Zeit der Weltkriege

Vom Großherzogtum zum Freistaat

1900 übernahm Friedrich August im Alter von 47 Jahren die Regierung. Er zeigte sich gegenüber wirtschaftlichen und technischen Fragen äußerst aufgeschlossen. Als Kenner galt er für die Bereiche Seefahrt und Marine. Er setzte sich für den Ausbau der Wasserwege und der Oldenburgischen Weserhäfen ein. Dadurch wurde Oldenburg für die Industrie attraktiver. Der Transport von Materialien oder den fertigen Produkten war nun viel einfacher.

Dieser Aufschwung wurde gebremst durch den Ersten Weltkrieg. In vielen deutschen Städten war man anfangs begeistert von diesem Krieg. Er ging von 1914 bis 1918. Auch in Oldenburg gab es viele Begeisterte. Sie meldeten sich als Freiwillige. Aber die Freude endete bald: Die Preise stiegen, es gab viele Arbeitslose und die Sorge um die Angehörigen im Krieg stieg. Die Feldpost, das ist die Post zwischen der Front und der Heimat, brachte ab und zu Nachricht von den Soldaten. Es gab viele Gefallene. Der Erste Weltkrieg endete mit einer Niederlage für Deutschland.

Am 11. November 1918 brach eine Revolution aus und Großherzog Friedrich August legte die Regierung widerstandslos nieder. Er zog sich nach Rastede zurück. Damit dankte der letzte Oldenburger Großherzog ab. Das heißt, dass Großherzog Friedrich August auf den Thron verzichtete. Oldenburg wurde Hauptstadt des so genannten Freistaates Oldenburg. Der neue Freistaat bekam am 17. Juni 1919 eine Verfassung und am 21. Juni 1919 wurde eine erste Regierung gewählt.

Anfänge der Nationalsozialisten in Oldenburg

1921 wurde die erste Oldenburger Gruppe der Nationalsozialistischen Arbeiter Partei (NSDAP) gegründet. Sie löste sich jedoch wieder auf. 1923 wurde sie dann erneut gegründet. Im gleichen Jahr aber wieder aufgelöst. Zwei Jahre später (1925) dann aber neu gegründet. Ein ziemliches hin und her!

Man kann auf jeden Fall sagen, dass sich die Nazis – so werden die Nationalsozialisten auch genannt – sehr früh in Oldenburg durchgesetzt haben. Bei einer Versammlung der Nationalsozialisten in Oldenburg sprach Adolf Hitler das erste Mal 1928 in Oldenburg. Bei einer Rede von ihm am 22. Mai 1932 waren 35.000 Menschen dabei. Ab 1933 wurden alle Parteien aufgelöst. Personen, die Mitglied einer anderen Partei als der NSDAP waren, wurden verhaftet oder verfolgt. Auch die Presse durfte nicht mehr alles schreiben. Die Pressefreiheit, wie sie heute besteht, war damals nicht gegeben.

Judenverfolgung in Oldenburg

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 – das war die so genannte Reichspogromnacht » (9./10. November) setzten Nationalsozialisten die Oldenburger Synagoge in Brand. Jüdische Schulen brannten bis auf die Grundmauern nieder. Jüdische Einwohnerinnen und Einwohner wurden verhaftet und in die Polizeikaserne am Pferdemarkt gebracht. Alle jüdischen Männer über 16 Jahre wurden von dort in einem demütigenden Marsch, auch Judengang genannt, durch die Innenstadt zum Gerichtsgefängnis geführt und anschließend in das Konzentrationslager » Sachsenhausen gebracht.

Hier findest du Berichte über Oldenburgerinnen und Oldenburger, die vor dem Tod geflohen sind und Oldenburg verlassen mussten »

Flüchtlingsströme: Oldenburg als neue Heimat

Im Zweiten Weltkrieg wurde Oldenburg weitgehend von Bomben verschont. 1943 wurden die Landesbibliothek und das Museum am Damm von Bomben getroffen. Weil Oldenburg so wenig Bomben abbekam, kamen ab 1945 erste Flüchtlingsfamilien in die Stadt. Insgesamt waren es rund 40.000 Flüchtlinge, die nach Oldenburg gelangten. Somit wurde Oldenburg mit über 120.000 Einwohnern schlagartig zur Großstadt. Die Eingliederung, dieser vielen Menschen, die auch Integration genannt wird, ist eine der großen Leistung in der Stadtgeschichte von Oldenburg.

Zuletzt geändert am 9. Februar 2024