Kinder- und Jugendbuchpreis 2025: Manuskripte dreier Autorinnen nominiert

08.10.2025

Kinder- und Jugendbuchpreis 2025: Manuskripte dreier Autorinnen nominiert

Oldenburg. Für den Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Oldenburg 2025 hat die Jury drei bislang unveröffentlichte Manuskripte für Jugendbücher nominiert – drei „Entdeckungen, die den Jugendbuchmarkt bereichern werden“, so Jurymitglied Birgit-Müller-Bardorff. Nominiert sind: „Irgendwie lief fast alles. Schief“ von Heike Falkenberg, „ANGUS“ von Jenny Hungerbühler und „Freunde“ von Eva Kranenburg.

Aus insgesamt 195 eingereichten Erstlingswerken – darunter 137 Manuskripte und 58 bereits verlegte Bücher – hat die fünfköpfige Jury die Texte der drei Autorinnen ausgewählt. Die Preisträgerin des mit 8.000 Euro dotierten Kinder- und Jugendbuchpreises wird am Montag, 17. November, um 18 Uhr während der Verleihung im Alten Rathaus bekannt gegeben. Zuvor lesen die drei Nominierten im Rahmen der Oldenburger Kinder- und Jugendbuchmesse KIBUM aus ihren Manuskripten: am Montag, 17. November, 15 Uhr, im Forum St. Peter. Hier sind alle Interessierten willkommen.

Nominiert ist Heike Falkenberg mit ihrem Werk „Irgendwie lief fast alles. Schief“
In dem Manuskript zu „Irgendwie lief fast alles. Schief“ geht es um die junge Lena, deren Gefühle Achterbahn fahren, seit klar ist, dass ihre Eltern sich scheiden lassen. Beide gehen bereits ganz in neuen Liebesbeziehungen auf, während für Gespräche mit den Kindern die Worte fehlen. Zwar läuft alles irgendwie weiter, für Lena aber schief und sie kann mit niemandem darüber reden. So beginnt sie, sich in die eigene Gedankenwelt zurückzuziehen, sich und ihre Umwelt zu beobachten und den schmerzhaften Erfahrungen mit Witz zu begegnen. Bis sie schließlich ausreißt.

Die 1961 in Berlin geborene Schauspielerin und Theaterautorin Heike Falkenberg studierte an der Universität der darstellenden Künste in Berlin Schauspiel und hatte im Anschluss erste Gastverträge an der Berliner Schaubühne, der Brooklyn Academy of Music und dem Schauspiel Köln. Danach war sie für zehn Jahre festes Ensemblemitglied am Hamburger Thalia Theater unter der Intendanz von Jürgen Flimm. Es folgten zahlreiche Film- und Fernsehproduktionen sowie erste Inszenierungen am Thalia Theater in Halle, die sie in doppelter Funktion als Autorin und Regisseurin auf die Bühne brachte. Heike Falkenberg war für den Mühlheimer KinderStückePreis nominiert und erhielt das Alfred Döblin Stipendium für Berliner Autorinnen und Autoren.

Nominiert ist Jenny Hungerbühler mit ihrem Werk „ANGUS“
„ANGUS“ ist die Geschichte der Brüder Angus und Karl, die gezwungen sind, ihr bisheriges Leben hinter sich zu lassen. Der achtzehnjährige Karl wird eines Mordes beschuldigt, verlässt sein gutsituiertes Leben und taucht in einer Hütte im Wald unter. Sein zwei Jahre jüngerer Bruder Angus schreibt sich daraufhin in Karls Schule ein, dem Eliteinternat Marienthal. Hier will Angus mehr über die Umstände des Mordes herausfinden, um Karls Unschuld zu beweisen – trotz seiner langen Abwesenheit aus dem Schulleben wegen einer posttraumatischen Belastungsstörung. Dazu muss er sich seinen Ängsten und Phobien stellen. „ANGUS“ ist eine Geschichte über den Mut, sich selbst anzunehmen und zu sein, wer man ist.

Die ehemalige Gymnasiallehrerin Jenny Hungerbühler war 2024/2025 Stipendiatin an der Akademie für Kindermedien in Erfurt, die professionellen Autorinnen, Autoren und Nachwuchstalenten ermöglicht, in einem einzigartigen Arbeitsumfeld ihre Stoffe für Kinder oder Jugendliche zu entwickeln. Als ehemalige Lehrerin und Mitglied im Förderverein Deutscher Kinderfilm e.V. weiß sie, wie inspirierend und kraftvoll kreative Arbeit für junge Menschen ist. Als Drehbuchautorin war Hungerbühler 2025 Mitglied der Jury des REC, eines von filmbegeisterten jungen Erwachsenen und Jugendlichen gegründeten internationalen Nachwuchsfilmfestivals in Berlin. Mit „ANGUS“ legt sie ihren ersten Jugendroman vor.

