„Genie-Preis“: Tuấn Andrew Nguyễn erhält MacArthur-Stipendium

15.10.2025

„Genie-Preis“: Tuấn Andrew Nguyễn erhält MacArthur-Stipendium

Oldenburg. Der vietnamesisch-amerikanische Künstler Tuấn Andrew Nguyễn wurde mit dem renommierten MacArthur-Stipendium, auch bekannt als „Genie-Preis“, ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr 2024 war seine Ausstellung „When Water Embraces Empty Space“ im Haus für Medienkunst, Katharinenstraße 23, zu sehen. Im Mittelpunkt standen dabei Arbeiten über das Luf-Boot, ein 16 Meter langes, handgefertigtes Ausleger-Segelboot von der Insel Luf, die einst Teil der deutschen Kolonie Deutsch-Neuguinea war. Dieses Artefakt gilt als das größte und wohl bedeutendste Exponat im Berliner Humboldt-Forum. Die Idee zu der Auseinandersetzung mit dem Luf-Boot entstand 2022 in Oldenburg. Nguyễn nahm die Einladung des Hauses für Medienkunst an und entwickelte dort gemeinsam mit dem Team den Plan für die Umsetzung.

Über den „Genie-Preis“
Die MacArthur Foundation gehört zu den größten humanitären Organisationen in den USA. Gegründet wurde sie von John Donald MacArthur, einem der reichsten Männer seiner Zeit, der als erfolgreicher Versicherungsunternehmer in den späten 1970er Jahren verstarb. Das MacArthur Stipendium wird jedes Jahr an außergewöhnliche Talente aus Wissenschaft, Technik, Journalismus und Kunst vergeben. Dabei ist die mit jeweils 800.000 US-Dollar dotierte Förderung an keine Bedingungen geknüpft und gibt den diesjährigen 22 Preisträgerinnen und Preisträgern die finanzielle Freiheit, ihre kreativen oder wissenschaftlichen Projekte weiterzuverfolgen.

„When Water Embraces Empty Space“
Mit Videoinstallationen, Fotografien und gemeinschaftlich hergestellten Objekten erzählt Nguyễn in „When Water Embraces Empty Space“ die bis in die Gegenwart reichende Geschichte des Luf-Boots und seiner Gemeinschaften. Seine großformatigen Werke basieren auf intensiven Recherchen und einem engagierten Einsatz für die indigene Bevölkerung der Insel Luf, deren kulturelles Gedächtnis durch Kolonialismus, Krieg und Vertreibung bedroht ist. Nguyễns Arbeit setzt sich mit den kolonialen Gewaltverhältnissen auseinander, die das Boot und die Lebensgrundlagen der Gemeinschaften nachhaltig geprägt haben, darunter Zwangsarbeit, Vergewaltigung und Strafexpeditionen der kaiserlichen Marine. Informationen zur inzwischen beendeten Ausstellung in Oldenburg finden Interessierte im Archiv vom Haus für Medienkunst online unter https://www.hausmedienkunst.de/ ».

Kunst mit Auszeichnung
Tuấn Andrew Nguyễn wurde 1976 in Saigon in Vietnam geboren. Mit drei Jahren floh seine Familie in die USA, in den Bundestaat Oklahoma. Nguyễn wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem im Jahr 2010 mit einem Stipendium der Art Matters Foundation, einer Förderung des VIA Art Fund sowie im Jahr 2023 mit dem Joan Miró Prize der Fundació Joan Miró. Seine Arbeiten wurden international ausgestellt, beispielsweise bei der Asia Pacific Triennial of Contemporary Art im Jahr 2006, der Whitney Biennial im Jahr 2017, der Sharjah Biennial im Jahr 2019 und der Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst im Jahr 2022. Im Jahr 2006 war er außerdem Mitbegründer von „The Propeller Group“, einem Kollektiv an der Schnittstelle von Kunst und Werbung. Die Gruppe wurde ebenfalls vielfach ausgezeichnet.

Foto: Stadt Oldenburg
Tuấn Andrew Nguyễn (Mitte) bei den Installationsarbeiten der Ausstellung „When Water Embraces Empty Space“ zusammen mit Kooperationspartnern aus Papua-Neuguinea. Foto: Stadt Oldenburg