„KeinNotfall“-Service

Alternativkanal für die Meldung von Schäden, von denen keine akute Gefahr ausgeht

„KeinNotfall“-Service entlastet Notruf-Leitungen bei Unwetterlagen

Bei außergewöhnlichen Ereignissen wie Unwettern und anderen Großschadenslagen stehen die Telefone der Notrufnummer 112 in Einsatzleitstellen nicht still. Insbesondere seit Mobiltelefone die Kommunikationsmöglichkeiten wesentlich erweitert haben, melden sich bei einer Unwetterlage in kürzester Zeit hunderte Anruferinnen und Anrufer, weil überflutete Straßenbereiche, herabgefallene Dachziegel oder umgestürzte Bäume auffallen – oft wird das gleiche Ereignis mehrmals gemeldet. Das große Problem dabei: Die echten Notrufe, bei denen Leben in Gefahr sind, kommen nicht immer bis zur Feuerwehr- und Rettungsleitstelle durch, weil die zur Verfügung stehenden Notrufleitungen und Abfragekapazitäten belegt sind.

Über „KeinNotfall“-Service

„Der „KeinNotfall“-Service verfolgt das Ziel, die Notrufkapazitäten zu entlasten, aber auch den Feuerwehren einen Mehrwert an Informationen bereitzustellen“, schildert Mirko Mennrich, Projektleiter beim IT-Unternehmen BTC Business Technology Consulting und Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Oldenburg, der aus der Idee in Zusammenarbeit mit der Großleitstelle Oldenburger Land (GOL) die „KeinNotfall“-Lösung konzipiert hat.

Der digitale Service ermöglicht die Meldung von unkritischen Schäden und Vorfällen, ohne die Notrufleitungen zu belasten. Bürgerinnen und Bürger können somit die Geoposition des Schadensortes mit ihrem Mobiltelefon erfassen und zusammen mit einem Foto und einer Beschreibung versenden. Die Meldungen werden dann direkt an die zuständige Führungsstelle der Feuerwehr übertragen, dort bewertet, priorisiert und weiterbearbeitet.

Bei der GOL trifft die Anwendung auf große Zustimmung. „Mehr als 500 Notrufe am Tag zu bearbeiten, ist kein Problem“, bestätigt Stefan Abshof von der GOL. „Bei Sonderlagen, wie Orkanen und Überschwemmungen, kommen es aber zu einem stark ansteigenden Anrufaufkommen der Bürgerinnen und Bürger – viele dieser Anrufe sind keine „echten Notrufe“ im eigentlichen Sinne und so steigt die Anruflast in den Feuerwehr- und Rettungsleitstellen stark an.“

Der KeinNotfall-Service ist der Alternativkanal zur Notrufnummer, um Vorfälle, von den keine Gefahr für Leib und Leben ausgehen, schnell und unkompliziert zu melden. Frank Leenderts, Leiter und Geschäftsführer der GOL, kann dies uneingeschränkt bestätigen: „Auf diese Weise werden die Notrufleitung in den Leitstellen für lebensbedrohliche Einsätze freigehalten – dadurch wird die temporäre Extremsituation entlastet und die Einsatzplanung in den Führungsstellen der Städte und Gemeinden kann optimiert werden.“

Was ist der Vorteil vom neuen Service?

Michael Bremer, bisheriger Leiter der Feuerwehr Oldenburg und Initiator des Projektes, hebt die Wichtigkeit des neuen Service hervor: „Vor dem Hintergrund der Klimaveränderungen müssen wir von weiter zunehmenden Unwetterlagen ausgehen. Die Digitalisierung der Schadensmeldungen ist ein wesentliches Instrument, um diese Einsatzlagen auch künftig bewältigen zu können.“ Auch sein Nachfolger Jens Spekker ist der Auffassung, dass ein solcher Online-Meldeweg in der heutigen Zeit unumgänglich ist.

Die hilfreiche Lösung hat die BTC AG im Frühsommer 2021 in Zusammenarbeit mit der Großleitstelle Oldenburger Land und Vertretern der zugehörigen Kreisfeuerwehren entwickelt. Basierend auf Open-Source-Technologien wird diese als Software-as-a-Service bereitgestellt und kann auf jedem aktuellen mobilen Endgerät ohne Installation mit dem Browser genutzt werden.

Es stehen drei Module für die jeweilig Beteiligten zur Verfügung:

  • Das beschriebene Bürgerinnen- und Bürgermodul benötigt keine Installation und ist bei größeren Unwetterereignissen auf der Seite von „Kein Notfall“ » erreichbar. Damit lassen sich einfach und schnell Meldungen mit wertvollen Zusatzinformationen (Koordinaten, Foto, Kurzbeschreibung) absetzen.
  • Das Leitstellenmodul ist für die Leitstelle konzipiert. Es aktiviert die anlassbezogene Schadensmeldung, legt das Schadensgebiet fest und schaltet die Führungsstellen frei. Ein umfassendes Monitoring von Schadensmeldungen wird ermöglicht, ebenso eine automatische Weiterleitung an die zuständigen Feuerwehren.
  • Im Führungsstellenmodul nimmt die Feuerwehr die Meldungen entgegen, priorisiert sie und veranlasst die Schadensbeseitigung durch Einsatzkräfte vor Ort. Die Einsatzaufträge werden dafür digital weitergeleitet oder als Printversion mit QR-Code zur Verfügung gestellt.

Die Generalprobe für „KeinNotfall“ fand im Jahr 2021 im Oldenburger Land statt. Sie rief sehr positive Reaktionen hervor und wurde seitdem noch weiter optimiert und Stresstests unterzogen. Seit Februar 2022 kann der Service anlassbezogen durch die GOL freigeschaltet werden. Darüber wird mit den etablierten Warnapps BIWAPP und KATWARN », aber auch in den Social-Media-Kanälen der Leitstelle (Twitterseite der Feuerwehr Oldenburg ») informiert.

Zuletzt geändert am 3. April 2024