Vorm Tod geflohen und Oldenburg verlassen

Flucht vor dem Tod

Auswandern – die einzige Möglichkeit

Während der Zeit des Holocausts sind in Deutschland viele Menschen von den Nazis umgebracht worden. Doch einige konnten sich vor den Nationalsozialisten retten, zum Beispiel indem sie aus Deutschland auswanderten. Auch die Familie Landsberg aus Oldenburg wanderte aus.

Die Familie Landsberg

Auf dem Bild hier siehst du den Vater Otto Landsberg mit seinen Kindern Ursula und Hans. Als das Bild gemacht wurde, war Hans neun Jahre alt und Ursula war 13. Die Landsbergs wohnten am Theaterwall in Oldenburg. auf dem nächsten Foto siehst du, wie es am Theaterwall im Jahr 1938 aussah. Im Haus mit der Hausnummer 24 lebten die Landsberg, bevor sie nach England flüchteten.

Die Familie Landsberg war am 10. November 1938 in der Reichspogromnacht von den Nazis verhaftet worden. In dieser Nacht wurden in vielen deutschen Städten, so auch in Oldenburg, die Synagogen zerstört. Viele Geschäfte, die Juden gehörten, wurden zertrümmert und Juden wurden verhaftet. Frauen und Kinder kamen am nächsten Tag wieder frei, doch die Männer, so auch der Vater Otto, wurden im Konzentrationslager Sachsenhausen gefangen gehalten. Am 1. Dezember 1938 konnten die Geschwister Hans und Ursula Landsberg mit einem Kindertransport nach England gelangen. Mit den Kindertransporten von 1938 und 1939 wurden zehntausend jüdische Kinder aus Deutschland, Österreich, Tschechien und Polen nach England gebracht.

Kindertransport nach England

Fünf Tage nachdem Hans und Ursula Landsberg mit einem Kindertransport nach England aufbrachen, am 6. Dezember 1938, kam ihr Vater Otto Landsberg wieder aus dem Konzentrationslager frei. Nur unter der Bedingung, dass er sofort das Land verlasse, kam er frei. Das wollten die Eltern, Otto und Martha Landsberg, natürlich liebend gern, aber einfach war es nicht. Am 24. August 1939 schafften sie es schließlich, auch nach England zu kommen. Doch nicht immer konnten die Eltern nach England nachreisen, so wie es Herr und Frau Landsberg gelang.

Wie erging es den Kindern, die ohne ihre Eltern auskommen mussten? Forsche nach, was mit den Kindern passierte, die ihre Eltern niemals wieder sahen.

Tipp:
In dem Buch „Ich kam allein“ erzählen mehrere Menschen, die den Kindertransport erlebten, von dieser Rettung. Die deutsche Ausgabe des Buches ist von Rebekka Göpfert (1994): „Ich kam allein. Die Rettung von zehntausend jüdischen Kindern.“ Herausgegeben vom Deutschen Taschenbuchverlag, München.

Hier endet die Geschichte der Familie Landsberg. Falls du noch mehr über Menschen jüdischen Glaubens, die während der NS-Zeit aus Oldenburg geflohen sind, erfahren möchtest, kannst du oben auf eine anderen Link klicken.

Und die anderen?

Ähnlich wie die Familie Landsberg sind noch weitere Menschen jüdischen Glaubens während des Nationalsozialismus aus Deutschland geflohen. Doch sehr viele Menschen, die von Hitler verfolgt wurden, wurden umgebracht und nur einer kleinen Zahl gelang die Flucht. So wie die Landsbergs haben die, die fliehen konnten, sehr viel Glück gehabt. Die meisten Menschen flüchteten nach England, in die USA, nach Südamerika, Holland und Palästina. Aber auch nach Frankreich, Polen, Afrika, Australien und China wanderten einige Verfolgte aus.

Auf den nächsten Seiten siehst du einige Fotos und Daten von Menschen jüdischen Glaubens. Sie alle wohnten einst in Oldenburg und konnten dem Nationalsozialismus entfliehen. Die Personen, die hier gezeigt werden, waren alle noch jung, als sie geflohen sind.

Hedwig de Levie

Hedwig de Levie wurde 1924 in Oldenburg geboren. Sie wohnte im Hochheider Weg 3. An ihrem 12. Geburtstag, dem 11. Mai 1936, konnte sie nach Palästina gelangen. Auch nach dem Krieg kehrte sie nicht wieder nach Deutschland zurück.

Jan Lazarus und Manfred Jakobs

In der hinteren Reihe der dritte Junge von rechts ist Jan Lazarus. Er wurde 1923 geboren und wohnte am Damm 30, später in der Donnerschweerstraße 120. Mit 15 Jahren konnte er nach England gelangen.

Der Junge vor Jan Lazarus ist Manfred Jakobs. Er wurde 1924 in Oldenburg geboren. Er lebte mit seiner Familie ebenfalls in der Donnerschweerstraße 120. Als er 13 Jahre alt war, floh er nach Holland. Seit dem Ende des Krieges 1945 lebt er in den USA.

Peter und Paul Gerson

Links auf diesem Bild ist Peter Gerson zu sehen. 1925 wurde er in Oldenburg geboren und lebte mit seiner Familie in der Bremerstraße 32, Sonnenstraße 22 und schließlich in der Uferstraße 62. Mit 12 Jahren, 1938, flüchtete er mit seinen Eltern und seinem Bruder nach Holland. Dort wurde die ganze Familie 1942 von den Nationalsozialisten entdeckt. Alle Familienmitglieder wurden in Konzentrationslager gebracht. Nur er überlebte die drei langen Jahre in Haft. Nach dem Krieg ging er nach Frankreich, Zypern und schließlich nach Palästina. Rechts auf dem Bild ist sein Bruder Paul Gerson zu sehen, der 1944 in einem Konzentrationslager der Nazis starb.

Hans und Kurt Reyersbach

Links im Bild das ist Hans Reyersbach. Er wurde 1911 geboren und lebte in der Beethovenstraße 17. Mit 24 Jahren, 1936, flüchtete er nach Südafrika. Seinen Cousin Kurt Reyersbach siehst du hier auf dem Bild ganz rechts. Er wurde 1914 in Oldenburg  geboren. Er wohnte in der Roggemannstraße 1. 1934 flüchtete er mit 20 Jahren nach England. Nach dem Krieg, also nach 1945, ging er nach Chile.

Bertha Goldschmidt

Bertha Goldschmidt, geboren 1909, lebte an verschiedenen Orten in Oldenburg: In der Gartenstraße 34, Würzburgerstraße 35, Ofenerstraße 53, Nordstraße 2 und der Staulinie 17. Mit 30 Jahren, im Jahre 1939, konnte sie nach England fliehen.

Alle Fotos, die du hier siehst, stammen übrigens aus diesem Buch:

Paulsen, Jörg (2001): Erinnerungsbuch. Ein Verzeichnis der von der nationalsozialistischen Judenverfolgung betroffenen Einwohner der Stadt Oldenburg 1933-1945. Edition Temmen Verlag, Bremen.

Zuletzt geändert am 2. Mai 2023