Kompositionsauftrag 2002 für Christoph J. Keller

Auftragskomposition 2002 von Christoph J. Keller uraufgeführt

Anlässlich der Verleihung des Carl-von-Ossietzky-Preises für Zeitgeschichte und Politik an Uri Avnery wurde am Samstag, 4. Mai 2002 im Rahmen des Festaktes eine Auftragskomposition des Oldenburger Komponisten Christoph J. Keller uraufgeführt. Die von der Stadt Oldenburg in Auftrag gegebene Komposition trägt den Titel „Verantwortung für die Erde. Melodram nach Texten von Carl von Ossietzky und Albrecht Haushofer“. Christoph J. Keller hat das Werk für Akkordeon, Klavier und Schlagzeug sowie zwei Sprecher geschrieben. Interpretiert wurde es von Ute Pukropski, Jesko Brandt, Gerson Stiening sowie Thomas Birklein und Stefan Kiefer als Sprecher.

Angaben zur Komposition von Christoph J. Keller

Die im Melodram verwendeten Texte von Carl von Ossietzky stammen aus den Jahren 1918 bis 1932; die Sonette Albrecht Haushofers sind 1944/45 im Gefängnis Berlin-Moabit verfasst worden, im Angesicht des bevorstehenden Todes.

Die Musik führt in die Atmosphäre und Empfindungsebene des Textgeschehens, sie kommentiert zudem und vertieft die Textaussage. Jedem Sprecher ist ein bestimmtes Instrument zugeordnet: Sprecher I (Ossietzky) das Akkordeon, Sprecher II (Haushofer) der Flügel. In der Gleichzeitigkeit des Sprechens und mit dem Geflecht der vielfältigen, durch das Schlagzeug erweiterten musikalischen Motive entsteht eine besondere künstlerische Ebene. Sie ermöglicht es den Hörerinnen und Hörern, der Verwandlung und allmählichen Transzendenz des Textes folgend, eigene Lösungswege zu finden und den Bezug zum aktuellen Zeitgeschehen herzustellen.

Die Komposition „Verantwortung für die Erde“ ist den beiden Autoren Carl von Ossietzky und Albrecht Haushofer sowie den israelischen und palästinensischen Opfern der kriegerischen Auseinandersetzung im Nahen Osten gewidmet.

Biografie des Komponisten

Der Oldenburger Komponist Christoph J. Keller wurde 1959 in Geldern am Niederrhein geboren. Er studierte Musikwissenschaft und Theologie an der Universität des Saarlandes und setzte an der Musikhochschule Saarbrücken sein Studium mit den Fächern Schulmusik und Musikerziehung fort. Dort vertiefte er seine Ausbildung von 1982 bis 1985 mit einem Konzertreifestudium (Hauptfach Klavier bei Jean Micault, Tonsatz bei Hans Lonnendonker und Theo Brandmüller).

Schon während des Studiums arbeitete Christoph J. Keller zunächst einige Jahre als Musikpädagoge an der Musikschule des Landkreises Saarlouis und wechselte dann 1985 an die Musikschule der Stadt Oldenburg, wo er die Fächer Klavier, Kammermusik und Musiktheorie unterrichtete. Seit 1997 lebt er als freischaffender Komponist, Pianist, Musikpädagoge und Fachrezensent in Oldenburg.

Als Pianist gibt Christoph J. Keller zahlreiche Konzerte in Deutschland, Frankreich, Holland und Italien. Die Uraufführungen seiner Kompositionen finden sowohl in Deutschland als auch in Rumänien und Japan statt. Seine Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet: 1981 mit dem 1. Preis beim Internationalen Klavierwettbewerb „Madeleine des Valmalète“, 2001 mit dem Kompositionspreis der Stadt Siegburg. Zudem wirkt er als Juror bei verschiedenen Kompositions- und Interpretationswettbewerben mit. Er ist Mitglied im DTKV (Deutscher Tonkünstlerverband), wo er seit 1998 den 1. Vorsitz der Bezirksgruppe Nds. Nordwest innehat, in der EPTA (European Piano Teacher Association) und im DKV (Deutscher Komponistenverband).

Die Verbindung von Theorie und Praxis macht ein wesentliches Ziel seiner Arbeit aus. So vermittelt er in Gesprächskonzerten, musikphilosophischen Vorträgen und Seminaren die Ideen und Prinzipien, die seinen Kompositionen zugrunde liegen. Für den Unterricht mit Jugendlichen entwickelte er unter anderem die Materialien „Entdecken & Gestalten“, ein Komponier- und Musizierbuch für den Instrumental- und Gruppenunterricht, „Neues Jugendalbum für Klavier“ und „Schatztruhe“, ein Spielbuch für den Klavieranfangsunterricht. Neben musikpädagogischen Werken umfasst sein Œuvre eine Vielzahl von Kompositionen für Klavier (Klavierzyklus „Klangwelten“ 1994/95, „Poème-Ampiezza“ 2001 unter anderem) und für andere Instrumente wie Orgel, Akkordeon, Holzbläser und Streichinstrumente, die auf einer eigenen Kompositionstechnik basieren und sich insbesondere durch ihre expressive Klangsprache auszeichnen. Außerdem schuf Christoph J. Keller Auftragskompositionen für Kammerensembles, verschiedene Vokalwerke („Moabiter Sonette“ 1997 für Gesang und Klavier unter anderem) und Melodramen („Die Kristallkugel“ 1997 für Sprecher und Klavier, „Christophorus“ 1999 für Sprecher und Flügel unter anderem). Diese liegen wie der große Teil der Werke Christoph J. Kellers in veröffentlichter Form vor.

(Stand 2002)
Weitergehende Informationen zu Christoph J. Keller finden Sie auf seiner Homepage hier »

Zum Carl-von-Ossietzky-Preisträger Uri Avnery »

Zuletzt geändert am 13. Februar 2023