnet.
Auf zwei Ebenen (700 qm) präsentiert das Horst-Janssen-Museum Werkreihen des international tätigen Künstlers. Es sind so bekannte Serien wie die „Sunday Sketches“ dabei, in denen Niemann alltägliche Objekte mit einer Zeichnung so kombiniert, dass etwas neues Verblüffendes entsteht, und seine „Photo Drawings“, bei denen er in Fotomotive hineinzeichnet und mit seinen originellen Einfällen Orte und Dinge umdeutet oder erweitert. „Wir zeigen auch die farbintensiven Tuschezeichnungen, in denen der Künstler mit reduzierten Strichen und Flächen die Atmosphäre von quirligen Städten, kargen Landschaften und üppiger Botanik sinnlich erfahrbar macht; und außerdem seine Siebdrucke, die fast malerisch daherkommen, und die Linolschnitte seiner ZOO-Serie, aber auch ‚angewandte‘ Zeichnungen, wie die Covergestaltungen für den ‚New Yorker‘“, erläutert die Kuratorin Jutta Moster-Hoos die Werkauswahl.
Ein besonderes Highlight der Ausstellung ist die sieben Meter hohe Installation „Atelier“, die Niemann erstmals im Horst-Janssen-Museum ausstellt. Der Schreibtisch mit den Zeichenutensilien erweckt den Eindruck, als wäre der Künstler nur kurz aufgestanden. Vom Tisch ausgehend reichen verschiedene Zeichnungen, Skizzen, Entwürfe und Ideen Niemanns zwei Etagen hoch bis an die Decke. „Ich arbeite fast immer an mindestens fünf Projekten gleichzeitig“, verrät Christoph Niemann. „Das Ziel ist, immer irgendwie Ordnung auf dem Papier zu schaffen. Um das zu erreichen, muss ich akzeptieren, dass es auf dem Schreibtisch (und im Kopf) bisweilen etwas chaotisch zu geht.”
Obwohl international erfolgreich, kämpft auch der Künstler Christoph Niemann mit existentiellen Fragen. Auf einer Ausstellungswand zeigt er, wie er mit Zweifeln wie „Ich bin nicht gut genug“, „Meine Arbeit ist irrelevant und ich bin bald pleite“ oder „Ich habe keine Ideen mehr“ umgeht. Dabei erhält man einen Einblick in sein künstlerisches Vorgehen und erfährt, wie er auf seine Ideen kommt: „Die größte Erkenntnis, die ich über die Jahre gewonnen habe, ist: Man kann nichts erzwingen. Man kann nur gute Rahmenbedingungen schaffen, und dann versuchen sich mit kleinen Schritten guter Arbeit zu nähern”, sagt Niemann.
In Christoph Niemanns Werkschau können große und kleine Besucher/innen viel entdecken und selbst ausprobieren. VR-Brillen ermöglichen das Eintauchen in 360°-Illustrationen einer Kathedrale und einer Stadtszenerie. Man kann die beiden Kid’s Apps „Chomp“ und „Petting Zoo“ von Christoph Niemann auf Tablets ausprobieren. Und an der Kasse kann man Kreativtaschen ausleihen. Diese laden anhand von acht Aufgaben zu einem kreativen Ausstellungsrundgang ein, der zeichnen, kleben und schreiben beinhaltet. „Christoph Niemanns ‚Randnotizen‘ ist eine Ausstellung zum Staunen über das, was Zeichnung alles kann,“ schließt Museumsleiterin Jutta Moster-Hoos.
Rahmenprogramm
Das Veranstaltungsprogramm zur Ausstellung umfasst neben den Sonntags-, Mittags- und Kuratorinnenführungen auch ganz neu Familienführungen, Kunst mit Kind und eine Führung in Gebärdensprache. Im Queeren Salon regen Fragen wie „Welche Farbe hat ein Kuss?” dazu an, sich künstlerisch mit der eigenen Körperlichkeit und Queerness auseinanderzusetzen. Ein Highlight ist auch das Tasting mit den Buddel Jungs, bei dem zur Ausstellung passende Spirituosen probiert werden können. Im Workshop-Programm sind May & Berry, der Reisezeichner Jens Hübner und die Cartoonistin Dagmar Gosejacob zu Gast. Außerdem gibt es einen Linolschnittkurs, Zeichenkurse und die Papierwerkstatt für Kinder.
Sonderedition
Eine Sonderedition des Buches „IDEA DIARY“ von Christoph Niemann mit einer eingelegten Originalgrafik ist anlässlich der Ausstellung im Horst-Janssen-Museum für 85 Euro erhältlich. Bei der Grafik handelt es sich um ein Letterpress, 2-farbig, der Arbeit „Lunch“.
Förderung
Gefördert wird die Ausstellung von der OLB-Stiftung, den Freunden und Förderern des Horst-Janssen-Museums Oldenburg e.V., der Stiftung Niedersachsen und der EWE Stiftung. Kooperationspartner sind die CITIPOST Nordwest und die Bäckerei Janssen.