Nominiert ist Eva Kranenburg mit ihrem Werk „Freunde“
„Freunde“ ist ein Roman über vier junge Menschen: Aus Angst, in den letzten Kriegstagen noch an die Front geschickt zu werden, verstecken sie sich und werden eine Art Familie füreinander. Als der sechszehnjährige kluge und hochmanipulative Joschi zu der Gruppe stößt und ihre Einheit zerstört, wird die Frage nach der Moral zu einer nach Leben und Tod. Kann man den Hass auf ein anderes Volk überwinden, ein Volk, mit dem man sich im Krieg befindet? Kann man lieben, wenn man Gewalt erlebt und alle einem nahestehenden Menschen verloren hat? Kann man moralisch bleiben in einer destruktiven Welt?

Eva Kranenburg war 2013/2014 Stipendiatin der Münchner Drehbuchwerkstatt, einem seit 1989 jährlich stattfindenden zwölfmonatigen Fortbildungsprogramm für Drehbuchautorinnen und -autoren in Trägerschaft der Hochschule für Fernsehen und Film München, des Bayrischen Staatsministeriums für Digitales und Bayrischem Rundfunk. Im Anschluss erhielt sie für „Die denkwürdigen Erlebnisse meines Vaters“ den Tankred Dorst-Preis für ein herausragendes Drehbuch. Kranenburg ist Autorin der von Netflix und ZDF produzierten Serie „Parfum“. Für das Buchprojekt „Freunde“ erhielt sie 2024 bereits den Förderpreis der Mitteldeutschen Medienförderung. Eva Kranenburg ist zudem Psycho- und Traumatherapeutin, sie arbeitet mit Geflüchteten aus Afghanistan, Syrien, dem Iran, Irak und der Ukraine.

Jury: „Viele Jugendbücher über Fluchterfahrung, Integration, Krieg und Identität“
Unter den eingereichten Büchern und Manuskripten war in diesem Jahr ein Trend festzustellen, sagt Birgit Müller-Bardorff: „Knapp 200 Einsendungen haben uns dieses Jahr erreicht, das war vergleichbar mit den Vorjahren. Ganz besonders auffällig aber waren die vielen Jugendbücher, die sich mit den Themen der Zeit beschäftigen: Fluchterfahrung, Integration, Krieg und Identität. Dabei wurden neben autofiktionalen Narrativen viele Erzählformen mit großer kreativer und dramaturgischer Tiefe gewählt. Tatsächlich fiel uns die Entscheidung nicht ganz leicht bei der Anzahl der Finalisten. Denn das Niveau und auch die Relevanz der Themen haben uns Jurymitglieder in vielen Fällen überzeugt. Alle drei Nominierten sind Entdeckungen die, wie wir finden, dem Oldenburger Kinder- und Jugendliteraturpreis gerecht werden, aus dem schon so viele herausragende Talente in den letzten 47 Jahren hervorgegangen sind, wie beispielsweise Miriam Pressler (1980), Tamara Bach (2003), Nils Mohl (2011) oder Julya Rabinowich (2017).“

Die Mitglieder der diesjährigen Jury sind – wie auch 2024 – Prof. Dr. Tobias Kurwinkel (Professor für Neuere Deutsche Literatur, insbesondere Literatur und Kinder- und Jugendkulturen, Universität Hamburg), Christine Paxmann (Herausgeberin der Fachzeitschrift Eselsohr und Autorin), Birgit Müller-Bardorff (Redakteurin der Augsburger Allgemeinen), Markus Lefrançois (Illustrator) und Johanne Goldenstein (Schülerin des Lothar-Meyer-Gymnasiums in Varel).

Über den Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Oldenburg
Seit 1977 vergibt die Stadt Oldenburg einen Preis für herausragende literarische und künstlerische Leistungen auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendliteratur. Der mit 8.000 Euro dotierte Förderpreis will Autorinnen und Autoren beziehungsweise Illustratorinnen und Illustratoren bestärken und ermutigen, ein Erstlingswerk vorzulegen. Zugleich soll innovativen Ideen eine Chance gegeben und ein Anreiz geschaffen werden, die Werke Unbekannter in die Verlagsprogramme aufzunehmen.

Weitere Informationen zum Kinder- und Jugendbuchpreis gibt es im Internet unter www.oldenburg.de/kinder-und-jugendbuchpreis ».